Bundesliga
Alte Schule
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| Samstag, 10. Mai 2008Matthias Wolf (FAZ) stellt uns Cottbus’ Trainer als harte und clevere Führungskraft mit Hang zur Gemütlichkeit vor: „Seine Wutausbrüche fürchten die Spieler. Er hat schon einzelne Spieler zornig angebrüllt und in die Kabine geschickt. Die Osteuropäer, in der Überzahl bei Energie, knöpft er sich auch gerne mal auf Serbokroatisch vor – und übersetzt es dann ins Deutsche, die Amtssprache bei Energie, die er täglich besser beherrscht. Abseits des Platzes wirkt Bojan Prasnikar wie der nette Onkel. Einer, der gerne in einem Thermalbad planscht, in dörflicher Umgebung im Spreewald wohnt und dessen größter Wunsch – neben dem Klassenerhalt – ein eigenes Fahrrad ist. Genau so einen Typ der Extreme, betont Lepsch, hätten sie gebraucht in der Lausitz. Unter Prasnikars Vorgänger Petrik Sander, so Kapitän Timo Rost, habe zuletzt jeder Spieler gemacht, was er wollte. Lethargie hatte viele erfasst. Prasnikar ist ein Malocher, der selbst nach Triumphen wie gegen Bayern München nicht feiert, sondern gleich heimfährt und sich die Videobänder vom nächsten Gegner anschaut. (…) Prasnikar landete eher zufällig in der Lausitz. Aus Journalisten- und Spielerberaterkreisen kam der Tipp, dass in dem kleinen Dorf Smartno ob Paki eine große Trainernummer sitze, die auf die Bundesliga brenne. Seitdem hat er in sieben Monaten immerhin 31 Punkte geholt, mit Methoden, über die sie anderswo die Nase rümpfen würden. Prasnikar ist ein Trainer der alten Schule. Von Athletikcoaches, Psychologen oder Ernährungsberatern hält er wenig – er bestimmt alleine.“
Wovor Cottbus verschont geblieben ist, erfahren wir dankenswerterweise auch von Wolf: „Mittlerweile machen viele in Cottbus drei Kreuze, dass Jürgen Kohler, der eigentlich schon zugesagt hatte, kurz vor Ultimo kalte Füße bekam. Wohl auch, weil einer wie Udo Lattek, in Unkenntnis der wahren Gründe für die Entlassung von Sander, betonte: Wer etwas auf sich halte, der heuere nicht in Cottbus an.“
Apartes Team
Christof Kneer (SZ) betrachtet das Werk in Wolfsburg: „Zwei Siege noch, und Felix Magath ist in Europa. Es ist Magaths stille Rache. Jahrelang haben sie ihn Schleifer geheißen und Quälix, und jetzt kehrt Quälix auf anderem Niveau zurück. Er quält jetzt keine Spieler mehr, er quält jetzt die Liga. Der Liga ist dieser VfL inzwischen so unheimlich wie Magath früher manchem Spieler unheimlich war. (…) Immer mehr zeigt sich, welch apartes Team sie da in Wolfsburg mit freundlicher Unterstützung des Sponsors vom Band gerollt haben.“