Bundesliga
Schalke bleibt Schalke
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| Samstag, 1. März 2008Kritik an der Schalke-Führung wegen der öffentlichen Stänkerei gegen Mirko Slomka, aber auch Zweifel an der Qualität des Trainers
Drei Ecken, ein Elfer, der Schalke-Blog, zählt die Schalke-Führung aus, insbesondere den Vorstandsvorsitzenden Josef Schnusenberg: „Ein Vorstand sollte mit einer Stimme reden. Einer dagegen, einer dafür und einer sachtnix – das ist per se ein schwaches Bild. Weiter muss der Vorstand wissen, ob er die Arbeit des Trainers schätzt oder nicht. Also hat er ihn zu verteidigen oder rauszuschmeißen. Natürlich darf sich die Meinung des Vorstands ändern, aber wenn er sich zusammensetzt um über den Trainer zu beraten, wie angeblich geschehen, hat er eine klare Entscheidung zu treffen. Diese Entscheidung den Unwägbarkeiten von ein oder zwei Fußballspielen zu überlassen wäre ein Stehlen aus der Verantwortung. Schnusenberg gibt sich längst nicht mehr als Diener des Vereins, sondern macht auf Big Boss. Ein Ultimatum an den Trainer wäre ein weiteres Indiz einer unsouveränen Vereinsführung. Bald darf auf der Jahreshauptversammlung bestimmt auch wieder gesoffen werden.“
In einem weiteren Text wird Schnusenbergs Hinweis, ein Trainer von internationalem Rang würde gut für Schalke sein, spitzzüngig gekontert: „Ganz sicher gut für Schalke 04 wäre ein souveräner Präsident. Einer, der damit umgehen kann, plötzlich als erster Mann eines von den Medien sehr beachteten Fußball-Clubs dazustehen. Einer, der versteht, dass die Journalisten zu sportlichen Themen nichts Kluges von ihm erwarten, dass sie nur auf was Druckbares hoffen. Einer, der sich bei Themen, bei denen er nicht auf dem aktuellen Stand ist, zurückhält, der nicht um des Sprechens willen spricht. Einer, der sich von dem augenscheinlichen Interesse an ihm nicht gebauchpinselt fühlt, der sich selbst nicht wichtig nimmt. Einer, der versteht, dass es um den Club geht. Einer, der es nicht nötig hat, über die Öffentlichkeit Druck auf die eigenen Mitarbeiter auszuüben, weil er gut kommunizieren kann, den Mitarbeitern seine Erwartungen und Ziele längst deutlich gemacht hat. Einer, der Personalgespräche nicht per Zeitung sondern per Telefon ankündigt. Einer, der klug genug ist, seinen Trainer nicht zu demontieren, wenn er ihn noch im Amt lassen will. Einer, der seine Sätze nicht mit Vielleicht beginnt.“
Gemisch aus sportlicher Stagnation und menschlichen Problemen
Mit dem Trainer befasst sich Richard Leipold (FAZ): „Bisher kam ihm seine Mannschaft, so wenig Konstanz ihr sonst zu eigen ist, stets rechtzeitig zu Hilfe, wenn der Trainer gute Ergebnisse brauchte, um seinen Kopf zu retten. Aber noch nie ist der Mann mit den sieben Trainer-Leben beruflich so arg in Bedrängnis geraten wie vor dem Spiel gegen Bayern München.“ Weiter heißt es über seine isolierte Position: „Es sind nicht allzu viele Verbündete in Sicht. Die Fans forderten vor einer Woche lautstark den Rauswurf. Bei einem großen Teil der Medien ist Slomka nicht besonders beliebt, auch wenn er wie auf Knopfdruck ein Fernsehgesicht aufsetzen kann, das einen gewissen Charme versprüht. Nicht zuletzt seiner Art wegen, die mancher als herablassend empfindet, hat der Fußball-Lehrer sich viele Gegner gemacht.“
Stefan Osterhaus (Neue Zürcher Zeitung) hegt noch stärkere Zweifel gegen Slomka: „Der fachlich keinesfalls unumstrittene Coach soll ausgetauscht werden – wenn die Worte des Präsidenten als Gradmesser taugen. Da es sich um Schalke und nicht um Bochum oder Leverkusen handelt, gehen die Dinge keinesfalls so geräuschlos voran, wie es ein solches Manöver in der Regel erfordert. Es geschieht in aller Öffentlichkeit und unter großer Anteilnahme. Der Anhang ist begeistert, denn er kann die Vor- und Nachteile des sperrigen Trainers abwägen; die Presse freut sich ebenso. All jene, die sich an die vollmundigen Versprechungen der neuen Führung um den ehemaligen Handball-Torhüter Schnusenberg erinnern, wonach Schalke die Solidität in Klubgestalt werden solle, können aufatmen. Die Tendenz zum Chaotischen besteht unvermindert: Schalke bleibt Schalke. (…) Wie Schnusenberg demnächst gegebenenfalls einen Nachfolger unterhalb der Kategorie Mourinho-Benitez-Wenger vermitteln will, könnte zu einer der spannenderen Fragen der Bundesliga werden.“
Daniel Theweleit (Berliner Zeitung) resümiert: „Das Vertrauensverhältnis zwischen Slomka und Schnusenberg ist kaum reparabel. Eine Akzeptanz habe er offenbar nicht von allen, sagt Slomka. Vielleicht wäre bei diesem Gemisch aus sportlicher Stagnation und zwischenmenschlichen Problemen tatsächlich ein Trainertausch hilfreich.“