indirekter freistoss

Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Am Grünen Tisch

Die Wahrnehmung ist anders als die Wahrheit

Oliver Fritsch | Mittwoch, 16. April 2008 Kommentare deaktiviert für Die Wahrnehmung ist anders als die Wahrheit

Jan Christian Müller (FR) greift eine Expertise Lutz Lüttigs (wer kennt den noch?) über das Bremer Abseits-Ja-oder-Nein-Tor gegen Dortmund auf und kommt mit ihm zu dem Ergebnis, dass der Videobeweis ein untaugliches Mittel der Gerechtigkeitsfindung sei: „Es ist nach jüngsten Erkenntnissen zweifelhaft, dass der Videobeweis selbst in vermeintlich ‚hundertprozentigen’ Fällen tatsächlich zu einem über jeden Zweifel erhabenen ‚richtigen’ Urteil kommt. Der Fall Rosenberg/Merk zeigt, dass einer oder mehrere Oberschiedsrichter große Gefahr liefen, unter Zeitdruck ein viel weniger entschuldbares Fehlurteil zu treffen. Schließlich müssten sie ja in kürzester Zeit der Spielunterbrechung, die sicher zwei Minuten nicht übersteigen dürfte, entscheiden. Die jetzt veröffentlichte Studie eines nach erster, oberflächlicher Ansicht vorgeblich klar irregulären Tores lässt aber den Schluss zu, dass derartige Entscheidungen nur aufgrund der eingehenden Analyse von Bildern aus verschiedenen Perspektiven getroffen werden können. Selbst nach stundenlanger Wiederholung kann sich kein unzweifelhaft eindeutiges Urteil ergeben. Ergo: Es ist dringend an der Zeit, TV-Beweise mit Standbildern und digitaler Aufbereitung kritischer zu betrachten. Die Wahrnehmung ist oft ganz anders als die Wahrheit.“

FR: Markus Merks Ruf nach einem Videobeweis im Profifußball hat durch eine Analyse des ehemaligen Schiedsrichter-Assistenten Lüttig einen erheblichen Dämpfer erhalten
Und hier aus der Schiedsrichter-Zeitung des DFB (ab Seite 12): Lüttigs Erörterung

Graben zwischen Profitum und Amateursport

Markus Schäflein (SZ) legt dar, dass die Lizenz- und Ligaordnung der neuen Regionalliga (ab Sommer 2008) zu einer hohen Schwelle zur Fünften Liga führen kann und wohl auch soll: „Viele Oberligisten haben gar nicht versucht, die Lizenz zu erhalten. Eine Million Euro Saisonetat dürfte das absolute Minimum sein, um erfolgreich in der Regionalliga zu spielen. In einem 241 Seiten starken Katalog hat der DFB die Vorschriften festgelegt. Die Klubs brauchen zum Beispiel einen Cheftrainer mit Uefa-A-Lizenz, drei hauptamtliche Geschäftsstellenmitarbeiter, eine Flutlichtanlage (mindestens 400 Lux E-Hor), eine Pressetribüne mit mindestens zehn fest eingerichteten Arbeitsplätzen (Pult, Strom, ISDN) und einen Vip-Raum. Kleine Klubs müssten sofort viel Geld in die Infrastruktur und die Organisation stecken, über die andere Vereine schon verfügen. Damit wird es ihnen umso schwerer gemacht, eine wettbewerbsfähige Mannschaft zu finanzieren. ‚Wir wollen die Vereine zusammenführen, die durch Infrastruktur, Umfeld und Tradition in der Lage sind, Profifußball zu betreiben’, sagt Willi Hink, Amateursport-Direktor im DFB. Der Graben zwischen Profitum und Amateursport soll viel tiefer werden, so tief, dass Vereine wie der KSV Baunatal ihre Identität neu definieren müssen. Der KSV ist ein Breitensportverein mit 35 Abteilungen, unter anderem Wandern, Flamenco und ambulantem Herzsport. Er hat andererseits von 1976 bis 1979 in der Zweiten Bundesliga gespielt und verfügt über ein hübsches Stadion mit 2578 überdachten Sitzplätzen und Flutlicht, das damals erst zum Zeitpunkt des Abstiegs fertiggestellt wurde. Der KSV ist einer von vielen Klubs, die in der Grauzone zwischen Profifußball und Amateursport wandern. Diese Grauzone will der DFB abschaffen.“

taz: In den von antisemitischen Fans des HFC durch ‚Juden-Jena’-Rufe ausgelösten Skandal schaltet sich nun der DFB ein. Es droht ein ligaweiter Konflikt

Kommentare

Comments are closed.

  • Quellen

  • Blogroll

  • Kategorien

  • Ballschrank

104 queries. 0,592 seconds.