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Kommt der Titel zu früh?

Oliver Fritsch | Freitag, 16. Mai 2008 Kommentare deaktiviert für Kommt der Titel zu früh?

Wird Zenit St. Petersburg, 2:0-Sieger im Finale gegen die Glasgow Rangers, seine besten Spieler halten können? / Glasgow verliert Sympathien durch sein risikoarmes Spiel und seine randalierenden Fans

Michael Eder (FAZ) sieht die besseren Fußballer siegen und beschäftigt sich mit der Zukunft des Siegerklubs: „Für Zenit hatte sich das Finale zum erwartet schweren Stück Arbeit entwickelt. Gegen die technisch beschränkten Defensivkünstler aus Glasgow suchten die Russen lange vergebens nach der entscheidenden Lücke – und mussten dazu auf der Hut sein, nicht in einen der wenigen Konter des Gegners zu laufen. Den Platz zum ersten Tor räumten die Schotten ihrem Gegner im Überschwang der Gefühle ein, nachdem sie durch Darcheville zu einer Chance gekommen waren und in der Folge eine Spur offensiver spielten. Doch dann zeigte sich schnell der spielerische Klassenunterschied. Während die Schotten auf Kraftfußball setzten, kombinierten die Russen in den entscheidenden Szenen prächtig. Dass die Russen am Zenit ihres Könnens angelangt sein könnten, ist nicht zu erwarten. Vielleicht aber kommt der Titel sogar zu früh für eine Mannschaft, in der in Arschawin, Tymoschuk, Anyukow und dem im Finale gesperrten Toptorjäger Pogrebnyak eine ganze Reihe außergewöhnlicher Profis stehen. Die Frage wird sein, ob St. Petersburg schon die Finanzkraft aufbringen kann, solche Spieler zu halten – oder ob die Verlockungen der Ligen in Spanien und England noch zu groß sind.“

Raphael Honigstein (Financial Times Deutrschland) spottet über Glasgow: „Die Rangers-Anhänger, die im Stadtzentrum randalierten, weil kurz vor Anpfiff eine Großleinwand ausgefallen war, wussten gar nicht, was für ein Glück sie da hatten. Ihre nach 63 Pflichtspielen sichtlich erschöpfte Mannschaft zeigte kein Interesse an einer ansehnlichen Partie und wollte sich nur ins Elfmeterschießen mauern. In einem indischen Dorf soll es vor zwei Jahren Fische vom Himmel geregnet haben – die Tatsache, dass es diese erschreckend limitierte Rangers-Elf in ein Finale geschafft hatte, mutete kaum weniger bizarr an. Es war allerdings ebenfalls gut zu sehen gewesen, dass die nach dem 4:0 gegen den FC Bayern schon zum künftigen Champions-League-Favoriten verklärte Elf eine gute, aber keine sensationell besetzte Elf ist.“

In seinem Fazit wiegt er die Bedeutung des Uefa-Pokals: „Die sportliche Relevanz dieses Sammelbeckens für große Kleine (Hamburg, Bremen), kleine Große (Bayern) und alle anderen, die nicht genau wissen, wo sie international hingehören, wird mit jedem Jahr schwerer einzuschätzen. Immerhin taugt der Cup als Seismograph für die Entwicklung einzelner Teams. Die von der Moskauer Sportpresse kritisch beäugten Emporkömmlinge aus St. Petersburg werden mit Hilfe der Gasprom-Millionen wohl bald Russlands Premier Liga dominieren.“

Zenit St.Petersburg – Glasgow Rangers 2:0 – MyVideo

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