Deutsche Elf
Löw hat sein Team taktisch gut eingestellt, doch es agierte lethargisch
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| Mittwoch, 2. Juli 2008Eine letzte Pressestimme zum EM-Finale
Einen bemerkenswerten Text über das Finale möchte ich noch nachreichen. Hatte ihn erst gestern Nachmittag in der Druckausgabe der Neuen Zürcher Zeitung entdeckt. Stefan Osterhaus wundert sich über den Gleichmut, mit dem sich die Deutschen den Spaniern ergeben haben: „Ziemlich genügsam gaben sich die Deutschen auch in diesem Final. Zeitweilig wirkten sie wie eine Mannschaft, die einen knappen Rückstand über die Zeit bringen wollte – als gäbe es noch ein Rückspiel. Nach einem Beginn, der das DFB-Team deutlich im Vorteil sah, verflachte das Niveau im deutschen Spiel. Die Spanier konnten tun und lassen, was sie wollten. Waren es wirklich die Deutschen? Von all den Attributen, die eine spanische Mannschaft hätte fürchten können, warf ihr Kontrahent kein einziges in die Waagschale. Der Einsatz? Überschaubar. Die Laufbereitschaft? Zu gering, um zu bestehen. Die Zweikampfhärte? Ähnelte eher der in einem Vorbereitungsspiel. Wer Begriffe wie mentale Stärke oder gar Leidenschaft bemühte, der wurde noch ärger enttäuscht. Dass die Spanier keineswegs ein Team von Unverwundbaren sind, die eben einem Bad im Drachenblut entstiegen waren, verdeutlichten die wenigen deutschen Offensivaktionen in der zweiten Hälfte. (…) Dass Ballack noch zu den Aktiveren zählte, illustriert, wie schlecht es an diesem Tag um die Verfassung des Teams bestellt war, das nur eine Viertelstunde lang den Eindruck erweckte, um den EM-Titel spielen zu wollen.“
Mangelnde Gegenwehr im und nach dem Spiel wirft er insbesondere dem Team vor, den Trainer in Schutz nehmend: „Warum benimmt sich ein Team mit Lahm, Podolski, Frings, Schweinsteiger, Klose und Ballack wie Luxemburg nach einem Duell mit Frankreich. Auch ging es gar nicht um ein paar individuelle Fehler. Sicher sah Lahm beim Gegentor nicht gut aus. Doch danach blieb über eine Stunde Zeit, um auszugleichen. Die Mannschaft war taktisch gut eingestellt, wie die Anfangsphase zeigte. Löw hatte das Spiel seines Kollegen Aragones zur Genüge antizipiert, um auch im Final reüssieren zu können. Auch die Wechsel ergaben Sinn. (…) Löw war der geschlagene, aber keineswegs von seinem Gegenüber übertölpelte Coach.“
Osterhaus’ Fazit: „Es war eine rätselhafte Niederlage. Löws Schwierigkeit dürfte vorderhand nicht darin bestehen, die Niederlage zu verdauen. Sondern das Rätsel der schlagartig einsetzenden Lethargie zu lösen.“
faz.net: Deutsche Spieler und Trainer in der Einzelkritik
direkter freistoss: Freistoß für Spanien in der 91. Minute – längere Highlights vom Finale – mitdiskutieren!