Ascheplatz
Auf Nummer sicher gegangen
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| Samstag, 29. November 2008TV-Rechte für die nächsten vier Jahre an alte Bekannte vergeben: Gewinner sind Premiere und die DFL / ARD nennt keine Zahlen / Verlierer sind die Zweite Liga und der Amateurfußball (Stuttgarter Zeitung)
Die Laufzeit ist neu, vier Jahre, doch die Partner der DFL sind die alten: Premiere, ARD und ZDF. Die Pay-TV-Rechte der Bundesliga und der Zweiten Bundesliga werden an Premiere vergeben. Im Free-TV sichert sich die ARD die Rechte an den Zusammenfassungen am Samstagabend (ab 18.30 Uhr) und neuerdings am späten Sonntagabend (ab 21.45 Uhr). Die Sportschau am Samstag wird gegen Konkurrenz antreten müssen, denn der neue Plan sieht vor, dass ab der neuen Saison samstags um 18.30 Uhr ein Spiel stattfindet, vermutlich oft eine Top-Partie. Ob das den Preis für die ARD gesenkt hat, steht nicht fest, denn zu den Kosten nimmt die ARD nur vage Stellung – eine fragwürdige Auskunftspolitik für einen öffentlich-rechtlichen Sender. Ob der Sonntagabendtermin der ARD, wie im Internet spekuliert wird, Konsequenzen für die Talk-Sendung Anne Will hat, die traditionell um diese Zeit ausgestrahlt wird, lässt die ARD offen. „Dass wir das Recht haben, ab 21.45 Uhr Fußball zu senden, heißt nicht, dass wir um 21.45 Uhr Fußball senden müssen und werden“, sagt ein Pressesprecher auf Nachfrage. Außerdem verfüge die ARD über Sendeplätze in den Dritten Programmen. Das DSF verliert die Zweitverwertungsrechte am Bundesliga-Sonntag.
Kai Pahl (allesaussersport) hat vor der Verkündung der DFL das Szenario für Premiere analysiert (und wir gehen davon aus, dass sein Kommentar nicht der Aktualisierung bedarf): „Sollten sich die Zahlen bestätigen, dann ist es so gut wie ein Elfmetergeschenk der DFL an Premiere – jetzt müssen sie nur noch den Ball reinmachen: 1. Premiere würde entlastet werden, da man netto weniger zahlen müsste als es derzeit der Fall ist: Die Sublizenzierungsgebühren an Arena entfallen. 2. Ohne wirkliche Not hätte Premiere maximale Planungssicherheit von der DFL geschenkt bekommen, indem die Vertragslaufzeit auf vier Jahre erhöht werden würde. 3. Die DFL hätte die komplette TV-Rechte-Vergabe so zügig abgewickelt, dass Premiere mit diesem Pfund noch das Weihnachtsgeschäft teilweise mitnehmen kann. 4. Wieder würde das Paket komplett Premiere zufallen, ohne dass ein kleiner Wettbewerber herangezüchtet wird (vgl. SKY/Setanta-Situation in der Premier League). 5. Mehr Leistung für das gleiche Geld: drei zusätzliche Übertragungstermine (Sa 13 Uhr, Sa 18.30, So 15.30). Könnten sich Mark Williams und Rupert Murdoch ein Verhandlungsergebnis schnitzen, es sähe nicht sehr viel anders aus, als das was die Medien derzeit kolportieren.“
Was wir hier auch lesen, ist eine Vermutung darüber, warum die FAZ ihren Berichterstatter in dieser Medienfrage ausgewechselt habe.
Unnötiges Risiko
Die FAZ lobt den Deal als „respektables Gesamtergebnis, das den Ruf der DFL als solide nationale Sportinstitution festigen wird“. „Auf Nummer sicher gegangen“, ergänzt Wolfgang Hettfleisch (FR), doch vor der angeblich angestrebten Klage gegen das Kartellamt warnt er: „Der Ligaverband geht ein unnötiges Risiko ein, falls er jetzt das Bundeskartellamt verklagt. Man wolle Klarheit, sagt Rauball. Was aber, wenn’s dumm läuft? Die gekränkten Fußballmacher übersehen, was die Empfehlung der Behörde eigentlich ist: eine Duldung des nach Europarecht höchst bedenklichen Instruments der Zentralvermarktung. Was die Bonner der Liga abverlangten, die viel zitierte ‚angemessene Verbraucherbeteiligung’, dient letztlich durchaus der Bewahrung des Solidarsystems. Hoffentlich wissen die Liga-Juristen und deren Stichwortgeber, was sie tun.“
Die Amateure trifft es hart
Thomas Haid (Stuttgarter Zeitung) nennt die Verlierer des neuen Spielplans, also alle unterhalb der Bundesliga: „Schon die Zweite Liga leidet massiv unter dem verabschiedeten Modell, das samstags und sonntags einen Spielbeginn um 13 Uhr und um 13.30 Uhr vorsieht – also zu einer völlig familienunfreundlichen und Sportarten-untypischen Anstoßzeit. Abzuwarten bleibt, wie viele Zuschauer dann eine Partie zwischen Wehen-Wiesbaden und Oberhausen anlocken wird, zumal unmittelbar danach die Bundesliga ihren Betrieb aufnimmt. Aber wahrscheinlich hätte die DFL auch einem Anpfiff um 10 Uhr zugestimmt, wenn ein TV-Sender dafür noch mal in die Tasche gegriffen hätte. Noch härter trifft es den Amateurbereich, für den bisher der Sonntagmittag (15 Uhr) als exklusiver Spieltermin reserviert war. Nun hat die DFL diese heilige Kuh geschlachtet, obwohl viele Clubs in den niedrigeren Regionen bereits über einen Zuschauerschwund klagen und ums Überleben kämpfen. Aber den Amateuren fehlt die Lobby. Der für sie zuständige DFB besitzt offensichtlich keinen Einfluss mehr bei der DFL. So hat Theo Zwanziger in den vergangenen Wochen nicht einmal richtig protestiert, um angesichts des sich abzeichnenden Szenarios die Rechte seiner Amateure zu schützen.“