Internationaler Fußball
Kleiner Patriot mit großem Herz
| Donnerstag, 9. Juli 2009Aufsehen erregt ein Brief, den Mehdi Mahdavikia nach seinem Rücktritt aus der iranischen Nationalmannschaft auf seiner Webseite veröffentlichte.
Thomas Kilchenstein und Salome Roessler schreiben (FR) dazu: „Auf drei Seiten Karopapier begründete der bald 32-Jährige Mittelfeldspieler in säuberlicher Handschrift und mit blumigen, teils bewegenden Worten in der Landessprache Farsi, warum er sich als Kapitän entschloss, aus der iranischen Nationalmannschaft zurückzutreten. Mahdavikia, der 105 Mal ‚die Ehre hatte‘, für sein Land zu spielen, nutzte aber auch die Gelegenheit, dem Regime von Mahmud Ahmadinedschad ein paar Worte ins Stammbuch zu schreiben. ‚Ich bin überzeugt, dass das iranische Volk am besten zwischen uns Landesverrätern und Euch, die ihr die Heimat liebt, unterscheiden kann.‘ Die die Heimat lieben ist auf Farsi eine gebräuchliche Umschreibung für Nationalisten. Er schrieb weiter: ‚Diejenigen, die die iranischen Nationalspieler als Verräter beschimpfen, solle ihre Gründe darlegen. Die iranischen Nationalspieler haben stets ohne jegliche finanzielle Forderungen alles für ihr Land gegeben, und ihr habt kein Recht, über sie zu urteilen.‘“ Im Widerspruch dazu geht es in der FR weiter: „Mahdavikia sagte im österreichischen Trainingslager der FR, er sei keinesfalls aus politischen Gründen zurückgetreten. Zur politischen Lage in seinem Heimatland wollte sich der verheiratete Familienvater nicht äußern.“
Sinnvolles, mutiges Signal
Wolfgang Hettfleisch kommentiert in der FR Mehdi Mahdavikias Brief sowie die Solidaritätsaktion mit der iranischen Opposition während des Confed-Cups so: „Das Signal der Profis war allein schon wegen ihrer enormen Popularität sinnvoll. Und es war mutig. Denn die Regierenden und mit ihnen der Fußballverband verstehen da keinen Spaß. Umso bemerkenswerter ist, dass Mahdavikia nun noch einen entscheidenden Schritt weitergeht. Er tritt nicht einfach sang- und klanglos aus der Nationalmannschaft zurück, er bekennt sich, wenn auch in gewundenen Worten, zur Oppositionsbewegung. Das iranische Volk, so hofft er, werde ein gerechtes Urteil über ‚uns Landesverräter‘ fällen. Das Regime wird nicht zögern, Mahdavikia zu denunzieren: als Verräter und willfähriges Werkzeug finsterer Mächte. Auch um Verwandte im Iran muss sich der Familienvater sorgen. Dass er dennoch so handelte, sagt eine Menge über den kleinen Patrioten mit dem großen Herzen.“
Kommentare
1 Kommentar zu “Kleiner Patriot mit großem Herz”
Freitag, 10. Juli 2009 um 07:10
So als Iraner heute kann man vielleicht besser verstehen, warum es so viele Mitlaeufer im 3. Reich gab. Hier wird wirklich knallhart repressiv vorgegangen, ob man sich nun von Jon Stewarts Daily-Show interviewen laesst oder sonst eine andere Meinung mitteilt. Zack. Gleich kommen die Moped-Perser-Garden, schlagen dir die Angst tief in die Seele und dann gehts in den Knast.
Kann man nur hoffen, dass es fuer ihn nicht zu schlimm kommt. Schlimm wirds schon werden, die „Revolutionaeren Garden“ und Konsorten vergessen nicht. Hut ab. Ob ich das gekonnt haette?