Bundesliga
Babbel wird in München Meister, Klinsmann siehts auf Premiere
| Montag, 27. April 200929. Spieltag: Mike Büskens empfiehlt sich mit einem Sieg in Bayern für Schalkes Dauerlösung / Die Stimmung in München empfindet die Presse als Zeichen der Trennung von Jürgen Klinsmann / Stuttgart ist kein geheimer Favorit mehr / Schwimmen dem HSV alle Felle davon? / Anonyme Misstöne in Leverkusen
Nach dem vierten Sieg im vierten Spiel, dem 1:0 in München, legt die Presse Schalke-Boss Clemens Tönnies Mike Büskens, offensichtlich der Kopf des Schalker Trainertrios, als Dauerlösung nahe. Peter Heß (FAZ) hebt Büskens‘ Vorzüge hervor: „Wenn die Vereinsführung ihre Ankündigung wahr macht, auf eine junge, hungrige Mannschaft zu setzen, dann wäre Büskens genau der Richtige, der sie leiten und mit ihr wachsen könnte. Mit seiner unaufgeregten Art hat er die Krise aufgelöst. Durch seinen Stallgeruch und mit seiner Beliebtheit bei den Fans brächte er eine Menge Kredit für den Neuaufbau mit. Ein Bonus, den jeder andere nicht bekäme.“
Jürgen Klinsmann hingegen (tut uns leid, dass wir wieder darüber berichten müssen) muss in der Zeitung wieder von seinem Scheitern lesen und vom baldigen Ende seiner Bayern-Zeit. Die FAZ schreibt nach der erneuten Niederlage: „Der Versuch der Führung, Klinsmann ein einigermaßen würdevolles Saisonende zu gestatten, ist gescheitert. Zu spüren ist, wie sehr sich alle Beteiligten eines wünschen: dass diese so hoffnungsfroh begonnene Saison möglichst schnell und schmerzlos enden möge.“
Eine „Gesamtkörperlähmung des Vereins“ stellt die SZ fest, „nirgendwo ein Funke Freude oder Zuversicht“. Und menetekelt, indem sie daran erinnert, dass auf den Tag genau vor dreizehn Jahren Otto Rehhagel entlassen wurde.
Vertrauen für Klinsmann fehlt
Sebastian Krass (taz) vermisst das Aufbäumen der Spieler auf dem Platz: „Schon siebenmal haben die Bayern in dieser Saison nach einem 0:1 noch die Niederlage vermieden. Doch gegen Schalke quälten sie ihre Anhänger nach dem Rückstand mit konzeptlosem Gekicke, verschärft durch fehlenden Bewegungsdrang im Spiel mit wie ohne Ball und komplettiert durch eine lustlose Körpersprache.“ Einen neuen Tiefpunkt misst auch Andreas Burkert (SZ): „Derart plan- und hilflos wurden die Bayern selten dabei beobachtet, ein Spiel gegen einen defensiv sicherlich gut organisierten, in der Offensive aber überforderten Gegner zu drehen.“
Jan C. Müller (FR) macht die zerstörte Atmosphäre zwischen Klinsmann und dem Rest des Vereins dafür geltend, dass seine Zeit bald ablaufen werde: „Klinsmann trägt keinesfalls alleine die Verantwortung. Denn es musste ja jedem klar sein, dass er als Novize auf seiner ersten Station als Klubtrainer eine Menge Fehler machen würde und dass jeder Fehler genüsslich seziert würde. Klinsmann ist intelligent genug, aus diesen vielen Fehlern zu lernen und würde nächste Saison, wenn schon nicht ein Taktikfuchs, so doch ein besserer Trainer werden. Aber er bräuchte dann auch ein besseres Team. Und vor allem: neues Vertrauen. Aber das bekommt er jetzt bestimmt nicht mehr.“
Paul-Breitner-Mentalität
Weil Bayern sogar die Champions League verpassen könnte und damit zig Millionen riskiert, rät Ludger Schulze (SZ) ihnen, Klinsmann jetzt zu entlassen: „Ob sie wollen oder nicht: Die Bayern-Vorständler müssen handeln – oder sich nach dem letzten Spieltag womöglich einen den unerhörtesten Vorwürfe gefallen lassen, den man der Leitung eines Unternehmens machen kann: das wirtschaftliche Wohl der eigenen Firma aufs Spiel zu setzen.“
Dahingegen warnt Matthias Klappenbach (Tagesspiegel) die Bayern vor einer Trennung von Klinsmann: „Es ließen sich Gründe für eine Entlassung ableiten – die den Bayern in ihrem Zustand aber auch nicht weiterhelfen würde. Es bliebe offen, ob die eingeleiteten Reformen im Prinzip richtig sind und irgendwann greifen werden oder ob zum FC Bayern doch eher eine einfache Paul-Breitner-Mentalität passt, die von der europäischer Spitzenklubs sehr weit entfernt ist. Und es bliebe ebenso offen, ob der Mann, durch dessen Wirken viele Defizite erst an die Oberfläche kamen, nicht auch der Beste ist, sie nachhaltig zu beseitigen.“
Wie einst im Mai
