Deutsche Elf
Wir reden immer nur über uns
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| Mittwoch, 21. November 2007Weiteres zum Völler-Bierhoff-Streit
Oliver Bierhoff nimmt heute in der FAZ Stellung zu dem Streit mit Rudi Völler und entkräftet den Vorwurf der Besserwisserei: „Ich glaube, dass die Chemie zwischen Rudi und mir nicht optimal ist, aus welchen Gründen auch immer. Aber das Problem haben wir ja schon seit dem ersten Tag mit Jürgen Klinsmann, dass manche unsere Arbeit als besserwisserisch empfunden haben. Damals war es ja noch extremer. Da hieß es: ‚Der liegt in Amerika am Strand und erzählt uns, wie es geht. Was maßt der sich an?’ Da wir jedoch recht überzeugend und entschlossen unseren Weg gegangen sind, kommen jetzt zu einem Training über 30.000 Fans. Sie schwärmen von unserem schönen, offensiven und erfolgreichen Spiel. Es kann schon sein, dass sich dadurch jemand angegriffen fühlt. Dabei reden wir immer nur über uns – ich kann die Arbeit von Friedhelm Funkel oder Huub Stevens doch auch gar nicht beurteilen. Außerdem ändern wir ja auch intern immer wieder Dinge, die bei uns nicht richtig funktionieren. Das betrifft zum Beispiel die Trainerausbildung. Das ist etwas, was den DFB im Kern betrifft – und damit kritisieren wir uns selbst.“
Auf die Frage, wie er Polemik verkrafte, etwa Karl-Heinz Rummenigges Etikett „Ich-AG vom Starnberger See“, antwortet Bierhoff streng und empört: „Es handelt sich fast um Rufschädigung. Wenn keine Argumente da sind, wird versucht, Dinge anzusprechen, die Schlagzeilen garantieren. Wenn ich heute in die Zeitungen schaue, dann sind die Zitate von Völler fett gedruckt, die unter die Gürtellinie gehen. Meine argumentativen Antworten sind normal gedruckt. So funktionieren der Fußball und die Medien.“
Allerdings habe er sich mit der Arbeitsteilung in der DFB-Führung abgefunden: „Ich kann mit meiner Rolle in der Nationalmannschaft als Prellbock gut leben. Wichtig ist, dass wir uns als Verantwortliche im Team gut ergänzen. Deshalb freue ich mich auch, dass Jogi Löw zurzeit der beliebteste Deutsche ist. Er ist als Bundestrainer im Moment wenig angreifbar – und von seiner Art ist er vielleicht auch umgänglicher als ich, obwohl man mir immer so viel Diplomatie nachsagt.“
Klare Konzepte, dauerhaft angewandt
Andreas Lesch (Berliner Zeitung) findet auf Seite des Verbands die besseren Argumente: „Die Liga beklagt, ihre Möglichkeiten seien begrenzt, sie könne nicht aus einem riesigen Spielerpool wählen, sie könne im Alltag nicht jedes Konzept übernehmen, das das DFB-Team probiert. Zum einen zeigt die Personalie Podolski jedoch: Löw nutzt die Möglichkeiten vieler Spieler einfach konsequenter; seine klaren Konzepte, dauerhaft angewandt, wirken früher oder später fast immer; sein Beraterstab ist offenbar ein Land der Ideen. Zum anderen begrenzen die Klubs ihre Möglichkeiten oft auch selbst – durch kurzfristige Personalpolitik, unnötige Trainerwechsel, fehlende Kontinuität.“