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Ball und Buchstabe

Ein Ergebnis wie aus der SAP-Kantine

Oliver Fritsch | Dienstag, 17. März 2009 Kommentare deaktiviert für Ein Ergebnis wie aus der SAP-Kantine

Die Strafe gegen die Dopingkontrollsünder aus Hoffenheim kritisiert die Presse als zu milde, die Affäre hat die mangelnde Sensibilität der Branche offen gelegt / Die Bundesliga macht ihre Fan-Kultur kaputt (BLZ)

Matti Lieske (Berliner Zeitung) kommentiert die Strafe für die Säumigen: „Die Urteilsbegründung lässt ebenso den Geist der Bagatellisierung erkennen wie das sehr milde Urteil von 2.500 Euro Geldstrafe für den Hoffenheimer Anti-Doping-Beauftragten und 75.000 Euro für den nicht gerade am Hungertuch nagenden Klub. In das Bild eines nach wie vor gering ausgeprägten Problembewusstseins in Sachen Doping passt auch, dass nicht einmal ansatzweise in Betracht gezogen wurde, den Einspruch Borussia Mönchengladbachs ernsthaft zu prüfen. Weil komplette Aussichtslosigkeit signalisiert wurde, zog Gladbach den Protest zurück.“

Arnd Festerling (FR) sucht das Gute im Schlechten: „Das Urteil hinterlässt den Betrachter seltsam unbefriedigt. Schließlich wurde lange über eine drastische Sperre der Spieler spekuliert. So bleibt als Ergebnis immerhin, dass die Aufmerksamkeit der im Ignorieren des Dopingproblems geschulten Fußballwelt ordentlich geschärft wurde. Das ist nicht besonders viel, aber doch schon mehr als nichts.“

Geringes Problembewusstsein

Christian Kamp (FAZ) formuliert seine Bedenken grundsätzlicher: „Großen Schaden trug niemand davon in dieser Angelegenheit, die für den deutschen Fußball dennoch unangenehm war. Schließlich warf sie kein gutes Licht auf die Sportart, die zwar den mit Abstand höchsten Professionalisierungsgrad aufweist, zugleich aber ein eher geringes Problembewusstsein in Sachen Doping und einen laxen Umgang mit den entsprechenden Vorschriften offenbarte.“

In den Kommentaren von Jens Weinreichs Blog amüsiert sich HeavyHerb: „Jetzt dürften alle zufrieden sein: Janker und Ibertsberger, weil sie nicht gesperrt werden, Hoffenheim, weil 75.000 Euro locker zu verschmerzen sind, Geigle, weil 2.500 wohl auch zu verschmerzen sind, und der DFB, der ja zweifelsfrei konsequent gegen Doping vorgeht. Aber warum dafür extra eine Gerichtsverhandlung ansetzen? Dieses Ergebnis hätten die Beteiligten doch auch beim Mittagessen in der SAP-Kantine erzielen können …“

Stückpreis 4,95

Gegen seine Rolle als Werbeadressat wehrt sich Boris Herrmann (Berliner Zeitung), indem er sich die Ohren zuhält: „Die Bundesliga ist zurecht stolz auf ihre Fan-Kultur – und macht sie zugleich kaputt. In Spanien, Italien und Südamerika kommen oft weniger Zuschauer in die Stadien, aber die dürfen wenigstens selber singen. Eine hierzulande fast schon vergessene Magie entfaltet sich in Turin, Madrid und Rio, wenn der Stadionsprecher über ein urzeitliches Megafon in aller Sachlichkeit die Aufstellungen verliest (Uno: Casillas, Cuatro: Ramos, Siete: Raúl …) und für den Rest des Spiels schweigt. Die Stadien in Turin, Madrid und Rio sind weitgehend werbespotfrei. In Berlin präsentiert Möbel-Kraft das Spielergebnis, Poburski-Dachtechnik die Nachspielzeit und günstigfahrenlernen.de die Zuschauerzahl. In der Halbzeit wirbt der Stadionsprecher für die Hertha-Bade-Ente (Stückpreis 4,95), Zuschauerin Doreen wird so lange im Kreis gedreht bis sie torkelnd dem im Tor stehenden Maskottchen in den Unterleib schießt und aus den Stadionboxen lärmt Dorfdisko-Musik.“

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