Bundesliga
Die Bedeutung dieser Personalie ist kaum zu überschätzen
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| Dienstag, 19. Februar 2008Die Vertragsverlängerung Klaus Allofs’ wird ausnahmslos gefeiert – und zwar nicht nur für Werder Bremen, sondern für die ganze Liga
Jan Christian Müller (FR) sieht das Bremer Modell gesichert: „Der Konkurrenzdruck im Profifußball ist ungleich größer als in vielen anderen Branchen der Wirtschaft – und Bremen hat mit seinen knapp 550.000 Einwohnern, einer Arbeitslosenquote von mehr als zehn Prozent, einem Einzugsgebiet von weniger als zwei Millionen Menschen und einem Stadion, das selbst mit der nun anstehenden Ausbaustufe auf 50.000 nur mühsam den Anschluss an die modernen Großprojekte hält, infrastrukturell unübersehbare Standortnachteile. Standortnachteile, die durch eine geschickte Personalpolitik und ein hervorragendes Krisenmanagement des seit fast neun Jahren Seite an Seite arbeitenden Duos Allofs/Schaaf bislang ausgeglichen werden konnten. Der Markenname Werder und ein wenig Spannung an der Spitze der Bundesligatabelle sind eng mit diesen beiden verbunden. Deshalb ist die Vertragsverlängerung mit Allofs nicht nur ein gutes Signal für den Klub, sondern für die ganze Liga.“
Christian Kamp (FAZ) fügt an: „Es hat zuletzt nicht viele Bremer gegeben, die der bayerischen Fußball-Versuchung widerstehen konnten. Dass Klaus Allofs sich nun entschieden hat, in sein zweites Jahrzehnt als Sportchef bei Werder zu gehen, ist für den Klub aus der Hansestadt wichtiger als jede andere Personalie der vergangenen Jahre (mit Ausnahme vielleicht der Trainerfrage). Zwar hat Allofs in seinen bisherigen achteinhalb Bremer Jahren ein System aufgebaut, das die Fluktuation und die Austauschbarkeit zum obersten Prinzip erhoben hat – für den Sportchef selbst gilt das nicht.“
Andreas Lesch (Berliner Zeitung) stimmt ein: „Die Bedeutung dieser Personalie ist kaum zu überschätzen. Für den SV Werder ist die Tatsache, dass Allofs bleibt, deutlich wichtiger als die Frage, ob die Herren Diego, Mertesacker oder Naldo den Klub früher oder später verlassen. Allofs hat sich gegen den Wechsel, die Herausforderung, die täglichen Streitereien mit den Vielrednern Beckenbauer, Hoeneß, Rummenigge entschieden – und für die Aussicht, in Bremen sein eigener Chef zu sein. Wer eine ausgeglichene, spannende Bundesliga schätzt, für den ist das eine gute Botschaft.“
Christian Zaschke (SZ) hätte sich, in München, auf Allofs gefreut: „Innerhalb der finanziellen Grenzen hat Allofs immense Kreativität bewiesen, zu seinen vielen gelungenen Transfers zählen unter anderem Johan Micoud, Miroslav Klose, Naldo, Diego. Richtig verzockt hat er sich bisher nur bei Carlos Alberto. Wobei verzocken das genau richtige Wort ist: Allofs liebt das kalkulierte Risiko; als Pferdefreund wettet er gern. Und im Zocken steckt ja auch der Gedanke: aus weniger mehr machen. Es wäre äußerst interessant gewesen zu sehen, ob der Zocker Allofs, dessen Kreativität gerade wegen der Bremer Beschränkung wächst, im reichen München funktioniert hätte. Aber dort müssen sie nun eben selbst mal kreativ werden.“