Ball und Buchstabe
Journalistische Standards?
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| Donnerstag, 31. Januar 2008Jochen Hieber (FAZ) findet den Plan der DFL bedenklich, die Live-Berichterstattung über die Bundesliga vom Rechtevermittler mitproduzieren zu lassen: „Ist bei einer solcher Konstellation die journalistische Unabhängigkeit gewahrt, ja überhaupt noch möglich? Ist es nicht eher wahrscheinlich, dass die künftige Bundesliga-Berichterstattung im Fernsehen dem Sprichwort folgen wird: ‚Wes‘ Brot ich ess‘, des‘ Lied ich sing’? Wird, was ein Grottenkick war, künftig nicht nur schön bebildert, sondern aufgrund institutioneller Verquickung von Ereignis und Ereignisnachricht auch grundständig schön geredet? Was etwa würden wir von einem großen Buchverlag halten, der danach strebte, mit seinen Produkten auch gleich deren Kritik zu liefern – und wir wären die Zwangsabnehmer? (…) Der Entscheidung von DFL und Sirius, künftig selbst als Erzeuger eines redaktionellen Produkts aufzutreten, lag wohl die Idee zugrunde, das gegenwärtige Quasi-Monopol von Premiere bei der Live-Berichterstattung zu brechen. Legitim ist die Frage, ob da nicht ein Monopolist den anderen schlicht verdrängt – und darüber quasi zu einem Monopol-Monopolisten wird, der über beides verfügt: über den Fußball selbst und über dessen fernsehjournalistische Präsentation. Vor allem diese Frage ist es denn auch, die Premiere vom Bundeskartellamt geklärt wissen möchte. Die behördliche Antwort auf diese Frage sollte freilich alle Fans des Fußballs interessieren. Es wird heiß hergehen in den kommenden Monaten – und es wird viel Geld im Spiel sein. Die journalistischen Standards künftiger Fußballberichte im Fernsehen werden dabei eher eine Nebenrolle spielen. Diese Nebenrolle aber sollte uns sehr wichtig sein.“