Am Grünen Tisch
Antidopingkampf nicht mehr glaubwürdig
| Dienstag, 21. April 2009Interessante Stimmen hat die SZ zu der Entscheidung der Fifa gesammelt, aus dem Meldesystem der Wada auszusteigen. Der Nada-Vorsitzende Armin Baumert kritisiert den Fußballverband, der andere Rechte ins Feld führt: „Wenn Türchen geöffnet werden sollen durch Begriffe wie Privatsphäre, Urlaub oder Regeneration, dann ist dieser Antidopingkampf nicht mehr glaubwürdig.“ Überlegungen aus dem deutschen Handball und dem deutschen Basketball werden laut, es dem Fußball gleichzutun. Athleten aus Einzelsportarten hingegen fühlen sich ungerecht behandelt. Der Rad-Funktionär Rolf Aldag hält sich für besonders glaubwürdig: „Wann macht denn eine Kontrolle überhaupt noch Sinn? Als geständiger Dopingsünder kann ich das ganz gut beurteilen.“
Kommentare
3 Kommentare zu “Antidopingkampf nicht mehr glaubwürdig”
Dienstag, 21. April 2009 um 11:07
Doping wird im Fußball nicht ernst genommen. Nicht weil es kein Doping gäbe, sondern weil man sich damit billig aus der Verantwortung stehlen kann. Der Fifa-Standpunkt zu den Meldemodalitäten ist ein Witz. Und das Hoffenheim-Urteil ebenso. Stellen wir uns vor, ein Radprofi hätte nach dem Zieleinlauf seine Probeabgabe um 10 Minuten versäumt und er hätte als Entschuldigung eine Besprechung mit der Teamleitung ins Feld geführt. Die Lacher wären auf seiner Seite gewesen – und die Sanktionen auch. Sollte es tatsächlich sein, daß ausgerechnet in der Sportart, in der es weiltweit die größten Umsätze gibt, kein Doping betrieben wird? Das glaubt doch nicht einmal der Weihnachtsmann. Das Verhalten der Fußballfunktionäre ähnelt einer Gesetzesänderung zur Kosmetik der Kriminalstatistik.
Mittwoch, 22. April 2009 um 09:00
Nach Doping im Sport wird mittlerweiler härter und intensiver gefahndet als nach Finanzbetrügern. Man muss kein Dopingverharmloser sein, man muss nicht die widerlich korrupten und schmierigen Fußballverbände in Schutz nehmen, wenn man sich fragt: Geht das neue Meldeverfahren, das der WADA vorschebt, zu weit? Müssen Sportler wirklich wegen einer Generalverdachts 24 Stunden am Tag verfügbar sein, müssen sie wirklich als Dopingsünder bestraft werden, wenn sie spontan von Stuttgart einen Tag zu den Eltern nach München fuhren und vergessen habe, dies der WADA zu melden?
Dopingberichterstattung und -aufklärung ist immens wichtig. Aber etwas läuft falsch, wenn in Zeitungen wie der FAZ, taz und SZ mittlerweile mehr über Doping als über Taktik geschrieben wird. Ein Beispiel: Ein beliebiger Zweitligaspieler käme mit seiner sportlichen Leistung nie in die FAZ oder taz – aber sobald er dopt, schreiben alle riesig über ihn. Warum? Im Wirtschaftsteil steht doch auch nicht, wenn der lokale Gartenshop das Finanzamt betrügt (Ich tue es übrigens auch, hehe).
Mittwoch, 22. April 2009 um 12:13
Ich glaube es war Don Blatter hochstpersönlich, der man sagte „Die FIFA ist mächtiger als die UNO!“ und irgendwie scheint er damit Recht zu haben, leider.
Ich kenne den WADA-Code zwar nicht auswending, aber von einer 24-stündigen Verfügbarkeit steht da doch nichts drin. Geht es da nicht nur um 1 Stunde? Also kann jeder Fußballer nach München, Hamburg, Berlin oder sonstwo reisen und seine Eltern besuchen, wenn er vorher angibt (was online zu tun ist und im aktuellen Zeitalter kein großes Problem sein sollte) wo er diese eine Stunde am Tag verbringt. Selbst das kann er sich doch noch aussuchen, ob er sagt 7-8 Uhr zu Hause, 14-15 Uhr bei Mama und Papa oder 18-19 Uhr wieder zu Hause. Wo ist da das Problem?
Ich finde, dass genau das das Problem ist. Die Medien sollten vll. mal ausführlicher darüber schreiben, über welche Kleinigkeiten sich die FIFA und einige Spieler da aufregen. Wahrscheinlich geht dies aber auch nicht, da man sonst den „guten Draht“ zu denjenigen verspielen könnten und die Strafen (Disakreditierung o.ä.) für einen Reporter, einer Zeitung oder eines TV-Senders verherend wirken können, zumal sie von einer Organisation kommt die mächtiger ist als die UNO.