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Internationaler Fußball

Keine optische Täuschung, dass in England schneller gespielt wird

Oliver Fritsch | Mittwoch, 18. März 2009 Kommentare deaktiviert für Keine optische Täuschung, dass in England schneller gespielt wird

Joachim Löw legt in seiner Kritik am deutschen Fußball nach / Die Primera División trifft die Finanzkrise am härtesten / Django Bim Hammam aus Quatar / Hartplatzhelden-Streit: Die vom WFV haben keine Ahnung

Joachim Löw gibt der SZ ein langes Interview und untermauert seine Forderung nach einer Reform des deutschen Fußballtrainings: „Es ist nicht so, dass in Deutschland weniger gelaufen wird, aber uns ist nicht wichtig, ob ein Spieler 11,5 oder 13 Kilometer läuft, sondern mit welcher Intensität er seine Wege geht. Wie viele Sprints macht der Spieler? Wie schnell ist er dabei? Wie viele Spieler sprinten nach der Balleroberung mit in die Spitze? Wir machen seit der WM 2006 umfangreiche Untersuchungen über die läuferischen Elemente und vergleichen die Bundesliga mit anderen Ligen. Da gibt es Unterschiede und eindeutige Erkenntnisse: Die Anzahl der Sprints lässt zu wünschen übrig, da müssen wir an Intensität zulegen. Müssen! Nicht sollen! Es ist keine optische Täuschung, dass in England schneller gespielt wird.“

Die klassischen Ausrede lässt Löw nicht gelten: „Mehr Geld bedeutet nicht immer automatisch mehr Klasse. Qualität muss erarbeitet werden und hat nicht immer nur mit finanziellen Möglichkeiten zu tun. Es gibt in Deutschland auch Vereine, die viel Geld ausgeben und wenig Erfolg haben.“

Ende der Großzügigkeit

Von Ronald Reng (taz) erfahren wir, dass es einigen spanischen Klubs an die Wäsche geht: „Die internationale Finanzkrise trifft die Primera División wie keine andere führende Liga.“ Der FC Valencia, Racing Santander und der Zweitligist Xerez seien nicht mehr in der Lage, alle Gehälter zu zahlen. Zuschauerschwund, Sponsoren-Bankrotte verschlimmerten die Lage. „Ist es da Zufall oder Symptom, dass im Uefa-Pokal, den spanische Teams so oft dominierten, zum ersten Mal seit achtzehn Jahren kein einziger spanischer Klub im Achtelfinale steht?“

Auf die gewohnte Rückendeckung müsste der Fußball derzeit verzichten: „Bei Misswirtschaft konnten die Vereine in Spanien immer mit Großzügigkeit der Banken oder Politik rechnen. Das Finanzamt etwa toleriert 262 Millionen Euro Schulden der Profiklubs. In der Krise jedoch gibt die öffentliche Hand nicht mehr, und die Banken, selbst in Bedrängnis, fordern das Geld rigoros zurück.“

Offene Ohren

Gestern haben wir ein paar kritische Meinungen zum Hoffenheim-Urteil des DFB-Sportgerichts zitiert. Heute verteidigt Anja Berninger, Justitiarin der Nada, in der FAZ den Spruch: „Das Urteil ist konsequent. Es war richtig, kein Verfahren gegen die Spieler einzuleiten, sondern gegen den Verein Hoffenheim und das Betreuungspersonal. Das haben auch die Aussagen in der Verhandlung bestätigt. Das Urteil bewegt sich im Bereich des Möglichen und ist sicherlich auch korrekt begründet. In Italien lag ein anderer Sachverhalt vor. Dort hatten die Spieler Kenntnis von der Doping-Kontrolle und erschienen nicht im Kontrollraum. Hier ist es so, dass Ibertsberger und Janker erst in der Umkleidekabine von der Doping-Kontrolle erfuhren und sich dann unverzüglich auf den Weg machten.“

