Internationaler Fußball
Es wird ein Retter des englischen Fußballs gesucht – er darf sogar Deutscher sein
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| Donnerstag, 22. November 2007Englische Pressestimmen nach dem Ausscheiden Englands in der EM-Qualifikation / Jürgen Klinsmann ist einer der gewünschten Nachfolger des entlassenen Trainer Steve McClaren
Martin Samuel (Times) ergründet die Schwäche der Engländer: „England ist nicht bei der EM dabei und zwar deshalb, weil es am entscheidenden Abend nicht verteidigen konnte. McClarens Entscheidung, seinen ursprünglich dritten Torhüter, Scott Carson, einzusetzen, war einer der zentralen Bausteine dieses Unglücks. Ihm jedoch die alleinige Verantwortung zuzuschreiben, würde bedeuten, dass man das Quartett vor ihm zu Unrecht von aller Schuld freispricht. An einem Abend, an dem es gereicht hätte, einfach nur das eigene Gehäuse sauber zu halten, kann man bei einem Gegentreffer noch von Pech sprechen. Aber drei Stück zu kassieren ist, seien wir ehrlich, erbärmlich. Die Entschuldigung, dass McClaren hinten auf vier Stammkräfte verzichten musste, nutzt da nichts. Der englische Fußball muss einfach besser sein, als das was wir gestern geboten bekamen. Und wenn das nicht der Fall ist, dann weiß der Verantwortliche, was ihn erwartet.“
James Lawton (Independent) spricht von der „beschämendsten Niederlage, seit England 1950 gegen die Hobby-Fußballer aus den USA die Qualifikation für die WM in Brasilien verpasste“, und bezeichnet das Ausscheiden als „Demütigung epischen Ausmaßes”: „McClaren hat das bestätigt, was immer vermutet wurde: Er hat es nicht geschafft, das englische Team weiterzuentwickeln und der Mannschaft Schwung und eine klare Spielanlage zu geben. Aber genau das wäre nötig gewesen nach dem enttäuschenden Regime von Sven Göran Eriksson. Die Wahrheit ist, dass es für England schmeichelhaft gewesen wäre, einen Platz in der Elite Europas in Österreich und der Schweiz einzunehmen. (…) Es wurde gestern deutlich, dass die englische Mannschaft weder die Einstellung noch das Personal oder gar den Teamgeist hatte, um sich auf das wichtigste Spiel einzulassen, das einige der Spieler – und ganz sicher Steve McClaren – in ihrer Karriere erleben würden. Die Kroaten spielten gestern auf einem deutlich höheren fußballerischen Level. Sie ließen ihr Spiel einfach aussehen, weil sie eingespielt waren und eine genaue Marschroute vor Augen hatten. Das englische Team ist nicht die ‚Goldene Generation’, von der so viel die Rede war, sondern vielmehr das Resultat das herauskommt, wenn man immer und immer wieder genau die falschen Entscheidungen trifft.“
Matt Dickinson (Times Online) macht sich Gedanken darüber, wer die „Three Lions“ nun übernehmen könnte: „Es ist anzunehmen, dass sich die FA jetzt im Ausland umsehen wird. Einen Geheimfavoriten gibt es jedoch: Alan Shearer. Als ehemaliger Publikumsliebling, würden die Fans seine Verpflichtung sicherlich begrüßen. Und die FA lässt sich ganz gerne davon beeinflussen. Aber hat der Verband den Mut, wieder in einen Trainerneuling zu investieren, oder holt man Hilfe aus dem Ausland? Jürgen Klinsmann ist arbeitslos und wartet in Kalifornien auf ein gutes Angebot. Billig wäre er nicht, zudem würde er eine ganze Armee von Mitarbeitern mitbringen. Aber mit seiner positiven Ausstrahlung würde er die Stimmung mal wieder aufhellen. Und die englischen Fans würden wahrscheinlich jeden akzeptieren, solange er das Team aus der Krise führt. Es wird ein Retter des englischen Fußballs gesucht – er darf sogar Deutscher sein. Arbeitslos ist auch José Mourinho, doch während er eine sechsmonatige Hilfsaktion für den englischen Fußball [bei erfolgreicher EM-Quali; Anm. d. R.] vielleicht in Betracht gezogen hätte, wird er nun wohl in Ruhe auf ein Angebot eines großen Klubs aus Spanien, Italien oder Deutschland warten.“
Ausgewertet und übersetzt von Alexander Neumann