Ball und Buchstabe
Keine Werkzeuge gegen Korruption und Manipulation
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| Donnerstag, 12. März 2009Der Sport kann seine Probleme nicht selbstständig bekämpfen / Die Mentalität, sich zu überschätzen, ist weit verbreitet
Gab es Bestechung im Handball? Nichts ist bewiesen, doch es gibt Indizien. Die Verbände jedoch verharren und schweigen. Grund für Jens Weinreich (Berliner Zeitung), das große Problem Korruption im Sport grundsätzlich zu erläutern: „Der organisierte Sport hat kaum Mechanismen gegen Korruption und Manipulation entwickelt. Verbände handeln zögerlich, wenn überhaupt. Im Zweifel kontrolliert man sich selbst. (…) Rechtswissenschaftler und Korruptionsexperten kritisieren unzureichende Definitionen in Sport-Regelwerken und im Strafrecht. Sportverbände erfreuen sich am Prinzip der partiellen Rechtlosigkeit. Zwar operieren sie wie Konzerne, setzen teilweise Milliardensummen um, sind aber von keiner internationalen Anti-Korruption-Konvention erfasst: nicht von Abkommen der Europäischen Union, der OECD, des Europarats oder der Vereinten Nationen. Zudem genießen sie, wie das IOC und die IHF, in der Schweiz den Rechtsstatus von Vereinen und werden nicht vom Gesetz über den unlauteren Wettbewerb erfasst.“
Wir sind die guten Menschen
Sylvia Schenk, Vorsitzende der Antikorruptionsorganisation Transparency International Deutschland und ehemalige BDR-Präsidentin, ergänzt in einem Interview in der FAZ: „In vielen Wirtschaftsunternehmen ist es mittlerweile Standard, präventiv gegen Korruption und Bestechung vorzugehen. Im Sport, im professionellen wie im semi-professionellen Bereich und bei den olympischen Sportarten hakt es noch an vielen Ecken und Enden. Der Sport ist noch nicht so weit wie die Wirtschaft. Dabei ist er besonders anfällig für Korruption, aber auch zum Beispiel für Steuerdelikte.“
Eine bedenkliche Mentalität habe sich breitgemacht: „Im Sport gibt es generell die Haltung: ‚Wir sind die guten Menschen, wir sind wichtig für unsere Stadt, wir tun so viel für die Gesellschaft.‘ Es entsteht eine Art Überidentifikation mit der eigenen Sache. Damit steigt die Bereitschaft, Schritte in die Illegalität zu unternehmen.“
Für den deutschen Fußball hat sie ein lobendes Wort: „Der DFB ist nach dem Hoyzer-Skandal sehr professionell vorgegangen, sowohl mit dem konkreten Fall als auch mit präventiven Maßnahmen für die Zukunft, unter anderem mit der kurzfristigen Benennung der Schiedsrichteransetzungen. Leider haben damals offenbar andere Verbände die Zeichen der Zeit nicht erkannt.“
Wie ängstlich und heuchlerisch die Schweizer Politik darüber debattiert, ob man den Weltsportkonzernen IOC, Fifa, Uefa, Fina etc. die Steuerprivilegien streichen soll, erfahren wir in einem Blog-Roman von Jens Weinreich.