Wiederholt Stuttgart sein Gaunerstück von 2007, als er im April und Mai alle Spiele gewann und von Platz 3 auf 1 stürmte? Mit dem VfB als Meister 2009 rechnen inzwischen nicht mehr nur Insider wie Christof Kneer (SZ): „Es ist eine Mischung aus klassischer Trainerarbeit, ergebnisbedingter Selbstsicherheit und der erstaunlichen Stabilität von ein paar immer noch erstaunlich jungen Buben (Gomez, Khedira, Tasci), die den VfB zum nicht mehr sehr geheimen Geheimfavoriten gemacht hat. Wie einst im Mai saugt sich der VfB wieder unwiderstehlich an die Spitze heran.“
Oliver70, offenbar ein VfB-Fan, twittert nach der Wolfsburg-Niederlage in Cottbus: „Die Schale ist ein Schwabe.“ Und: „Babbel wird in München Meister, Klinsmann siehts auf Premiere.“
Es fehlt der Punch
Nach dem 0:2 in Dortmund, das auf das Pokal-Aus gegen Bremen folgte, ist für Hamburg Schwarzmalen angesagt. Felix Meininghaus (FR): „Es ist die Angst, am Ende einer tollen Saison mit leeren Händen dazustehen. 22 Jahre nach dem letzten Titelgewinn ist in der Hansestadt die Sehnsucht greifbar, endlich mal wieder eine Trophäe in den Himmel stemmen zu können. Doch auf der Zielgeraden wächst die Furcht, dass die Saison in eine dreifache Enttäuschung enden könnte. Im Pokal-Halbfinale gescheitert, nun der Rückschlag in der Meisterschaft – da bleiben als realistische Option nur noch die Begegnungen gegen Werder Bremen im Uefa-Pokal. Es war in Dortmund exemplarisch zu sehen, woran es dem HSV im Saisonendspurt mangelt: Es fehlt der nötige Punch, um die gut angelegten Angriffe zu einem erfolgreichen Ende zu bringen.“
Spezielle Leverkusener Mängel
Noch immer kein Liga-Heimspiel in Düsseldorf gewonnen – Bayer Leverkusen verliert auch gegen Karlsruhe (0:1). Gregor Derichs (FAZ) hat sich umgehört und Misstöne über das Verhältnis zwischen Spielern und Trainer vernommen: „Irgendetwas stimmt nicht in Leverkusen. Die Stimmen aus dem direkten Umfeld der Mannschaft, dass mehrere Spieler mit Labbadia nicht zurechtkämen, lassen nicht nach. Labbadia, der als fleißiger Profi zu sich selbst hart war, erwartet ständiges Engagement. Kompromisse scheinen seine Sache nicht zu sein.“
Im Pokal gut, in der Liga schlecht – Katrin Weber-Klüver (Financial Times Deutschland) zweifelt daran, ob es nur an der Motivation liegt: „Bei den traditionell instabilen Mentalakrobaten aus Leverkusen lässt sich gar nicht mit Sicherheit sagen, ob die Spieler sich in der Liga mit Absicht nur noch warm halten fürs Pokalfinale oder ob sie einfach nicht fähig sind, in Düsseldorf ordentliche Punktspiele abzuliefern. Dass eine so talentierte Mannschaft so frühzeitig so abgeschlagen war im Rennen um die Spitzenplätze, deutet auf spezielle Mängel hin. Auch wenn Rudi Völler glaubt, mit ein bisschen Schimpfe seien die Spieler wieder auf Trab zu bringen.“
Kommentare
6 Kommentare zu “Babbel wird in München Meister, Klinsmann siehts auf Premiere”
Montag, 27. April 2009 um 10:11
Kaum veröffentlicht, schon überholt! Klinsmann ist offenbar entlassen, melden die Agenturen. Jupp Heynckes soll Nachfolger sein. Hatte Dettmar Cramer keine Zeit?
Montag, 27. April 2009 um 10:39
Klasse, dann glühen ab jetzt Osram und der Uli um die Wette bis einer platzt! Helau!
Montag, 27. April 2009 um 10:44
Eine Schweinerei, Udo Lattek so zu übergehen!
Montag, 27. April 2009 um 20:40
[…] indirekter-freistoss.de […]
Montag, 27. April 2009 um 21:08
[…] Daher überrascht es auch nicht wirklich das die 0:1 Niederlage gegen Schalke nun das Fass zum Überlaufen […]
Dienstag, 28. April 2009 um 18:53
Am Sonntagabend war Dietmar Beiersdorf in der NDR-Sportsendung. Dazu gab es die Zuschauerumfrage, wie viele Titel der HSV holen würde:
1. zwei
2. einen
3. keinen
Ergebnis war: 58 % stimmten für 3: keinen
Als Werder-Anhängerin habe ich mich natürlich über den Pokalsieg von Werder gg. den HSV gefreut und hoffe nun natürlich auf einen weiteren Pokalsieg. Natürlich würde ich mich auch über einen UEFA-Pokal-Sieg von Werder freuen, aber wenn die 3 Titel im Norden aufgeteilt werden und Werder DFB-Pokalsieger wird, der HSV den UEFA-Cup holt und der VfL Wolfsburg dann Deutscher Meister wird, kann ich mich als Norddeutsche damit auch anfreunden.