DFB-Pokal
Der Pokal kann alles, außer Huub Stevens verändern
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| Freitag, 29. Februar 2008Der Pokal hat mal wieder gezeigt, was er kann
Begeisterte Viertelfinal-Resümees in der Presse / Schiedsrichterdebatte in München / Franck Ribéry enttäuscht durch eine Schwalbe / Wolfsburg immer besser
Claudio Catuogno (SZ) zieht ein sehr zufriedenes Fazit des Viertelfinals: „Schon häufig ist der Pokal für tot erklärt worden, für verzichtbar angesichts der vollen Stadien an den Liga-Wochenenden, für überflüssig angesichts der vielen internationalen Herausforderungen, für eine Last. In dieser Woche hat er all die Facetten wieder hervorgekramt, die ihn einzigartig machen. Und er hat diese sogar auf die Spitze getrieben: dank Carl Zeiss Jena, einem Zweitligisten, der den drohenden Abstieg mit kollektivem Rausch kontert, fast wie auf jenen berüchtigten ‚Abrisspartys’ – wenn die Belegschaft noch schnell den Laden auseinandernimmt, bevor er dichtgemacht wird. Der Pokal hat mal wieder gezeigt, was er kann. Er kann alles, außer Huub Stevens verändern. Das ist eine ganze Menge, eine kleine Wiederauferstehung. Wann haben die Münchner Stadtrivalen das letzte Mal so verbissen die Chronik ihrer ritualisierten Feindschaft weitergeschrieben? Wann wurde das letzte Mal für ein Heimspiel des VfL Wolfsburg die Tagesschau verschoben?“
Sebastian Krass (Berliner Zeitung) ergänzt, die Brisanz und die Spannung der Partie Bayern gegen Sechzig vor Augen: „Dieses 120 Minuten lange Spiel war viel mehr als nur ein neues Kapitel im Epos der Münchner Fußball-Leidenschaft. Es war ein Beweis dafür, dass der oft kleingeredete DFB-Pokal eben doch ein unverzichtbarer Wettbewerb ist – etwa weil er den Erstligisten FC Bayern und den Zweitligisten TSV 1860 zu einem Pflichtspiel zusammenführt. In seinen besten Momenten trägt der Pokal mehr zur Faszination Fußball bei als jedes Ligaspiel. Und dieser Abend war einer der guten Momente in der Pokalgeschichte.“
Bitte über Fußball reden oder die Klappe halten!
Wolfgang Hettfleisch (FR) langweilt sich angesichts der dauerhaften Fernsehgespräche über Schiedsrichterentscheidungen: „Wie wär’s, wenn die verantwortlichen Herren zur Abwechslung mal über Fußball reden würden, statt nach jedem Spiel über den Schiedsrichter zu lamentieren? Also liebe Trainermanagerpräsidenten: Bitte über Fußball reden oder die Klappe halten! Danke. Ach ja: Kann uns mal jemand nach mehrstündigem Zeitlupenstudium sagen, ob Klose nun vor dem oder im Strafraum gefoult wurde? Wir rätseln nämlich noch.“
Krass lässt es sich jedoch nicht nehmen, den Referee zu rezensieren: „Peter Gagelmann lag bei seinen Entscheidungen etwas zu oft daneben – etwa beim entscheidenden Elfmeter. Das Foul an Klose war unstrittig, nur hatte der entscheidende Schlag gegen dessen Beine außerhalb des Strafraums stattgefunden. Gemildert wurde die Wut der Sechziger dadurch, dass Gagelmann den Bayern zuvor einen Elfmeter verweigert hatte.“ Stefan Osterhaus (Neue Zürcher Zeitung) entgegnet: „Gagelmann entschied auf Penalty, was sich beim Ansehen der TV-Bilder als vertretbar herausstellte.“
Unschuld verloren
Michael Neudecker (SZ) erzählt den Sündenfall Franck Ribérys: „Ribéry hat ein zweites Gesicht gezeigt: Das Gesicht eines Schauspielers, eines niederträchtigen Simulanten, eines Hauptdarstellers in einem Drama von Molière. Er hat sich zu Boden gestürzt, als Sechzig-Verteidiger Benjamin Schwarz ihn leicht schubste, kaum streifte. Er hat sich das Gesicht gehalten, und Schiedsrichter Gagelmann hat sich überzeugen lassen von Ribérys Darbietung und hat den armen Schwarz vom Platz geschickt. Bislang war Ribéry einer der wenigen Fußballer, die auch von den Fans des Feindes respektiert werden. Am Mittwochabend aber hat sich das wohl bei manchen geändert. Am Mittwochabend hat Franck Ribéry seine Unschuld verloren.“
Hier die zwei Elfmeter Ribérys samt Entstehung auf Video . Und hier der sterbende Schwan. (Denken Sie dran: Vollbildfunktion unterhalb des Lautstärkereglers aktivieren!)
Schwer zu besiegen
Frank Heike (FAZ) schreibt über Wolfsburgs Sieg gegen Hamburg: „Der neue VfL von Felix Magath spielt zwar nicht grandios, wird aber dafür immer kompakter, besitzt Impulsgeber auf der Reservebank und ist insgesamt schwer zu besiegen. Ohne Niederlage hat Magaths Team das Jahr 2008 bisher überstanden. Am Mittwoch allerdings gehörte viel Glück dazu, den überlegenen HSV zu bezwingen. (…) In puncto Kampf und Einsatz war den Profis des HSV nichts vorzuwerfen. Aber ihnen fehlt eine entscheidende Gabe, die Spitzenteams auszeichnet: aus wenig viel zu machen.“