Die Haltung des DFB bewertet sie zweischneidig: „Ich war ein wenig überrascht über die Kenntnisse über Anti-Doping-Bestimmungen und Verfahrensbestimmungen“, sagt sie einerseits beschönigend. Andererseits gesteht sie ihm guten Willen zu: „Der DFB ist ein Verband, der für Vorschläge offene Ohren hat. Es gibt mit dem DFB regelmäßige Gespräche, zuletzt Anfang des Jahres. Der DFB fragt konkret nach, wo es nach unserer Meinung Optimierungsbedarf gibt. Wir hatten im vergangenen Jahr das Thema Trainingskontrollen – der DFB war sofort bereit, von 90 auf 500 Kontrollen im Jahr hochzugehen.“

Django Hammam

In der FAZ ist vom „Aufstand gegen den Fußball-Rambo vom Golf“ zu lesen, den Qatarer Mohamed Bin Hammam, einen Verbündeten Joseph Blatters. „Dieser Mann ist ein Diktator und ein großes Risiko. Er muss weg“, sagt Scheich Salman Bin Ebrahim Al Khalifa aus Bahrain, Bin Hammams Herausforderer. „Er gilt seinen Anhängern“, schreibt die FAZ vorsichtig, „als die neue, saubere Alternative zum dubiosen Dunkelmann“. Bin Hammam soll djangomäßig gesagt haben: „Wer sich mir in den Weg stellt, dem schlage ich Kopf, Hände und Beine ab.“

Hoeneßkuscheln in der FAZ.


Hartplatzhelden

Die haben keine Ahnung

In den Blog-Kommentaren stolpert Jürgen Kalwa über die Aussage des WFV-Anwalts, mit dem er das Vergleichsangebot der Hartplatzhelden ablehnt: „Der aufgeführten Vermarktungsmöglichkeiten war sich meine Mandantin in diesem Ausmaß gar nicht bewusst.“ Kalwa räsoniert: „Ich habe eine Weile auf diesen Satz gestarrt und gedacht, was die wohl meinen. Aber dann habe ich kapiert: In dem kurzen Zitat steckt wirklich alles, was man zu diesem vom Verband vom Zaun gebrochenen Streit wissen muss. Die haben keine Ahnung. Die wissen nicht, wie’s geht. Und solche Leute bestimmen über die Zukunft des Sports mit …“

tommy schreibt: „Es geht hier doch sehr wohl um einen kommerziellen Interessenskonflikt. Obwohl ich Herrn Fritsch und seine Presseschau sehr schätze, glaube ich kaum, dass er hier nur in wohltätigen und nichtkommerziellen Absichten handelt. Mir als ‚Fußball-Endverbraucher‘ ist es letztlich egal, ob ich die Videos von Amateurspielen auf Hartplatzhelden oder auf diversen DFB-Verbandsseiten zu sehen bekomme.“

Darauf entgegne ich: „Dass ich ein Altruist bin, hab ich nie behauptet, tommy. Vielleicht sind Sie der Polemik der Gegenseite auf den Leim gegangen. Ja, ich bekenne: Ich will irgendwie Geld verdienen.“

Andreas denkt um die Ecke: „Lustig finde ich, dass Herr Dr. Koch von einem Sieg für den Amateurfußball spricht. Also dem Teil des deutschen Fußballs, der am wohl meisten unter den neuen Spieltagsplanungen leidet. Wenn ich also die Möglichkeit habe, an einem Sonntag ein Kreisligaspiel zu gucken oder Bundesliga, muss ich in Zukunft zur Kreisliga tendieren, denn die Tore der Bundesliga kann ich noch die ganze Woche sehen, die in der Kreisklasse dürfen ja nicht mehr im Netz veröffentlicht werden. Dr. Koch hat Recht, ein Sieg für den Amateurfußball.“

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Der weinerliche Herr Fritsch – wer trocknet meine Tränen?

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