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Bundesliga

Wird die Bundesliga von der Spielerliga zur Trainerliga?

Oliver Fritsch | Donnerstag, 15. Mai 2008 Kommentare deaktiviert für Wird die Bundesliga von der Spielerliga zur Trainerliga?

Hamburgs neuer Trainer Martin Jol ist kein Deutscher – das könnte ein Trend sein / Qualitätsfragen in der Trainerausbildung / Auch die Rolle der Torhüter hat sich geändert

Christof Kneer (SZ) stellt fest, dass sich, zum Vorteil für den deutschen Fußball, zum Nachteil für manch Etablierten, das Trainerleitbild in der Bundesliga wandelt: „Es ist nicht so, dass das berühmte Trainerkarussell abmontiert, kaputt oder zur Reparatur wäre; es kreiselt lustig wie eh und je, es guckt nur keiner mehr hin. Dort oben sitzen Peter Neururer, Jürgen Röber, Klaus Augenthaler, Falko Götz, Wolfgang Wolf oder Willi Reimann, aber wer in diesen Tagen einen Trainer sucht, der sucht einen, der ausdrücklich nicht in der Bundesliga sozialisiert wurde. Und falls doch, dann sollte es zumindest einer sein, der in seinem Trainerleben mindestens dreimal unfallfrei Philosophie oder Konzeptfußball gesagt hat. Fürs Land ist es eine gute Nachricht, dass die Bundesliga so langsam ihre Trainer schätzen lernt. Viel zu lange haben sich die Erstligisten hierzulande über ihre Spieler definiert, sie haben ihnen jeden Wunsch erfüllt, und wenn ein Wunsch versehentlich mal unerfüllt blieb, dann beschwerte sich der Spieler gleich beim Präsidenten – und schwupps, fand sich der zuständige Trainer plötzlich auf dem Karussell wieder, worauf, schwupps, von ebendort ein neuer zuständiger Trainer beschafft wurde. Die Bundesliga war immer mehr eine Spielerliga als eine Trainerliga. Im Ausland gelten die Trainer längst als die zentralen Gestalter, die Bundesliga ist gerade erst dabei, das so zu sehen.“

Roland Zorn (FAZ) ergänzt, auf die Vorbildlichkeit ausländischer Schulen hinweisend: „Die Trainerausbildung in der Schweiz und in den Niederlanden gilt inzwischen in Deutschland als vorbildlich. Von den anderen lernen, das ist in der Heimat des dreimaligen Weltmeisters nicht mehr verpönt. Setzt Matthias Sammer seine Pläne durch, wird sich in der Ära nach dem DFB-Chefausbilder Erich Rutemöller einiges ändern. So dürfte die Zeit des Studiums länger werden; viele Qualitätsfragen harren einer gründlicheren Antwort als bisher. Sechs Jahre dauert die Ausbildung in den Niederlanden bis zum höchsten Diplom. Die derart umfassend geschulten Trainer sind begehrt in aller Welt. Zwar gehören die Bundesliga-Neulinge Fred Rutten und Martin Jol nicht zu den Trainerstars ihres Landes wie Guus Hiddink, Frank Rijkaard oder Leo Beenhakker, sie gelten aber als vielversprechend und unverbraucht. Sie passen zur Bundesliga, die international auch nicht allererste Wahl ist. Umso erfreulicher, dass in ihr zumindest die Neugier zu wachsen scheint, alte Pfade zu verlassen und mit neuen Männern neue Wege zu finden.“

Einer der Fußballabende, die ich nie vergessen werde

Lesens- und sehenswertes über Martin Jol findet man auf allesaussersport, wo an das letzte Spiel Jols als Tottenham-Coach erinnert wird, als er und das Stadion während des Matchs per SMS von seiner Entlassung erfuhren: „Die Mannschaft schießt aus allen Lagen, doch der Ausgleich will nicht fallen. Das Spiel geht in die Nachspielzeit und die Zuschauer erheben sich ein letztes Mal, um Jol Standing Ovations zu geben und seinen Namen zu skandieren. Als das Spiel abgepfiffen wird, geht Jol wort- und grußlos unter den Standing Ovations der Zuschauer in die Kabinen. Selbst aus über tausend Kilometer Entfernung und nur am Fernseher, war dies einer der Fußballabende, die ich nie vergessen werde. Auch deshalb bin ich gespannt drauf, Martin Jol wiederzusehen.“

Tsp: Jol, der Sechs-Millionen-Euro-Mann

Essen auf Rädern per Laptop

Andreas Burkert (SZ) erneuert die These vom geänderten Status deutscher Tormänner: „Sie müssen sich vorkommen wie die Großeltern, die plötzlich am Laptop bei ‚Essen auf Rädern’ ihre Mahlzeiten bestellen sollen. Denn Torwächter haben ja neuerdings nicht nur Bälle zu halten, sondern auch Fußball zu spielen, das Spiel zu lesen und zu eröffnen. Ein sprintstarker Verteidiger sollen sie auch noch sein. Und Fehler sind verboten, nach Malheuren werden sie entweder in der Halbzeit des Amtes enthoben, wie dies in Wolfsburg auf eine recht unwürdige Weise Simon Jentzsch erfuhr. Oder es ersetzt sie rasch junges Gemüse, wie vergangene Spielzeit Jörg Butt vom Teufelskerl René Adler und Frank Rost von Manuel Neuer verdrängt wurde. Klinsmann ist schuld!, heißt es seitdem zurecht, denn sein revolutionärer Geist hat sich auch in diesem Detail als Trend durchgesetzt.“

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