Am Grünen Tisch
Es geht um Milliarden, Bestechung und Lügen
| Dienstag, 5. Mai 2009Der Machtkampf um die Spitze des asiatischen Fußballverbands (AFC) wird mit allen Mitteln geführt – und wohl aus der Schweiz gelenkt / „Der Sport hat den Antidopingkampf verloren“ (SZ)
Jens Weinreich sieht das Ende des mächtigen AFC-Präsidenten Mohammed Bin Hammam nahen: „Kommenden Freitag, an seinem 60. Geburtstag, wenn in Kuala Lumpur der AFC-Kongress tagt, könnte die steile Karriere Bin Hammams beendet sein. Ganz plötzlich. Denn Bin Hammam hat einen Anfängerfehler gemacht: Er sprach aus, was er dachte. Im Herbst 2008 forderte er öffentlich, die Fifa-Präsidentschaft auf drei Amtszeiten zu begrenzen.“
Für die Berliner Zeitung vertieft Weinreich seinen Blick: „Kaum hatte Bin Hammam seine Forderung erhoben, geriet er selbst in Bedrängnis: Scheich Salman Al-Khalifa aus Bahrain bewarb sich um seinen Platz im Fifa-Exekutivkomitee, über den der AFC-Kongress am Freitag entscheiden wird. Der Scheich will Bin Hammam in der Fifa stürzen – und er wird von etlichen Blatter-Vertrauten unterstützt. Die Auseinandersetzung zwischen den Vertretern zweier steinreicher Zwergstaaten ist keinesfalls ein exotisches Phänomen. Der Zweikampf hat Auswirkungen auf die künftige Führung in der Fifa: Wenn Bin Hammam scheitert, bliebe Uefa-Präsident Michel Platini der einzige Kandidat auf Blatters Nachfolge. Das Duell zwischen Bin Hammam und Scheich Salman sorgt seit Monaten für Schlagzeilen in Asien. Es geht um Macht und Milliarden, Bestechung und Lügen. Die Vorwürfe von Stimmenkauf und Amtsmissbrauch, die von beiden Lagern erhoben werden, lassen sich kaum zählen.“
Ausführlicher dargestellt ist die Sache in Weinreichs Blog: „Diesen Zweikampf auf eine vermeintliche Auseinandersetzung von Gut (Salman) gegen Böse (Bin Hammam) zu reduzieren , greift sportpolitisch zu kurz und erzählt nur die halbe Geschichte. Bin Hammam ist nicht mehr und nicht weniger ein Fußball-Rambo als Blatter oder Scheich Salman. Bin Hammam ist eher nicht in einem Atemzug zu nennen mit Figuren wie Scheich Al-Sabah (Kuweit), der im IOC und zahlreichen Weltverbänden (Handball, Korruption!) sein Unwesen treibt und mit seinem Olympic Council of Asia (OCA) auch in der AFC-Auseinandersetzung munter mitmischt. Ich habe das mal so gesehen, inzwischen glaube ich, manches weiß ich: Es gibt etliche Abstufungen in den Untaten, in Charakterfragen, Macht, Einfluss, Reichtum und Persönlichkeitsprofil. Man täte Bin Hammam Unrecht, ihn mit Al-Sabah auf eine Stufe zu stellen.“
Der Sport hat den Antidopingkampf verloren
Christian Schwager (Berliner Zeitung) kann es nicht fassen, dass die Wada die Substanz S 107 nicht in ihre Verbotsliste aufnimmt, obwohl es nachweisbar ist: „In der Vergangenheit haben Dopingfahnder immer wieder beklagt, die Betrüger im Sport seien ihnen um Längen voraus, vor allem deshalb, weil sie sich verbotene Treibstoffe in deren frühster Entwicklungsphase über dunkle Kanäle beschafften. In einer Phase also, in der kein Nachweis möglich ist, weil den Kontrolleuren die entsprechenden Substanzen noch gar nicht zugänglich sind. Nun ist den Forschern um den Kölner Professor Mario Thevis genau das gelungen, worauf die Fahnder so lange hofften – doch die Wada stellt sich quer. Dafür kann es nur zwei Gründe geben: Entweder hat bei der Wada unter ihrem Chef John Fahey die Inkompetenz Einzug gehalten, diese dürfte dann allerdings grenzenlos sein. Oder die beiden Fehlleistungen sind Beleg für eine fatale Politik.“
Thomas Kistner (SZ) ergänzt skeptisch, die Sonderregel der Fifa berücksichtigend: „Die Wada ist das neue Feigenblatt des Sports. 1999 zwangen die Regierungen dem Sport diese Agentur auf, nach hartem Ringen haben die Verbände die Kontrolle übernommen. Aus europäischen Ländern sind nur noch Vertreter aus Doping-Hochburgen wie Spanien und Russland im Wada-Vorstand. Die Fifa, mächtigster Verband von allen, hat sogar für seine Kicker ein Sonderrecht auf testfreie Urlaubszeiten durchgesetzt. Die Spieler mögen regenerieren, der Sport aber hat den Antidopingkampf verloren.“
Resteverwertung: Die taz beschäftigt sich mit der zentralen Rolle afrikanischer Fußballer in der Champions League. Die Berliner Zeitung würdigt Michael Carrick, Manchesters „unsung hero“ und stillen Nachfolger Roy Keanes.
Kommentare
1 Kommentar zu “Es geht um Milliarden, Bestechung und Lügen”
Dienstag, 19. Mai 2009 um 17:03
[…] Es geht um Milliarden, Bestechung und Lügen indirekter freistoss – PeopleRank: 22 – 05.05.2009 …Michael Carrick, Manchesters „unsung hero“ und stillen Nachfolger Roy Keanes. Bags:AFC>>>>>>>>>>>… Namen genannt : Jens Weinreich John Fahey Michel Platini Mohammed Bin Hammam + voten […]