Bundesliga
Andersen mimte den falschen Quälix
| Dienstag, 4. August 2009Mainz entlässt noch vor Bundesligabeginn Trainer Jörn Andersen, dem seit spätestens gestern ein katastrophales Image nacheilt, in Hannover flüstert man neue Namen
Andreas Hunzinger (FR) macht zwei Hauptgründe für die Trennung von Jörn Andersen aus: „Erstens: Er war der Nachfolger der Mainzer Überfigur Klopp, eine schwere Hypothek für den Norweger. Zweitens: Er ist ein Mensch von großem persönlichen Ehrgeiz. Im unbedingten Bestreben, sich als Trainer einen Namen zu machen und ein eigenes Profil zu geben, verbarg er sein an sich aufrichtiges und freundliches Wesen zu oft hinter der Fassade des Hardliners. Zu oft reagierte er auf Kritik auch empfindlich und hatte überdies mit bisweilen herrischem Gebaren zuletzt die Mannschaft gegen sich aufgebracht.“
Philipp Selldorf (SZ) sieht Andersens Fehler darin, sich zwar Felix Magath als Vorbild genommen zu haben. Dabei jedoch nicht den echten, sondern die „Medien-Karikatur Quälix“ erwischt zu haben. Dass er Vieles anders als sein Vorgänger Klopp machen wollte, sei ihm nicht vorzuwerfen, durchaus aber, dass er auch alles Gute an Klopps Arbeit über Bord warf.
In der Financial Times Deutschland berichtet Christian Schreider von einem schon länger angespannten Verhältnis Andersens zu Team, Fans und Club: „Denn Andersen ist – anders als 05-Idol Jürgen Klopp – kein Mann der Massen, der mal Fünfe gerade sein lässt. Der Skandinavier gerierte sich zunehmend als Disziplinfanatiker mit merkwürdigem Humor. Jüngst gab es auch noch Gerüchte, Andersen habe trotz schlechter Blutwerte weitertrainieren lassen – der ‚Willensschulung‘ wegen. In Mainz hatte man zuletzt den Eindruck, Andersen wusste nicht mehr, was in der Mannschaft los ist, fällte Manager Christian Heidel ein vernichtendes Urteil über die Sozialkompetenz des Coachs.“
Überbelastung und Eingriffe in die Spind-Inhalte
Im Tagesspiegel ergänzt Uwe Martin schließlich ein krudes Detail: „An die Öffentlichkeit gelangten die Vorwürfe erst kürzlich: rüder Umgangston und insgesamt zu wenig Kommunikation, mangelhafte Trainingssteuerung mit zu harten Übungseinheiten und zu wenig Regeneration, schlichtweg Überbelastung. Ins Wanken geriet Jörn Andersen aber erst, als Interna aus Mannschaftskreisen bekannt wurden: So soll der Entlassene angeordnet haben, in den Kabinenspinden sämtliche Familien- und sportliche Erinnerungsfotos zu entfernen. Andererseits hatte Andersen aber offenbar selbst ein Foto von der Aufstiegsfeier auf seinem Schreibtisch postiert.“
In Kürze gibt es sicher mehr zu Andersens Nachfolger Thomas Tuchel.
Schmadtke als günstige Zwischenlösung
Frank Heike (FAZ) berichtet vom Schicksal, welches Dieter Hecking vergleichbar Andersen in Kürze drohen könnte. Der Name Mirko Slomka falle in Hannover immer öfter, nachdem Heckings Team mit dem Ausscheiden im DFB-Pokal den Vertrauensvorschuss schon vor Beginn der Bundesliga verspielt habe. Hecking wackle ganz besonders, weil Sportchef Schmadtke anders als Vorgänger Hochstätter ein Mann der markigen Worte sei. Zudem könnte Schmadtke als Interimstrainer einspringen und wäre eine günstige Zwischenlösung. Auch wenn Schmadtke bislang kein negatives Wort über Hecking fallen ließ: Bei den Fans habe Hecking keinen Kredit mehr. Und wie in Mainz wundert man sich auch in Hannover über die Vielzahl der Verletzten mit Muskelverletzungen in der Vorbereitung. Eine gefährliche Mischung sei dies zusammen mit den letzten drei Niederlagen für die Fortführung Heckings Wirken in Hannover.
Kommentare
1 Kommentar zu “Andersen mimte den falschen Quälix”
Dienstag, 4. August 2009 um 17:34
Endlich die Sommerpause vorbei. Bitte weiter so! 🙂