Internationaler Fußball
Keine Ahnung vom Fußball, aber den großen Zampano markieren
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| Dienstag, 20. Januar 2009Ramón Calderón tritt als Real Madrids Präsident zurück, und die FAZ fragt sich, warum ein solcher Klub nur von Dilettanten regiert wird / Zweiter Prozess gegen Luciano Moggi beginnt, wird er diesmal härter bestraft? / Ist Felipe Scolari dem Alltagsgeschäft nicht mehr gewachsen?
Nach dem (erzwungenen?) Rücktritt Ramón Calderóns – Paul Ingendaay (FAZ) will es nicht in den Kopf, warum Real Madrid dauernd von Dilettanten regiert wird: „Die Fußballinstitution Real Madrid ist in den letzten dreizehn Jahren meistens von unklugen, eitlen Männern regiert worden, die auf die Statuten wenig gaben und denen ihr persönliches Image wichtiger war als der Ruf des Vereins. Wenn einem nach Galgenhumor zumute wäre, könnte man sagen: erstaunlich, welche Erfolge Raúl und Co. in dieser turbulenten Zeit eingefahren haben. (…) Niemand hat eine überzeugende Erklärung dafür, warum hier das personelle Mittelmaß den Ton angibt.“
Im Blog ergänzt Ingendaay: „Gerade für diesen Verein ist es besonders peinlich, einen eitlen, unfähigen Präsidenten zu haben. Leider bringt das Amt soviel Macht mit sich und lädt so flagrant zu Kungeleien, Begünstigungen und allerhand Dummheiten ein, dass schwächere Menschen sich von den Möglichkeiten der institutionellen Macht verführen lassen. Und so einer war Calderón. Keine Ahnung vom Fußball, aber den großen Zampano markieren.“
Verheerendes Zeugnis
Julius Müller-Meiningen (Berliner Zeitung) kommentiert den Beginn des zweiten Prozesses gegen Luciano Moggi, diesmal in Neapel: „Vom milden Urteil in Rom abzuleiten, Moggi und Konsorten wären Unschuldslämmer, ist dreist, aber genau darauf zielt die Strategie der Verteidigung: ‚Cosí fan tutte‘, so haben es doch alle gemacht. Kommt Moggi auch in Neapel glimpflich davon, wäre das einmal mehr ein verheerendes Zeugnis für den italienischen Fußball.“
Zu viel Wettkampfstress
Interessante These – Christian Eichler (FAS) vermutet, dass Chelseas Schwäche darauf zurückführe sei, dass Trainer Felipe Scolari der Vereinsalltag zu schaffen mache. Eichler stellt ihn in eine Reihe von Weltmeistertrainern, die nach ihrem Titelgewinn im Klub scheiterten: „Als Nationaltrainer von Brasilien und Portugal bekam Scolari Spieler stets in bester Verfassung. Er konnte sich auf Taktik und Abstimmung konzentrieren. Nun, da er nach Rückkehr in den Klubfußball auch für Fitness und Frische der Profis verantwortlich ist, zeigt er Defizite. Auch die tägliche Belastung und der wöchentliche Wettkampfstress zehren nach acht Jahren vergleichsweise gemütlicher Nationaltrainer-Tätigkeit erkennbar an der Spannkraft des 61-Jährigen. War es ein Irrtum, ins hektische Tagesgeschäft zurückzukehren? Die Statistik zeigt, dass noch kein Weltmeistertrainer später nachhaltigen Erfolg als Klubtrainer erzielte. Auch viel jüngere von den erfolgreichen Nationalmannschaftstrainern wie Menotti oder Beckenbauer schafften das nicht.“