Champions League
Fundamentalisten der Anmut
| Freitag, 29. Mai 2009 11 Kommentare
Barcelona verzaubert mit einem 2:0-Finalsieg gegen Manchester die Fußballwelt, der Verlierer bekommt sein Fett weg, nicht zuletzt der Trainer
Birgit Schönau (SZ) huldigt dem Stil des FC Barcelona: „Das Team des jungen Trainers Pep Guardiola holte sich den Pokal nicht mit erdrückender Dominanz und verbissenem Ehrgeiz, sondern mit Spielfreude, Finesse, ja Leichtigkeit. Um so den lang ersehnten Beweis dafür zu bringen, dass auch in der Champions League Fußball ein Spiel bleiben kann. Das genauestens studiert und einstudiert wird, dann aber doch von Improvisation lebt, von Wagemut und Risikobereitschaft, von Abenteuerlust, kleinen Unpässlichkeiten und großen Genieblitzen.“
Auch Ronald Reng (FR) singt eine Ode auf die Schönheit Barcas: „Es gibt im Fußball keinen strikteren Glaubensorden als den FC Barcelona. Es sind Fundamentalisten der Anmut. Fußball dürfe nur offensiv, mit ewigen Pässen gespielt werden, glauben sie seit zwanzig Jahren. Aber seit 1994 gaben sie sich dem Stil nicht mehr so exzessiv hin wie unter Guardiola, der als Spieler ein Sohn Barças war. Er bestückte die Startelf von Rom mit sieben Fußballern aus der Jugendschule, und wie so oft dieses Jahr ragten die Muster des Stils, die Zwerge Iniesta und Xavi, heraus. Es war ein prächtiges Finale, und die Wahrheit ist, dass es vor allem an United lag: Als erster von über fünfzig Gegnern dieses Jahres wollten sie gegen Barcelona nicht verteidigen, sondern spielen – nur um Opfer ihres Muts zu werden.“
Mit den Verlierern, die als Favoriten ins Rennen gingen, rechnet Paul Ingendaay (faz.net) ab: „Wir sollten nicht alles glauben, was in der Zeitung steht. Zum Beispiel, dass Manchester United ein knallhartes, oberprofessionelles, mit allen Wassern gewaschenes Team sei, einen ausgekochten Trainer habe und diesen feingliedrigen Schönwetterfußballern aus Barcelona todsicher zeigen werde, wo es langgeht. Nun, Sir Alex Ferguson hat in dreiundzwanzig Jahren zweimal den wichtigsten europäischen Pokal geholt, das ist nicht gerade berauschend. Seine Leute leisteten den Katalanen deutlich weniger Widerstand als der FC Chelsea. Cristiano Ronaldo hat wieder einmal in einem großen Finale versagt und ist auf dem Weg, ein zweiter Michael Ballack zu werden. Und was ich schon seit langem unter Freunden und in der Familie erzähle, hat sich abermals bestätigt: Ein Mann mit Ohrknopf, theatralischen Gesten und konstant tränenfeuchten Augen… Es liegt einfach kein Segen darauf.“
Kommentare
11 Kommentare zu “Fundamentalisten der Anmut”
Freitag, 29. Mai 2009 um 11:24
Barca spielt ohne Frage einen schönen Fussball, aber Chelsea war näher dran das Finale zu erreichen als das ManU den Pott gewonnen hätte.
Wäre Chelsea gerechterweise ins Finale eingezogen, hätten sie gegen so ein träges ManU allemal gewonnen u. wären jetzt CL Sieger.
Das sind zwar alles Mutmaßungen, aber so s ieht’s meiner Meinung nach aus.
Barca ist zwar verdient CL Sieger geworden, aber nicht verdient ins Finale eingezogen.
Marlis
Freitag, 29. Mai 2009 um 12:12
„Cristiano Ronaldo hat wieder einmal in einem großen Finale versagt und ist auf dem Weg, ein zweiter Michael Ballack zu werden.“
Wow. So einen Bullshit liest man selten.
CR hat wieder einmal versagt? So wie in Moskau? (Torschütze 1:0,CL-Sieger). Oder so wie in den anderen großen Endspielen (null)? Er war der beste United-Spieler in Rom, an ihm hat es eher nicht gelegen.
Und wie kann er ein zweiter Ballack werden? Auf so einen abstrusen Vergleich muss man erstmal kommen.
Freitag, 29. Mai 2009 um 12:20
Paul Ingendaay scheint mir nicht den Eindruck zu machen als könnte er seine Antipathien zurückhalten. Ich zumindest hab kein gutes Gefühlt, wenn ich sowas lesen muss
Freitag, 29. Mai 2009 um 12:25
2001 musste ich tatsächlich mein Auto auf der Landstraße am Straßenrand abstellen weil ich nach dem 1:0 für Hamburg nicht mehr weiter fahren konnte.
Eine Schlußkonferenz in der Badewanne nach getaner Arbeit im Garten zum Saisonende bei 25° und dann im Bad ohne Fenster? Nein das geht nicht.
Freitag, 29. Mai 2009 um 12:28
Paul Ingendaay schrieb:
„[…]Nun, Sir Alex Ferguson hat in dreiundzwanzig Jahren zweimal den wichtigsten europäischen Pokal geholt, das ist nicht gerade berauschend.[…]“
Wer sich einer solchen arroganten Aussage bedient, der kann nicht ernst genommen werden.
Freitag, 29. Mai 2009 um 12:29
sorry Doppelpost
Freitag, 29. Mai 2009 um 13:58
Paul Ingendaay ist – so weit ich das als FAZ-Leser verstehe – ein Kulturkorrespondent. So gesehen darf man seine Inkompetenz verstehen. Dass ihm allerdings eine Zeitung, die glaubt, „für Deutschland“ zu schreiben, den Raum gewährt, solchen Unfug zu erzählen, ist das wirklich Traurige.
Freitag, 29. Mai 2009 um 14:01
Paul Ingendaay schreibt oft über Spaniens Fußball in der FAZ. Dieser Artikel ist aber aus seinem Blog auf faz.net (wo man auch diskutieren kann).
Freitag, 29. Mai 2009 um 14:01
PS: Gerade den Rundschau-Text gelesen. Sätze wie: Ersatzspieler Silvinho musste ihm hinterher, um Guardiola zu erinnern, dass er der Trainer ist: „Pep, wir müssen auswechseln, hörst du nicht: auswechseln!“, entschädigen dann allerdings für den Ingendaay-Schmarrn. Super!
Freitag, 29. Mai 2009 um 14:06
Im Zusammenhang fällt die Aussage bzgl Ferguson nicht so auf. Zumindest versteht man den Humor nicht wenn man nur den Ausschnitt hier hat.
Da muss Herr Fritsch dann jetzt auch dass hier diskutiert wird und nicht bei der FAZ wo ich mich dazu auch noch registrieren müsste.
Freitag, 29. Mai 2009 um 14:12
Bilic wurde beim letzten EM-Viertelfinale dafür ausgezählt, dass er den vermeintlichen Siegtreffer gegen die Türkei in der 119. Minute mit seinen Spielern bejubelte – bevor die Türken ausglichen.