Am Grünen Tisch
In die Tat umgesetzt
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| Donnerstag, 17. Januar 2008Roland Zorn (FAZ) schreibt die Auflösung der ungeliebten G 14 dem Uefa-Präsidenten Michel Platini gut: „Zwar hat auch Joseph Blatter seinen Anteil daran, dass sich die von beiden großen Dachverbänden mal ignorierte, mal bekämpfte G 14 demnächst auflösen dürfte. Den Ausschlag aber für den Aufbruch zur neuen Gemeinsamkeit zwischen den unterschiedlichen Gruppierungen des Fußballs – Verbände, Vereine, Spielervertretungen – gab sicher die Glaubwürdigkeit des unverbrauchten und so gar nicht zeremoniellen Würdenträgers Platini. Anders als der allzeit umstrittene und affärenbelastete Blatter, der gern als Fußballliebhaber auftritt, vor allem aber machtpolitisch in seiner Manege agiert, überzeugt Platini mit seiner bisher noch nicht angekratzten Integrität und seiner zielstrebigen Art, schwungvoll Kompromisse zu schmieden. Dass sich die G 14 bald verabschiedet und ihre elitären Klubs mit anderen Vereinen unter dem Dach der zu gründenden europäischen Klubvereinigung diskutieren, ist gewiss zuerst dem Streben Platinis zu verdanken, die jahrelang zerstrittene ‚Fußballfamilie’ wieder zu vereinen. Diese Absicht stand in der Wahlkampagne des Franzosen an erster Stelle – er hat sie in die Tat umgesetzt.“
Christof Kneer (SZ) verweist darauf, dass an der G 14 nicht alles schlecht gewesen sei: „Jeder weiß, dass nirgendwo so leidenschaftlich gelogen wird wie an offenen Gräbern, aber die G 14 ist eine besondere Herausforderung für alle Trauerredner. Das Lebenswerk dieser Klubvereinigung verträgt, je nach Blickwinkel, unterschiedliche Interpretationen. Blatter wird den Klubs bestimmt Raffgier unterstellen, und in der Tat hat es die G 14 nie geschafft, als Interessenvertreterin aller Klubs durchzugehen. Sie war vom ersten Atemzug an ein heterogenes Gebilde, was nicht verwundert, weil die Interessen von Barcelona, Bayern und dem FC Porto niemals dieselben sein können. Aber immerhin darf es die G 14 als Vermächtnis betrachten, dass sie dem Fußball eine neue Möglichkeit gezeigt hat – die Möglichkeit, jenseits der Verbände eine zweite Kraft zu etablieren.“
FAZ: Das Ende der G 14
Pest des Schmierens
Jens Weinreich (Berliner Zeitung) erneuert seine Forderung nach Maßnahmen, um die weit verbreitete Korruption im Sport zu bekämpfen: „Das Geschäft mit dem Sport ist ein grenzüberschreitendes Milliarden-Business, in dem sich alle Arten von Korruption finden, die von Kriminalisten beschrieben werden: Drogenhandel, Menschenhandel, Wettbewerbsmanipulation, Bestechung von Amtsträgern jeder Art – also von Schiedsrichtern, Kampfrichtern, Athleten, Funktionären, Politikern und, auch das, von Journalisten. Eine wichtige Erkenntnis der Kriminalwissenschaft dürfte auf den Sportbetrieb ebenfalls zutreffen: Mehr als 95 Prozent aller Korruptionsfälle bleiben unerkannt. Anders gesagt: Weniger als 5 Prozent aller Korruptionsvorgänge werden öffentlich – und davon wird nur ein Bruchteil geahndet. In der Olympischen Charta, dem Grundgesetz des IOC, taucht das Wort Korruption allerdings noch immer nicht auf. Es gibt keinen verbindlichen Ethik-Kodex für die fünfunddreißig olympischen Weltverbände. Die Ethik-Kommission des IOC trifft, wie die gleichnamige Combo der Fifa, immer wieder desaströse Entscheidungen. Etliche Ganoven, die in ihren Ländern wegen Korruption verurteilt wurden, durften IOC-Mitglieder bleiben. Fest steht: Für dopende Sportler haben Sportfunktionäre weniger Verständnis als für Betrüger in den eigenen Reihen. Ein Kernproblem im grenzüberschreitenden Sportgeschäft ist, dass keine der internationalen Anti-Korruptions-Konventionen gilt. Die Abkommen von OECD oder Europarat gelten nur für Wirtschaft und Politik – aber nicht für den Sport. (…) So ist die Pest des Schmierens nicht einzudämmen.“
BLZ: Der spektakulärste Korruptionsprozess in der Geschichte des olympischen Sports findet im Frühjahr in Zug statt
BLZ: Die französische Zeitung Le Monde muss, so entscheidet ein Gericht, wegen ihrer Doping-Berichte über den FC Barcelona 300.000 Euro Strafe zahlen – doch eine Absolution ist dieses Urteil nicht
FAZ: Die Bundesliga als Exportschmiede der Premier League