Internationaler Fußball
Feingeister als Berserker
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| Dienstag, 18. Dezember 2007Christian Eichler (FAZ) ist beim 1:0 Arsenals gegen Chelsea die gute Leistung Manuel Almunias aufgefallen: „Durch seine glänzende Leistung hat Almunia die Rückkehrhoffnungen von Jens Lehmann auf ein Minimum reduziert. Bis Weihnachten, hatte Oliver Bierhoff gefordert, sollte sich die Situation der deutschen Nummer 1 bei Arsenal geklärt haben, um nicht zum Problem für die Europameisterschaftsmission zu werden. Geklärt aber scheint nun nur, dass Lehmann seinen Rivalen unterschätzt hat. Almunia ist einer, den man leicht unterschätzt: kein geborener Held, sondern ein gelernter. Ein Star auf dem zweiten Bildungsweg des Fußballs. Als er 2004 von Celta Vigo kam, sah er nicht aus wie einer, vor dem sich Lehmann, nach einer Debütsaison als ungeschlagener Meister, fürchten müsste. Noch im Finale der Champions League 2006 gegen Barcelona, als Ersatz für Lehmann nach dessen Platzverweis, schien er überfordert, ließ zwei haltbare Bälle passieren.“
Raphael Honigstein (taz) staunt über die raue Gangart von Arsenals Ästheten: „Richtig glücklich machte Arsène Wenger die für seine Mannschaft eher ungewöhnliche Art des Sieges: Arsenal, das vor lauter Freude am kunstvollen Spiel schon mal in Selbstzweifeln versinkt, wenn irgendein Liga-Raufbold dazwischentritt, setzte der Brutalität der Gäste neben Technik auch rohe Kraft entgegen. Da Schiedsrichter Alan Wiley seine Rote Karte anscheinend versehentlich in einem Briefumschlag als Weihnachtsgruß verschickt hatte und es bei neun Verwarnungen beließ, übten die Geschädigten munter Selbstjustiz. Chelseas Kapitän John Terry, der Cesc Fábregas von hinten angesprungen hatte, bekam postwendend Emmanuel Eboués Stollen gegen den Knöchel und musste noch vor der Halbzeit raus. Joe Cole rächte Terry mit einer Grätsche, die Eboués Patellasehne lädierte. Selbst Feingeister wie Tomas Rosicky und Alex Hleb rauschten wie Berserker in die Zweikämpfe, auch sie hatte der von Herz und Schmerz geprägte Strudel der Gewalt mitgerissen.“
Uncut: Video-Highlights Arsenal–Chelsea
Italienische Trainerschule
Peter Hartmann (Neue Zürcher Zeitung) kommentiert das Arbeitsdebüt Fabio Capellos in England: „Kann das gutgehen? Brasilien, Argentinien, auch Deutschland haben als große Fußballnationen, zu denen England, was die Nationalmannschaft angeht, längst nicht mehr zählt, immer wieder charismatische Trainer hervorgebracht. Aber nur Italien hat über das vergangene halbe Jahrhundert hinweg eine konstante und sich dennoch immer wieder erneuernde Trainerschule entwickelt. Sie ist die Erklärung, das Geheimnis der Vitalität des Calcio. Die Arbeit der Trainer überwindet immer wieder die selbstzerstörerischen Skandale und Krisen. Der Fußball spiegelt die Problematik des Landes. Politik und Wirtschaft scheitern an den großen Aufgaben oder verdrängen sie. So wie der Fußballverband und die Liga nie reines Spielfeld machen können. Aber die kleinen, beweglichen, inspirierten Unternehmen sind unschlagbar.“
Die Höhepunkte aus dem anderen Spitzenspiel zwischen Liverpool und ManU (0:1)
NZZ: Die Verwandlung von Manchester City – effiziente Arbeit von Manager Sven-Göran Eriksson und ein Spitzenplatz
NZZ: Die Klubs aus Valencia befinden sich im freien Fall
FAS-Portrait: Kaká, das gute Gesicht des Weltfußballs
SpOn-Portrait Kaká
Stern: Wenn 2010 die Fußball-WM beginnt, will sich Südafrika der Welt als perfekter Gastgeber präsentieren. Doch seine Gäste wird man mit riesigem Polizeiaufgebot schützen müssen – und die Nationalelf, die ein gespaltenes Land in Euphorie versetzen soll, gleicht einem Witz