Internationaler Fußball
Ein Mörder muss auch nur einmal töten
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| Montag, 25. Februar 2008Raphael Honigstein (FR) schließt die Augen beim Foul an Eduardo und ärgert sich über die Diskussion darüber: „High tackle nennt man auf der Insel solche gemeingefährlichen Tritte von oben euphemistisch. Ist der Ball noch irgendwo in der Nähe, wird der Täter oft komplett entlastet. Kommt er, wie Taylor, deutlicher zu spät, sprechen ihm die Fachmänner meist jede Absicht ab. Dazu schwört der eigene Trainer, dass der Mann garantiert kein dirty player (schmutziger Spieler) sei. So war es auch am Samstag. Fast noch schockierender als Eduardos Unglück war der Sanftmut, mit der Taylors Vergehen von den so genannten Fernsehexperten bewertet wurde. Der ehemalige Nationalspieler David Platt wollte sich kein Urteil erlauben, in der BBC kam Mark Lawrenson zur Erkenntnis, das Foul sei ‚in erster Linie tollpatschig’ gewesen. Ähnlich hatte der einstige Liverpooler schon nach dem lebensgefährlichen Tritt von Stephen Hunt gegen den Kopf von Chelsea-Torwart Petr Cech im Oktober 2006 argumentiert. Da sich Vorsatz nicht beweisen lässt, muss es im Umkehrschluss ein Unfall gewesen sein. Diese bequeme Lesart führt dazu, dass in der Premier League ein Klima der groben Fahrlässigkeit herrscht. Fußball soll Männersport bleiben, die eine oder andere katastrophale Verletzung muss man dafür in Kauf nehmen. Es war wieder mal dem Ausländer Wenger vorbehalten, die institutionelle Brutalität des englischen Fußballs offen zu geißeln. ‚Wir hören immer er ist nicht der Typ dafür oder anderen Unsinn, aber ein Mörder muss auch nur einmal töten. Das reicht doch schon.’“
Auf Clips und Fotos verzichten wir an dieser Stelle.