Bundesliga
Schalker Befreiung
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| Donnerstag, 17. April 200829. Spieltag, Teil 1: Frischer Schalker Schwung dank Büskens und Mulder / Torsten Frings ist wieder da / Hamburg in Schieflage
5:0 gegen Cottbus – Roland Zorn (FAZ) führt den Erfolg der Schalker auf den Trainerwechsel zurück: „Mike Büskens und Youri Mulder wurden von den 60.000 Zuschauern in der Arena herzlichst willkommen geheißen. Nur ein, zwei Transparente mit der Parole ‚Danke, Mirko’ erinnerten noch an den scheinbar spurlos verschwundenen Coach von gestern. Den neuen Aufbruch verkörpern Büskens und Mulder, die eine rauschende Premiere gegen einen diesmal allerdings nicht bundesligatauglichen Gegner feiern konnten. Die durch die zuletzt quälenden Diskussionen um die Zukunft von Slomka am Ende vielleicht doch ein wenig gehemmten Profis genossen ihren Entfesselungsakt drei Tage nach der 1:5-Pleite in Bremen. Ihnen war deutlich anzumerken, dass mit Büskens und Mulder ein frischer Schwung nach Schalke zurückgekehrt ist.“
Oliver Müller (Welt) ergänzt: „Der Spaßfaktor war den Profis in den vergangenen Wochen und vielen Fans schon länger abhanden gekommen – trotz der Erfolge in der fast zweieinhalbjährigen Ära des Trainers Slomka: Einzug ins Halbfinale des Uefa-Pokals, Platz 2 in der Meisterschaft, Teilnahme am Viertelfinale in der Champions League. Doch die oft ergebnisorientierte Spielweise und die gefühlte Verwissenschaftlichung des Trainings missfielen den Spielern. Während der Rauswurf des bei Fernsehauftritten zwar eloquent wirkenden, doch im engeren Umfeld des Klubs als arrogant eingestuften Slomka bundesweit mit Bedauern und Unverständnis aufgenommen wurde, wirkte er auf viele Anhänger und Lokaljournalisten wie eine Befreiung. Offen bleibt, ob die Aufbruchstimmung von Dauer sein wird.“
Kratzbeauftragter
Ronny Blaschke (Berliner Zeitung) betont den Anteil Torsten Frings’ am 2:1-Sieg der Bremer in Rostock: „Es war keine gute Saison für den Mittelfeldspieler, wegen Verletzungen fehlte er sieben Monate, das Spiel in Rostock war erst sein achtes in dieser Spielzeit. Sein Fehlen war einer der Gründe, warum Werder zwischen erstaunlichen und erschreckenden Leistungen pendelte. Dass nun ein Hauch von Konstanz einzukehren scheint, liegt auch an der Formsteigerung von Frings. Tatsächlich waren die Leistungen der Bremer nicht so souverän, wie es die jüngsten drei Siege vermuten lassen. Gegen Hansa kam die Bedeutung des Kratzbeauftragten Frings besonders zur Geltung, da die Vision des Sturmunddrangspiels gegen defensive Rostocker auf einem ramponierten Rasen kaum möglich war.“
Schönreden statt schön spielen
Stefan Osterhaus (Financial Times Deutschland) sieht die Hamburger Welt nach dem 0:0 in Berlin grauer als die Vereinsführung das tut: „Die rosarote Welt des HSV ist auch durch Fakten nicht zu erschüttern: In den letzten fünfzehn Spielen hat die Mannschaft nur dreimal gewonnen, die Erträge der exzellenten Hinrunde schmelzen dahin; dass das Team noch bis vor wenigen Wochen auf dem 2. Tabellenplatz lag, scheint im Rückblick angesichts von Auftritten wie in Berlin unvorstellbar. Wer weitere Belege für eine Krise suchte, fand sie in der Rhetorik des Sportchefs Dietmar Beiersdorfer, der in diesen Tagen nicht zu beneiden ist. War in den letzten Wochen noch zu lesen, dass der HSV die Trainersuche mit äußerster Sorgfalt angehe, so wird gegenwärtig offenbar, dass der vermeintliche Musterklub bisher noch keinem seiner Wunschkandidaten entschieden näher gekommen ist.“
Claudio Catuogno (SZ) fügt hinzu: „Während sich Schalke und Bremen stabilisieren, ist der HSV aus den Champions-League-Rängen gerutscht, und weil Negativ-Debatten in dieser Lage selten helfen, lautet die Strategie der Klub-Gewaltigen offenbar: Schönreden statt schön spielen. So wunderte es nicht, dass sie das 0:0 in einen Sieg umzudeuten versuchten.“