Internationaler Fußball
Ruf als Nummer zwei verspielt
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| Donnerstag, 13. März 2008Frank Heike (FAZ) berechnet vor dem Achtelfinalrückspiel im Uefa-Pokal den Bremer „Worst Case“ für diese Saison: „Der schlimmste Fall ist schnell ausgemalt: mit höchsten Zielen gestartet, dann ausgeschieden in DFB- und Europapokal und in der Liga auf Platz vier oder fünf gestrandet – ein Bremer Desaster? Nein. Spätestens hier kommt die Besonderheit (und Stärke) des Bremer Umfelds ins Spiel. In Person von Thomas Schaaf. Die Gelassenheit des Trainers ist keine Pose. Er sieht die Schwächen seiner Mannschaft (ohne sie in der Öffentlichkeit zu nennen). Schaaf kennt die Hintergründe. Eine derartige Häufung von Negativereignissen wie in dieser Saison habe er noch nie erlebt. Kranke, Verletzte, Platzverweise, Schlägerei, Transfertheater. Einmal fiel mangels Masse sogar das Training aus. Und das alles am beschaulichen Bundesliga-Standort Bremen?“
Von einem Ansehensverlust in Europa könne die Rede sein: „Der Abstand zu den europäischen Klasseteams ist größer geworden. Auf Dauer verspielt Werder Bremen als ständiger deutscher Vertreter in der Champions League ohne Chance aufs Achtelfinale seinen guten Ruf als deutsche Nummer zwei. Die englische Qualitätspresse wunderte sich nach Chelseas Spaziergang gegen Piräus, wie diese Griechen gleich zweimal gegen Werder hatten gewinnen können – und für die schottischen Kollegen war der Hinspielsieg eher Ausdruck der Rangers-Überlegenheit als Resultat zweier Bremer Fehlgriffe.“
Quittung für den Provinzialismus der vergangenen Jahre
Nur ein Team im Champions-League-Viertelfinale, England dagegen schickt vier – Birgit Schönau (SZ) misst nach dem Ausscheiden Inters gegen Liverpool die verschiedenen Kräfte, die Italiens Fußball in verschiedene Richtungen ziehen: „Die Dominanz der Engländer bedeutet noch nicht das Ende – vor fünf Jahren standen drei Italiener im Halbfinale, das Mailänder Derby bildete ein Semifinale, und im Endspiel besiegte der AC Mailand die ewige Rivalin Juventus Turin. Der Niedergang des italienischen Fußballs ist oft herbeigeschrieben worden, tatsächlich haben die Klubs inmitten der Hooligan-Krawalle zumindest die finanzielle Talsohle durchschritten, und eine neue, beispielsweise von Arrigo Sacchi geprägte Trainergeneration führt die alten Catenaccio-Klischees ad absurdum. Es ist andererseits nicht zu leugnen, dass die Nachwehen des Manipulationsskandals von 2006 auf der internationalen Bühne bis jetzt zu spüren sind. Die Champions League wurde erstmals von den traditionell heimatfixierten Klubs zum Saisonziel Nummer eins erklärt, das hieß aber noch lange nicht, dass die Mannschaften tatsächlich fit waren für die Auseinandersetzung mit der europäischen Konkurrenz. Jetzt kommt die Quittung für den Provinzialismus der vergangenen Jahre, den Kleinkrieg in der Liga, die Verschwörungstheorien und die Schiedsrichteraffären, mit denen sich die Klubs weitaus intensiver befassten als mit einem vernünftig gemanagten Transfermarkt.“