Bundesliga
Einer, mit dem Bayern den Jackpot knacken kann
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| Dienstag, 19. Februar 2008Luca Toni schießt drei Tore und untermauert den Respekt in der Presse / Oliver Kahn empfiehlt sich fürs deutsche Tor (NZZ) / Hamburg wird wieder grimmiger, stevens-hafter (FAZ)
Roland Zorn (FAZ) ortet die Kanonen Luca Tonis beim 3:0 in Hannover: „In Hannover bediente sich Toni, dessen Urgewalt sich mit einer filigranen Schusstechnik mischt, demonstrativ aus seinem sportlichen Waffenarsenal: das 1:0 ein kunstvoller Drehschuss, das 2:0 ein Präzisionsschuss ins rechte Eck, das 3:0 ein gedankenschnell ausgeführter Kopfball. (…) Vier Chancen, drei Treffer, ein Hattrick, der erste der Bayern seit Hans Dorfners Glückstag gegen Hannover 96 am 29. April 1989.“
Jörg Schallenberg (Spiegel Online) bewundert Tonis stämmige Haltung: „Ein Stürmer, der in der Serie A brilliert hat und in der italienischen Nationalmannschaft als unverzichtbar gilt, mag sich vor seiner Mamma daheim oder vor Einbrechern in seiner Luxusvilla fürchten – aber ganz sicher nicht vor den Anforderungen der Bundesliga oder aufgeregten Schlagzeilen am Zeitungskasten um die Ecke. Es ist genau dieser Hintergrund, der Luca Toni zu jenem Stürmer werden lässt, der sein Vorgänger Roy Makaay trotz 78 Toren in 129 Bundesligaspielen und diversen Gerd-Müller-Vergleichen nie werden konnte: ein Stürmer, der nicht nur am Strafraum lauert und gelegentlich auf den Flügel ausweicht, sondern einer, der im ganzen Spiel schon durch seine wuchtige Erscheinung Präsenz zeigt und sich auch international durchsetzen kann. Er ist einer, mit dem Bayern den Jackpot knacken kann – in der Champions Legaue. (…) Selbst die kritischsten Mitspieler bei den Bayern hat der Stürmer schon von sich überzeugt.“
Alte und neue Stärken
Stefan Osterhaus (Neue Zürcher Zeitung) bringt mit Empirie Oliver Kahn wieder ins Spiel um den Platz im deutschen Tor: „Eine jüngst veröffentlichte Statistik förderte Unglaubliches zutage: Ausgerechnet Kahn, dem selbst allerbeste Freunde zähneknirschend rudimentäres Ballgefühl attestieren müssen, ist die Nummer eins in der Spiel-Eröffnung. Niemand bringt so viele Pässe an die Vorderleute, keiner ist mit seinen Abwürfen präziser. Selbstverständlich wird Kahn auch im Spätherbst seiner Karriere nicht dreißig Meter vor dem Tor intervenieren, wie es der Schalker Neuer schon oft getan hat. Aber wenn er die Linie verlässt, dann macht er einen äußerst sicheren Eindruck. Und das war bei ihm, dem neuzeitlichen Archetyp aller Reflexwunder, nicht immer so. Natürlich will Kahn nach offizieller Lesart keinen Gedanken an das Nationalteam verschwenden. Aber die Not des deutschen Bundestrainers, jenen Posten diskussionslos zu besetzen, den Kahn einst als sein Eigentum betrachtete, dürfte ihn amüsieren. Denn ginge es nach bloßen Leistungskriterien und der internationalen Erfahrung, käme zur Stunde niemand an ihm vorbei. Es wirkt sonderbar, aber ausgerechnet in jenem Moment, in dem der deutsche Fußball die Zukunft feiern wollte, avanciert der Mann der Vergangenheit zu alter Stärke. So ist das mit Kahn. Er ist erst geschlagen, wenn das Spiel zu Ende ist.“
Stevens-Fußball
Frank Heike (FAZ) schöpft aus dem Sieg gegen Bochum Hamburger Hoffnung: „Dieses 3:0 lässt den HSV sehr selbstbewusst zum Tabellenführer nach München reisen. Denn nach zwei zweifelhaften Unentschieden – einem rundweg schwachen Spiel gegen Hannover, einem wenig durchsetzungsfreudigen Auftritt in Leverkusen – hat der HSV pünktlich zum Spitzenspiel die Form wiedergefunden, die für das Bayern-Spiel alles möglich erscheinen lässt: abwehrstark, grimmig, hart, unbequem, nicklig; man könnte die Liste beliebig verlängern, um den Stevens-Fußball zu beschreiben, den vor allem de Jong, Reinhardt, Demel, Guerrero und Jarolim verkörpern. Es ist sehr schwer, diesen HSV zu besiegen. (…) Zwei Tore von Jarolim, der bei seiner Rennerei und dem ständigen Hinfallen manchmal vergisst, dass er auch Fußball spielen kann.“