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Deutsche Elf

Überbewertetes Personalmanagement

Oliver Fritsch | Mittwoch, 15. Oktober 2008 Kommentare deaktiviert für Überbewertetes Personalmanagement

Kuranyi zum Letzten / Die sportlichen Schwächen des Philipp Lahm / Passt das mit Matthias Sammer und Dieter Eilts?

Nachwirkungen der Kuranyi-Kündigung – Thomas Winkler (taz) verteilt seine Schläge gleichmäßig auf Löw, Bierhoff und Klinsmann: „Dass die Nationalmannschaft nicht der Friede-Freude-Eierkuchen-Verein ist, als der sie in der Ära Klinsmann – auch mithilfe einer willfährigen Presse – erschienen war, überrascht mittlerweile nicht mehr. Seltsam nur, wie ungeschickt die Leitung diesen Umstand zu verarbeiten versucht – nach innen wie nach außen. Die Außenwirkung allerdings ist erklärtermaßen der zentrale Aufgabenbereich von Manager Bierhoff. Dessen nächste Bewährungsprobe wartet schon: Der ob seiner Verbannung auf die Bank grummelnde Frings gilt nicht als ein Charakter, der die wohlpolierten Umgangsformen des Managers zu schätzen weiß. Allerdings scheint der Einfluss solches Personalmanagements auf die sportliche Leistung der Mannschaft vor allem eins zu sein: allgemein eher überbewertet.“

Die FR führt Kuranyis Abschiedsrede, die „in vielen Teilen widersprüchliche Erklärung“, höhnisch auf dessen „beschränktes Spektrum in der Binnensicht“ zurück; die FAZ nimmt ein „diffuses Gemisch aus Selbstkritik und Systemkritik“ wahr. Seltsame Äußerungen hören wir von Schalkes Manager Andreas Müller, der Kuranyi in Schalke, wo er von einem Teil der Fans regelmäßig ausgepfiffen wird, gut aufgehoben wähnt (Ja, wähnt! Kommt von Wahn): „Hier hat er das Vertrauen, das ihm bei der Nationalmannschaft gefehlt hat.“ Jede Wette übrigens: Wenn die deutsche Mannschaft zur Halbzeit 0:1 zurückgelegen hätte, wäre Kuranyi geblieben. Ich kenne diese Fußballerselchen. Am schlimmsten ist es für sie, wenn sie merken, dass sie nicht gebraucht werden.

Entscheidung für die Stagnation

Matti Lieske (Berliner Zeitung) befasst sich mit den Stärken, aber vor allem mit den Schwächen Philipp Lahms: „Zum Beispiel seine Torschüsse. Dass ausgerechnet ein Ball von Lahm Robert Enke die Hand brach, mutete wie ein schlechter Witz an, Russlands Igor Akinfejew musste sich vor seinen beiden Versuchen jedenfalls nicht fürchten. Lahm kann auch nicht flanken. Zumindest nicht mit links. Da ihm die klassische Verteidigeraktion, der Weg zur Grundlinie, also verwehrt ist, zieht er stets nach innen, und weil er so schwer vom Ball zu trennen ist, kommt er oft in ideale Schusspositionen, mit denen er aber selten etwas anfangen kann. Lahms Spiel ist nicht nur eindimensional und leicht auszurechnen, sondern häufig auch harmlos.“ Dass er in München blieb und nicht ins Ausland wechselte, sei eine „Entscheidung für die Stagnation“ gewesen. Zuguterletzt schlägt Lieske Lahm als Mittelfeldspieler vor, da dort seine Schwächen am wenigsten auffallen würden.

Stefan Osterhaus (Neue Zürcher Zeitung) stellt ein Mangel guter deutscher Verteidiger fest und wagt eine (mir unbekannte) These: „Der Innenverteidiger, das besagt ein noch junger Gemeinplatz des Fußball, sei die neue Nummer 10.“ Ein FAZ-Interview mit Piotr Trochowski, der an der EM über die besten Spieler Europas festgestellt hat: „Die laufen auch nur mit zwei Beinen.“ Thomas Hitzlsperger hat mit dem Tagesspiegel gesprochen, in der Berliner Zeitung lesen wir ein Interview mit Per Mertesacker. Die FR stellt den Rabauken Craig Bellamy, den Star des Gegners, vor. Nachgereicht eine lesenswerte Analyse der SZ, wie Guus Hiddink in der Pause seine Taktik geändert hat.

Gegengewicht

Die Berliner Zeitung munkelt über einen angeblichen Konflikt zwischen Sportdirektor Matthias Sammer und U21-Trainer Dieter Eilts in der Frage, was die Ziele einer Jugendmannschaft und Aufgaben eines Jugendtrainer sind: „Sammer wurde einst als Gegengewicht zum Reformer Jürgen Klinsmann installiert, während Eilts sich schon immer eher dem Denken Klinsmanns verbunden fühlte. Der heutige Bayern-Trainer erwartete Entwicklungen, Sammer hingegen verlangt unerbittlich zählbare Erfolge.“

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