Am Grünen Tisch
Vorwürfe mit neuer Qualität
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| Donnerstag, 3. April 2008Jens Weinreich (Berliner Zeitung) teilt beim ISL-Prozess in Zug mit, dass der Fifa-Präsident in den zwielichtigen Blickpunkt gerate: „Der Prozess hat eine spektakuläre Zuspitzung erfahren: Joseph Blatter wurde indirekt die Mitwisserschaft am sagenhaften Schmiergeldsystem der ISL/ISMM-Gruppe unterstellt. In seinem Plädoyer erklärte Rechtsanwalt Werner Würgler, dass der Fifa-Präsident seinen Mandanten Ende der neunziger Jahre aufgefordert habe, den Schmiergeldboten Jean-Marie Weber in seinen Positionen zu belassen. Andernfalls, so habe Blatter gedroht, ‚sei es um die ISL schlecht bestellt’. Blatter bestreitet jegliche Kenntnis. Die Vorwürfe haben jedoch eine neue Qualität. Zudem wird Blatter von den Verteidigern der Angeklagten als der Hauptschuldige am ISL-Konkurs hingestellt. Die Fifa habe die milliardenschweren TV- und Marketingverträge immer ohne Ausschreibung vergeben und ohne Angebote der ISL-Konkurrenz zu prüfen.“
Über den Grund der Stummheit der Zeugen kursieren verschiedene Deutungen: „Alle Angeklagten erklärten, dass allein Jean-Marie Weber, der sogar Millionenbeträge bar übergeben hat, alle Schmiergeldempfänger kennt. Weber aber wird schweigen und seine Geheimnisse mit ins Grab nehmen. Für Webers Haltung müsse man Verständnis haben, sagt Würgler. ‚Sein Schweigen hat ihn vor geschäftlichem und persönlichem Boykott bewahrt.’ Gerüchte besagen: Sein Schweigen hält ihn am Leben.“
NZZ: Die Verteidiger der sechs Beschuldigten im ISL-Prozess zerzausen die Anklage der Staatsanwaltschaft
BLZ-Interview mit Richard Pound, IOC-Mitglied und ehemaliger WADA-Chef, über den Prozess
Hier gibt es eine Audio-Version des ARD-Presseclubs vom letzten Sonntag zum Thema Peking mit Weinreich, Thomas Kistner u.a.