Am Grünen Tisch
Die Moralkeule trifft die Schwächsten
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| Donnerstag, 15. November 2007Saisonunterbrechung in der Zweiten und Dritten Liga nach dem Tod eines Fußballfans – Peter Hartmann (Neue Zürcher Zeitung) entmummt die italienische Politik des Scheins: „Jetzt wird die Tragödie zur Farce: Warum wird nach dem Aufruhr der ‚Teppisti’ (wie die Hooligans in Italien genannt werden), nach den Guerillaszenen in Rom, Bergamo, Mailand und anderen Städten zur Darstellung melodramatischer Betroffenheit die Meisterschaft der Serie B und der Serie C ausgesetzt? Was bezweckt diese Geste, wenn die Serie A ohnehin pausiert, weil die Squadra Azzurra in Glasgow um ihre Euro-Qualifikation spielt und die Show nachher weitergeht nach Kalender? Die Moralkeule trifft die Schwächsten, das Armenhaus des Calcio, die Schattenliga, die kaum wahrgenommen wird und keine Lobby hat. Die 22 B-Klubs erhielten keine Fernsehverträge mehr, nachdem sich Juventus, Genoa und Napoli mit ihrem großen Zuschauerpotenzial Ende letzter Saison nach oben verabschiedet hatten. Die verbliebenen Vereine hängen am Subventionstropf der Serie A, die jährlich 100 Millionen Euro in einen Solidaritätsfonds abzweigt, zu wenig zum Überleben. Zu den Spielen kommen im Schnitt kaum 5.000 Zuschauer, nur Brescia und der Traditionsklub Bologna haben mehr Zulauf. Die Präsidenten hatten einen Boykott erwogen, um auf ihre Notlage aufmerksam zu machen. Nun hat ihnen die absurde Zwangspause vorerst verunmöglicht, selber zu handeln.“