Bundesliga
Kleiner Mann mit Taktstock
| Dienstag, 11. August 2009In Bochum finden zwei sehr unterschiedliche Halbzeiten statt, Freiburg spielt besser als der unter schlechter Vorbereitung leidende HSV, van Bommels Pause als Chance für den FC Bayern
Nah an der Perfektion
Richard Leipold (Tagesspiegel) sah in Bochum Bemerkenswertes: „Als die Bochumer sich, gemessen an ihren Mitteln, nah an den Rand zur Perfektion steigerten, waren sie nicht mehr aufzuhalten, auch nicht von Dante, der Stanislav Sestak nach einer Stunde nur mit einer Notbremse zu stoppen vermochte und dafür mit der Roten Karte des Feldes verweisen wurde. Wenig später ließ Sestak sich weder behindern noch beirren und erzielte den Ausgleich. Von da an waren die wie aufgedreht stürmenden Bochumer dem Siegtor näher. Und Frontzeck wusste nicht recht, wie er den Teilerfolg nach dieser Teilleistung einstufen sollte. Anfangs hatten die Borussen, inspiriert von ihren neuen südamerikanischen Offensivkräften Juan Arango und Raul Bobadilla, die Angst vor den Bochumern abgelegt, in deren Stadion sie seit 13 Jahren kein Bundesligaspiel haben gewinnen können. Knapp zehntausend Gladbacher Fans hatten ihre Lieblingsmannschaft ins Ruhrgebiet begleitet. Die Gladbacher Heimspielatmosphäre, die dem Westflügel des Bochumer Stadions entströmte, übertrug sich rasch auf den Rasen. Aber der Wind drehte sich und blies später den Gladbachern aus der Gegenrichtung mindestens so heftig ins Gesicht wie zuvor den Westfalen.“
Thomas Kilchenstein (FR) lobt den Bochumer Doppeltorschützen: „Azaouagh ist keiner für den schnöden Torschuss. Der kleine Mann ist ein raffinierter, gewitzter Spieler, immer für eine Überraschung gut. In Frankfurt hat er Oka Nikolov mal einen Freistoß ins Netz gesetzt, als der noch mit dem Stellen der Mauer beschäftigt war. Azaouagh ist beim VfL der, der den Takt vorgibt.“
Immer nur hinterhergelaufen
In der Welt sahen M. Linnebrügger und P. Krull eine „armselige“ Vorstellung des Hamburger SV in Freiburg und erläutern die Gründe: „Der HSV war nach dem Führungstor von Jonathan Pitroipa nur noch dem Ball und Gegner hinter gelaufen und meist einen Schritt langsamer. Der HSV ist als letzter Klub aus der Liga in die Saisonvorbereitung eingestiegen, im Vergleich mit Freiburg bedeutete das zwei Wochen Trainingsrückstand. Im Gegensatz zur Ligakonkurrenz musste Labbadia auch noch mitten in der Vorbereitung das Training drosseln, damit seine Spieler einigermaßen frisch in das erste Spiel der Europa League Ende Juli in Randers gehen konnten. Die Vorbereitung, sagte er nun, ziehe sich deswegen noch einige Wochen hin. Da sich die Fitnesswerte seiner Spieler auf der aktuellen Länderspielreise kaum verbessern dürften, steht Labbadia am Samstag eine spannende Heimpremiere bevor.“
Oliver Trust sieht die Probleme der Hamburger in der FAZ ähnlich. Der gelungenen Einkaufspolitik stünden die Trainingsrückstände eben jener Einkäufe entgegen. Die Einstellung des neu zusammengesetzten Teams falle deshalb schwer.
Prunkstück Freiburger Mittelfeld
In der Stuttgarter Zeitung berichtet Joachim Klumpp von Freiburger Überlegenheit: „Das musste auch Bruno Labbadia neidlos anerkennen. Das wäre auch noch mal schöner, wenn unter Robin Dutt nur Kick und Rush praktiziert würde, das entspricht nun gar nicht der Philosophie des Kurzpassfanatikers. Das Mittelfeld mit den Defensivakteuren Johannes Flum und Ivica Banovic sowie dem lauffreudigen Jonathan Jäger ist momentan sicher das Prunkstück, auch wenn der Spielgestalter Yacine Abdessadki nicht seinen allerbesten Tag erwischt hatte.“
Auch Christoph Ruf sah für die taz die Freibuger überzeugen: „Der SC Freiburg zeigte am Sonntag eine spielerisch so starke Vorstellung, dass der HSV alle Mühe hatte, nicht unter die Räder zu kommen. Als die Freiburg-Fans vor dem Pausenpfiff ‚Ihr seid besser als der HSV‘ skandierten, war das eine durchaus zutreffende Feststellung. Dass der HSV, der in den ersten zehn Minuten ein energisches Pressing gespielt hatte, danach so die Partie aus den Händen gab, dürfte Coach Bruno Labbadia nicht gefallen haben, der seinem Team eine offensive, dominante Spielweise verordnen will. In der Folgezeit hatte der HSV alle Hände und Füße voll zu tun, eine Niederlage beim Aufsteiger zu verhindern. Freiburg stürmte wie aufgezogen.“
Rempler-Pause für Europa
Andreas Burkert (SZ) bewertet die Verletzungspause von Mark van Bommel als Chance für den FC Bayern: Timoschtschuk gelte ohnehin als spielerisch stärker als sein Kontrahent. Van Gaal habe ursprünglich auch gar nicht mit van Bommel geplant, bis er sich aus Gründen der Team-Hierarchie dann doch für van Bommel entschied. Fraglich sei, ob Bayern aber alleine mit einem Kapitän, der rempelt und rustikal tritt, in Europa vorwärts käme. Nach diesen voraussichtlich vier Wochen mit Timoschtschuk auf dem Platz würde man mehr wissen bezüglich der Frage, welcher von beiden besser passe. Schließlich brauche man diese so genannte Führungskraft bei den Bayern nicht noch auf dem Feld, sie sei bereits vorhanden: „auf dem Trainerstuhl“.
Kommentare
1 Kommentar zu “Kleiner Mann mit Taktstock”
Mittwoch, 12. August 2009 um 09:43
Und wieder mal ein hervorragender Tipp im freistoss-des-tages. Danke dafür!