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Internationaler Fußball

Blitzartig wie ein Schwarm Barrakudas

Oliver Fritsch | Dienstag, 13. Mai 2008 Kommentare deaktiviert für Blitzartig wie ein Schwarm Barrakudas

Cristiano Ronaldo, Ryan Giggs und vor allem Alex Ferguson stehen im Mittelpunkt nach dem Titelgewinn Manchester Uniteds in der Premier League

Raphael Honigstein (FR) rühmt den Stil Manchester Uniteds, Englands Meister: „Der letzte Spieltag verlief nicht viel anders als die Saison: Chelsea kam sehr nahe ran, aber zu keiner Zeit an United vorbei. Sicher hätte es das Team mit seinem unnachgiebigen Kraftfußball und der kaltblütigen Beharrlichkeit ebenso verdient gehabt. Der bessere Meister aber ist – ohne Frage – United. Wer den Fußball liebt und ernst nimmt, kann Mannschaften nicht wirklich neutral bewerten – genauso wenig, wie man eine CD mit neutralen Ohren zu hören vermag. Während Chelseas Combo die Konkurrenz mit sturem Stampf-Techno vom Parkett bugsierte, brachten Uniteds ständig changierende Sturmrhythmen die taktischen Verhältnisse wundervoll zum Tanzen. Alex Ferguson, der noch vor drei, vier Jahren als Trainer-Dinosaurier verschrien war, hat sich unter dem Eindruck von Chelseas Aufstieg zur Großmacht neu erfunden: Er ließ als einziger ohne echten Mittelstürmer angreifen; United überfiel die Gegner wie ein Schwarm Barrakudas blitzartig aus der Tiefe. Der unübertrefflich gute Cristiano Ronaldo, ein nomineller Mittelfeldspieler, kam allein auf 31 Ligatore. Insgesamt erzielte die Elf 80 Treffer. Es ist modern geworden, von Vereinen eine Identität, eine alles überlagernde Spielidee, zu fordern. Man übersieht dabei ein wenig, dass Top-Teams wie United in der Lage sind, ihre Strategien immerfort zu variieren: Taktik heißt für sie nichts anderes, als auf jede Spielsituation angemessen reagieren zu können.“

Christian Eichler (FAZ) schreibt über das Saisonfinale: „Passend zur Feier des Tages stellte der 34-jährige Ryan Giggs mit seinem 758. Profi-Einsatz für Manchester auch den Klubrekord von Sir Bobby Charlton ein. Giggs ist der Einzige aus der selbst gezüchteten ‚goldenen Generation’ (mit Spielern wie Scholes, Beckham, Neville), der beim ersten Premier-League-Titel 1993 schon im Profikader stand. United, das ist vor allem eine Art, Fußball zu spielen, die stürmisch und leidenschaftlich, ja irgendwie sexy ist und derzeit vor allem von Cristiano Ronaldo verkörpert wird. Es ist ein Fußball, der auch Altmeister jung hält, so wie Giggs oder wie Paul Scholes, der in Wigan aber wohl nur von seinem Ruhm und von der Nachsicht des Schiedsrichters Steve Bennett vor einer Herausstellung durch eine zweite Gelbe Karte bewahrt wurde. Unterzahl hätte ein schwierige zweite Halbzeit für Fergusons Team bedeutet, denn Chelsea führte gegen Bolton, und ein einziger Treffer von Wigan hätte alles zunichtemachen können. Auch im Vorjahr hatte Chelsea Manchester knapp den Vortritt lassen müssen, sich dann aber im Pokalfinale revanchiert. Nun winkt diese Chance im Champions-League-Endspiel.“

Barbara Klimke (Berliner Zeitung) stellt klar: „Dass Ronaldo als bester Spieler der Saison ausgezeichnet wurde, war für Manchester United nur noch eine Marginalie. Denn Giggs ist der Spieler der Dekade. Er hat, da ihm seine walisische Herkunft Auftritte bei internationalen Meisterschaften verbietet, weniger weltweite Anerkennung erfahren als die globale Prominenz in Manchesters Reihen: der Portugiese Ronaldo, der Argentinier Tevez oder der Engländer Rooney. Aber er ist über die Jahre wichtiger gewesen als alle anderen zusammen.“

101 greatgoals: Wigan–Manchester (0:2) auf Video

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