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Bundesliga

Ein Fußballzwerg im Pokalfinale

Oliver Fritsch | Freitag, 18. April 2008 Kommentare deaktiviert für Ein Fußballzwerg im Pokalfinale

29. Spieltag, Teil 2: Dortmund nach 1:3 gegen Hannover in der Depression, Thomas Doll in der Schusslinie / Nürnberg blutlos in Stuttgart / Bielefeld gegen Leverkusen in Hochform / Immer wieder Luca Toni

Felix Meininghaus (FR) nimmt zur Kenntnis, dass Dortmund und sein Trainer mit schlechter Laune nach Berlin reisen werden: „Zwei Tage vor dem Pokalfinale ist Borussia Dortmund vom respektablen Außenseiter zu einem Fußballzwerg geschrumpft. (…) Neben der sportlichen Krise haben die Dortmunder nun auch noch eine Trainerdiskussion am Hals. Thomas Dolls Vertrag ist zwar im Winter bis 2010 verlängert worden, es wird jedoch kolportiert, für den Fall einer vorzeitigen Demission sei eine Abfindung im moderaten Bereich festgeschrieben worden. Nicht ausgeschlossen, dass das Pokalfinale Dolls Abschiedsvorstellung beim BVB werden könnte.“

Auch Freddie Röckenhaus (SZ) sieht schwache Dortmunder und Doll in Gefahr: „Wäre da nicht dieses Pokalfinale, das dem in der Liga auf Platz 13 so hoffnungslos abgehängten BVB unverhofft die Uefa-Cup-Qualifikation brachte, der Trainer wäre möglicherweise längst seinen Job los. Und hätte nicht das BVB-Management um Vorstandschef Hans-Joachim Watzke und Zorc in der vergangenen Saison in van Marwijk, Röber und nun Doll gleich drei Trainer verschlissen, man wäre wohl auf den Zug aufgesprungen, auf den sich der ungeliebte Lokalrivale Schalke mit dem Rauswurf von Mirko Slomka gewagt hatte. So aber darf Doll weitermachen. (…) Das 1:3 gegen Hannover 96 hat noch einen Tiefschlag draufgesetzt auf das 0:5, als Dortmund ausgerechnet beim Cupfinal-Gegner eine Demütigung der schlimmeren Art eingesteckt hatte. Wer Dortmunds letzte Darbietungen mit ansehen musste, kann sich zwar kaum vorstellen, wie binnen 72 Stunden aus dem chaotisch wirkenden Trüppchen ein ernsthafter Bayern-Gegner werden sollte. Aber nie war die Mutter aller Fußball-Plattitüde wertvoller: Im Pokal ist selbstverständlich alles anders.“

Richard Leipold (FAZ) ergänzt: „Ob Doll noch ein würdiger Trainer für Dortmund ist, diese in den Medien aufkommende und intern auch schon geführte Debatte dürfte spätestens nach dem Pokalfinale an Fahrt gewinnen. Zwar hat Borussia Dortmund einen Platz im Uefa-Pokal rechnerisch fast sicher. Die Stimmung ist dennoch auf dem Tiefpunkt – und dazu sehr gereizt. Als gäbe es nicht genug Schwierigkeiten, hat der Trainer allerlei Sach- und Personalfragen aufgeworfen, wenn auch nicht gerade systematisch. Seine ständigen Umbauten haben sich auf das Mannschaftsgefüge nicht gerade stabilisierend ausgewirkt.“

Ratlosigkeit und Selbstaufgabe

Volker Kreisl (SZ) nimmt nach dem 0:3 in Stuttgart vorsichtig und differenziert eine Ursachensuche nach dem Nürnberger Tiefflug vor: „Was genau falsch gemacht wurde, ist kaum zu benennen. Den Club traf eine Verkettung aus unerklärlichen Formeinbrüchen in der Viererkette und Verletzungen noch aus der Vorsaison, hinzu kam die Doppelbelastung durch den Uefa-Cup. Am System liegt die aktuelle Krise weniger, erkennbar ist das daran, dass der Trainerwechsel keine zählbare Wirkung hatte. Ursache dürfte eher die Selbstüberschätzung der jungen Spieler sein, die zu früh zu erfolgreich waren und in Bedrängnis nun ganz anders auftreten. Auch von Heesen muss in diesen Tagen Vorstellungen über Bord werfen und statt Konzeptfußball erbitterten Abstiegskampf predigen. Vollständig angekommen sind die Botschaften des neuen Trainers in den Köpfen seiner Spieler noch nicht, aber ein paar Tage sind ja noch Zeit.“

Oliver Trust (FAZ) teilt mit, dass Nürnberg zu keinem Gegenschlag fähig gewesen sei: „Während sich der VfB weiter Hoffnungen auf einen Platz im internationalen Geschäft machen darf und nebenbei die Rückkehr Raphael Schäfers ohne negative Auswirkungen wegsteckte, geht der ‚Club’ schweren Zeiten entgegen. Groß die Ernüchterung über die Art und Weise der Niederlage. Nach der Pause sah sich Thomas von Heesen gezwungen, in Jawhar Mnari für den schwachen Angelos Charisteas eine Defensivkraft zu bringen, um dem ‚Auseinanderfallen’ vorzubeugen. Die Franken spielten dann allerdings so, als gelte es, ein Wunschergebnis zu sichern. Zur Erinnerung: Man lag 0:3 zurück. Es war nur schwäbischer Schlampigkeit zu verdanken, dass es nicht schlimmer kam. Was die Nürnberger zeigten, sah oft nach Ratlosigkeit und gar Selbstaufgabe aus.“

So gut wie nie in der Saison

Peter Penders (FAZ) notiert in Bielefeld nach dem 1:0 gegen Leverkusen einen Stimmungsumschwung in der Trainerfrage: „Michael Frontzeck ist angekommen in Bielefeld, und wer ihm seine ruhige, stoische Art vorwirft, übersieht, dass dies im hektischen Abstiegskampf überaus nützlich sein kann. Dass Frontzeck kein mitteilungsfreudiger Mann für den Boulevard ist, hat seine Aufgabe nicht einfacher gemacht. ‚Mittlerweile haben aber viele erkannt, dass wir vielleicht doch den richtigen Mann geholt haben. Er hat sich die Chance erarbeitet, hier noch sehr, sehr lange zu arbeiten’, sagt Finanzgeschäftsführer Roland Kentsch. Dazu müssten sie vermutlich in der Bundesliga bleiben. Der Trend spricht nicht dagegen: Besser als gegen Leverkusen hat die Arminia in dieser Saison noch nicht gespielt.“

Egoist mit Helfersyndrom

Schon wieder zwei Dinger, diesmal die Siegtreffer gegen Frankfurt (3:1) – Markus Schäflein (SZ) erweist dem Münchner Italiener die Ehre: „Luca Toni gibt der Mannschaft Sicherheit. Er sei ‚ein Egoist’, hat Toni schlitzohrig verkündet, als ihn jemand fragte, warum er nie ausgewechselt werden will – er wäre demnach der erste Egoist mit einem ausgeprägten Helfersyndrom. Von ihm profitierte auch diese sehr erweiterte Bayern-Stammelf: Andreas Ottl, José Ernesto Sosa und Toni Kroos durften mitwirken, im Tor stand Michael Rensing. Wirklich überzeugen konnten sie nicht, Ottl leitete mit einem Ballverlust das Gegentor ein, Rensing offenbarte all seine Stärken (Reflexe) und Schwächen (Strafraumbeherrschung). Aber der FC Bayern war trotzdem in der Lage, das Spiel zu gewinnen.“

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