Ball und Buchstabe
Falle Lächerlichkeit
| Donnerstag, 16. April 2009Nachtrag zur Klinsmann-Klage gegen die taz / Plant Klaus Allofs den SV Werder Hollywood?
Matthias Thieme (FR) hätte Jürgen Klinsmann zu mehr Gelassenheit im Umgang mit der taz-Satire geraten: „Staat und Kirche wissen mittlerweile oft um die Aussichtslosigkeit des Unterfangens. Wer klagt, macht sich oft noch mehr lächerlich. Doch gerade Sportler, Prominente und Firmen, die ihr Image wie eine kostbare Ware hüten, ziehen mit ihrer ökonomischen Potenz gerne vor Gericht. Fußballer sind geradezu prädestiniert, dank ihrem hohen Einkommen und ihrer intellektuellen Unterversorgung in die Falle zu tappen, juristisch gegen Satire vorzugehen. Was die jeweils zu Tode Beleidigten nicht vorhersehen ist, dass ihre Entrüstung für das Publikum nur weiteren Unterhaltungswert bringt: Klinsi will nicht Heiland sein – danke, viel gelacht.“
In den Kommentaren zum gestrigen Eintrag schreibt Herr Wieland: „Zunächst mal bin ich ganz bei Arnd Zeigler, der Sonntag in seiner Sendung sagte, dass es Dinge gibt, die man nicht machen muss, nicht mal die taz. Der Bezug zum ‚gefallenen Heiland‘ ist auch deshalb daneben, weil Klinsmann schließlich auch von ‚den Zeitungen‘ zum Heiland erkoren wurde. Als solcher vorgestellt wurde er auf der PK beim FC Bayern meines Wissens nicht. Trotzdem ist die Reaktion des Klubs und von Klinsmann natürlich albern. Und ja, Theweleits Artikel ist interessant. Auch weil er so gar nicht dem reißerischen Titelbild entspricht.“
Wir wollten in die Klatschspalten
Ein bemerkenswertes, weil offenes, Bekenntnis Klaus Allofs‘ findet man heute in der Berliner Zeitung. Auf die Frage, ob ihn die Boulevardschlagzeilen über Diego stören, gibt er zu: „Wir haben vor sechs Jahren mit einem Unternehmensberater definiert, was wir überhaupt wollen. Das Wichtigste war, dass man nicht im Mittelmaß versinkt, sondern sich als Marke Werder positioniert. Dazu gehört, dass man vorkommt. Wir wollten schon in die Klatschspalten.“ SV Werder Hollywood?
Zum Thema Jürgen Born, der unter Bereicherungsverdacht steht und als Bremer Vorstand zurückgetreten ist, sagt Allofs beschwichtigend: „Einen größeren Imageverlust sehe ich nicht. So unangenehm die Geschichte auch ist: Sie zeigt, dass auch Werder nicht ausschließlich heile Welt sein kann. Eins gilt nach wie vor: Wenn es Probleme gibt, werden sie vernünftig angegangen. Das Bild von Werder Bremen ist gefestigt. Es hat ein paar Kratzer abbekommen. Wir müssen es jetzt wieder polieren.“
Die FTD warnt vor Werders heutigem Gegner: „Nimmt man einmal Carsten Jancker (2002 bis 2004) und den Sohn des libyschen Revolutionsführers, al-Saadi Gaddafi (2005/06), aus, dann hat Udinese eine reiche Tradition an herausragenden Stürmern.“
Kommentare
2 Kommentare zu “Falle Lächerlichkeit”
Donnerstag, 16. April 2009 um 12:25
Gerade im britischen „Independent“ gelesen:
„Klinsmann crucified over his sense of humour failure
It is said that every cliche contains at least a grain of truth – even the one about the Germans having no sense of humour. Jürgen Klinsmann, Bayern Munich football club’s beleaguered coach, and his lawyers appeared to be doing their utmost to demonstrate the veracity of that stereotype while Germany’s left-wing daily Die Tageszeitung was determined to prove the opposite.“
Dazu gab es eine Zusammenfassung des Falles – inklusive Foto des Titelblattes. Grandiose Arbeit von Klinsmann und seinen Anwälten – die Tageszeitung und Klinsmanns „Kreuzigung“ wird so auch international bekannt…
Donnerstag, 16. April 2009 um 13:03
und das soooo kurz vorm Relaunch der taz 🙂 passt doch…