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Internationaler Fußball

Aus Englands Fußball verschwindet das englische Geld

Oliver Fritsch | Dienstag, 16. September 2008 Kommentare deaktiviert für Aus Englands Fußball verschwindet das englische Geld

Mike Ashley stellt Newcastle United nach Protesten zum Verkauf, die Fans träumen von einem reichen Märchenprinzen (FAZ) / Räuberpistolen aus Donezk

Newcastle United wird nach starken Turbulenzen den Besitzer wechseln. Mike Ashley, ein englischer Einzelhandelsunternehmer, der angeblich eine dreistellige Millionensumme in den Klub investiert hat, bietet nach lauten Protesten vieler Fans den Klub zum Verkauf an. Zuvor hat er vergeblich versucht, den zurückgetretenen Trainer Kevin Keegan wiedereinzustellen. Kai Pahl (allesaussersport) fasst die Ereignisse zusammen: „Das Theater rund um Newcastle ist atemraubend. Mike Ashley lässt am Freitag Kevin Keegan aus Spanien einfliegen, um ihn doch noch zum Verbleib zu überreden, was dieser nach mehreren Stunden ablehnt. Die Volksseele kocht. Zahlreiche Plätze im Stadion blieben leer. Die Fans demonstrierten vor und nach dem Spiel bis in den tiefen Abend hinein. Es sind Fans, die sich nicht in ihr Schicksal ergeben. Besitzer Ashley und Sportmanager Wise haben keine Zukunft mehr in Newcastle und die Aussage von Ashley, dass er den Club verkaufen möchte, ist die einzig korrekte Konsequenz, die er ziehen kann.“

Keegan 96, der legendäre Auftritt, die Kampfansage an Alex Ferguson

Bei Christian Eichler (FAZ) kommen Newcastles Fans schlecht weg. Er spricht ihnen sowohl sportliche als auch wirtschaftliche Kenntnisse ab: „Die Fans sind für ökonomische Bedenken taub, sie wollen einen Klubbesitzer, wie ihn Chelsea mit Abramowitsch bekam und nun Manchester City mit den Scheichs aus Abu Dhabi: reiche Onkel, die viele Süßigkeiten mitbringen. Doch die Märchenprinzen, von denen sie träumen, sind überaus rar.“ Naive Jungs also. Bereits Ashleys Entscheidung des Frühjahrs, Kevin Keegan zu verpflichten, dem Helden von früher und „taktisch unbedarften Coach“ sei eine „populistische Maßnahme“ gewesen, raunt Eichler. Keegan wäre 1996 mit Newcastle fast Meister geworden, doch sein Team verspielte einen großen Vorsprung auf Manchester United.

Nun ist nicht nur Keegan weg, sondern auch Ashley. Etwas larmoyant hat er sich per Offenem Brief, halb an die Fans adressiert, halb an die Öffentlichkeit, gewendet: „Ich hoffe, der nächste Besitzer kann die Summe Geld spendieren, die die Fans wollen. Ich habe euch zugehört. Ihr wollt mich los sein.“

Eichler versteht den Rückzug Ashleys als weiteren Beleg für eine Trendwende im englischen Profifußball: „Aus Englands Fußball verschwindet das englische Geld – die Kaste der Profiteure der Thatcher-Ära, die in den 80er und 90er Jahren ein Vermögen machten und sich davon einen Klub gönnten. Ihnen ist die Premier League zu groß geworden. Diese wird zur Bühne der Globalisierungsgewinner, der Milliardäre aus Ländern mit teuren Rohstoffen oder billigen Menschen.“

Die NZZ berichtet auch über das „Chaos in Newcastle“.

Ashley, im Trikot auf der Tribüne, leert in zehn Sekunden ein Pint – und behauptet nach Einwänden des Verbands, es für alkoholfreies Bier gehalten zu haben

Blechschaden angerichtet und übernommen

Für die NZZ erzählt Ilja Kaenzig (ja, d e r Ilja Kaenzig) ein paar Räuberpistolen aus Donezk, wo Präsident Rinat Achmetow schon mal die Luxuswagen seiner Spieler mit dem „Basey“ bearbeitet, wenn sie nicht so spielen, wie er das gerne hätte (und zwar als das Match noch im Gange ist). Oder wie er seinem damaligen Trainer Bernd Schuster per Bodyguards ausrichten ließ, was zu tun sei und er zu trainieren habe, und, als Schuster nicht spurte, ihn sofort entließ – mit der Maßgabe, am selben Abend das Land zu verlassen. Außerdem erfahren wir, dass in Donezk ein Stadion gebaut wird, das eine Kopie der Münchner Arena sein soll. Übrigens, Achmetow habe den Blechschaden übernommen – nachdem sein Team noch den Siegtreffer erzielt hat.

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