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Bundesliga

Herberger-Taktik?

Oliver Fritsch | Dienstag, 15. April 2008 Kommentare deaktiviert für Herberger-Taktik?

Elisabeth Schlammerl (FAZ) schreibt über das 0:5-Debakel Dortmunds in München mit Blick auf das Pokalfinale am kommenden Samstag: „Ein paar Mal fiel auch das Wort ‚Herberger-Taktik’. Bei der WM 1954 hatte Sepp Herberger in der Vorrunde gegen Ungarn, die damals beste Mannschaft der Welt, einige Stammkräfte geschont und damit die 3:8-Niederlage billigend in Kauf genommen. Im Finale drehten die Deutschen in Bestbesetzung den Spieß dann bekanntlich um. Aber natürlich war die Niederlage von Dortmund nicht Absicht, um die Bayern in Sicherheit zu wiegen. Sie war nicht einmal eingeplant, denn die Borussia hatte sich sogar Hoffnungen gemacht, die Belastungen der Bayern auszunutzen, die drei Tage zuvor im Uefa-Pokal 120 Minuten gefordert waren. Aber Hitzfeld rotierte derart geschickt, dass in Toni, Lahm und Martin Demichelis nur drei Feldspieler in der Anfangself standen, die in Spanien über 120 Minuten gespielt hatten.“

Schlüsselszenen

Peter Heß (FAZ) staunt über die Offenheit, mit der der Stuttgarter Trainer seinem Tormann Sven Ulreich die 0:3-Niederlage in Leverkusen ankreidet: „Wäre Armin Veh IOC-Präsident, das Wort ‚Tibet’ fände sich ganz gewiss auf den Internetseiten des IOC. Und kein Seufzen über die äußerst stille Diplomatie des Sportführers wäre zu hören. Der Trainer des VfB Stuttgart scheut sich nicht, Namen zu nennen, wenn es darum geht, Missstände zu analysieren. Veh bekannte ganz offen: ‚Wir haben durch zwei Torhüterfehler verloren. Das haben alle gesehen.’ Vielleicht hätte Veh die Schwächen seines Torhüters weniger direkt angesprochen, wenn er nicht auf Leverkusener Seite hätte miterleben können, wie eine perfekte Torhüterleistung aussieht. René Adler agierte fehlerfrei, strahlte Sicherheit aus, beherrschte seinen Strafraum bis zur 16-Meter-Linie und machte noch zwei sogenannte 100-prozentige Torchancen des VfB zunichte. Adler ist das Gegenteil des ‚verrückten’ Torwarts, der wie ein Linksaußen nicht so recht weiß, warum er ungewöhnliche Dinge tut. Er handelt wie ein kühler Kalkulator, arbeitet fleißig an seinem Körper, ist gesegnet mit einem großen Bewegungstalent und Blitzreflexen.“

Auch Philipp Selldorf (SZ) überhäuft Adler mit Lob: „Bis zum 1:0 war der VfB die reifere Elf, er hätte führen müssen, aber der Schlüsselmoment gehörte Adler. Das Spiel entschied sich nach 30 Minuten im Duell zwischen Leverkusens Torwart und Roberto Hilbert, der allein auf den Schlussmann zusteuerte und sich durch dessen Taktieren so weit von der Ideallinie abbringen ließ, dass Adler, eben noch scheinbar besiegt am Boden, auf einmal wieder da war und den aus schwierigem Winkel abgegebenen Schuss abwehrte.“

Lahme Ente?

Christoph Ruf (Spiegel Online) stellt den heißesten Schalker Kandidaten vor: „Bei seinem Heimatverein Twente Enschede ließ Fred Rutten mutigen Offensivfußball spielen. Zugleich arbeitete Rutten daran, den Erfolg des Vereins auf ein breiteres Fundament zu stellen. Rutten, der ursprünglich aus der Jugendarbeit kommt, baute Enschede neben Ajax Amsterdam und AZ Alkmaar zu einem der drei führenden Ausbildungsvereine der Niederlande aus. Auf Schalke, wo man lange sogar überlegte, die eigene U23 abzuschaffen, herrscht hingegen in der Nachwuchsförderung noch immer Nachholbedarf. Zu guter Letzt spricht Rutten perfekt deutsch und gilt als Freund der Schalker Ikone Huub Stevens – zwei weiche Faktoren, die ebenfalls dafür sorgen dürften, dass weitere Kandidaten nur dann zum Zuge kommen, wenn Rutten absagt.“

Über die Hintergründe der Slomka-Entlassung heißt es von Ruf: „Dass die Entscheidung, sich von Slomka noch vor dem Saisonende zu trennen, einstimmig fiel, mag zunächst verwundern. Schließlich ist es ein offenes Geheimnis, dass Manager Andreas Müller, der die Inthronisierung Slomkas 2004 gegen Rudi Assauer durchdrückte, bis vor wenigen Tagen an Slomka festhalten wollte. Doch gegen den offenbar entgegen gesetzten Willen von Präsident Josef Schnusenberg, Geschäftführer Peter Peters und Aufsichtsrats-Boss Clemens Tönnies fiel es Müller zunehmend schwer, Geduld anzumahnen. Es ist eine noble Geste, dass Müller nun allerorten betont, dass er bereits vor ein paar Wochen beschlossen habe, Slomka im Sommer zu schassen. So übernimmt er Verantwortung, lässt aber auch gar nicht erst den Eindruck entstehen, als ‚lame duck’ letztlich nur den Willen eines mächtigeren Präsidiums umzusetzen.“

SZ: Das Interims-Duo Michael Büskens/Youri Mulder soll Schalkes Saisonziele retten; dann übernimmt vermutlich Fred Rutten, der die Sehnsucht nach einem zweiten Huub Stevens stillen soll

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