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Bundesliga

Das Genörgel eines Ahnungslosen

Frank Baade | Mittwoch, 26. August 2009 1 Kommentar

Felix Magath entledigt sich des „Finanzakrobaten“ Schnusenberg, die Bayern-Spitze vertraut auf Erfahrung, die ohne Konzept daherzukommen scheint, der VfB Stuttgart versucht, ganz oben anzuschließen

Daniel Theweleit benennt Schnusenbergs Fehler in der Zeit seit Rudi Assauer (Financial Times Deutschland): „Niemand hat interveniert, wenn Schnusenberg die verschwenderischen Transfers des mittlerweile entlassenen Managers Andreas Müller abnickte, niemand hat den 68-Jährigen gebremst, wenn er Spiele interpretierte oder Trainer kritisierte. Viel zu oft wurde er versehentlich zum Unruhestifter aus den eigenen Reihen. Seit gestern ist nun auch Schnusenberg faktisch entmachtet. Aus der alten Riege ist damit einzig Geschäftsführer Peter Peters weiterhin im Amt. Die treibende Kraft hinter der Neuordnung ist Felix Magath. Er baut ein neues Schalke. (…) Schalke kann sich dringend nötige Verstärkungen nicht leisten, und das ist auch eine Folge des Wirkens von Schnusenberg. Er bleibt als umstrittener Finanzakrobat in Erinnerung. Seine Verbannung schmeckt bitter. Eigentlich hinterlassen einflussreiche Personen gern florierende Unternehmen – aber das ist Schalke derzeit gewiss nicht. (…) Magath ist nun nicht nur Trainer und Manager, er ist auch für das Ressort Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit und den Bereich Marketing zuständig. Seine Macht auf Schalke wächst rasant und in ungeahntem Ausmaß.“

Verbale Planierraupe

In der FR bestätigt Jan Christian Müller sowohl Schnusenbergs als auch Magaths aktuelle Rolle: „Schnusenberg sagt selbst seit längerem, er sei alsbald reif fürs Altenteil, und trifft dabei zufällig haargenau die Meinung von einem nicht ganz unbedeutenden Mann bei Schalke 04. Felix Magath hat vom ersten Tag seiner Amtsübernahme als Vorstandsmitglied, Sportdirektor und Trainer in Personalunion an Klartext geredet. Er ist in der ihm eigenen, unzweideutigen Art mit der verbalen Planierraupe vorgefahren und hat dabei wenig Spielraum für Interpretationen gelassen, dass beim Traditionsklub Strukturen aufgebrochen und Personal ausgetauscht gehören. Schnusenberg hat verstanden und tritt ohne öffentliches Murren ins zweite Glied. Er steht fürs das alte Schalke 04, für störendes Genörgel eines fußballfachlich weitgehend Ahnungslosen aus der Funktionärsebene, für Finanzakrobatik mit dünnem Netz und ohne doppelten Boden und also dafür, dass Magath nun kein Geld zur Verfügung steht, um einkaufen zu gehen. Bei Schalke 04 haben schon seit August nur noch zwei Leute etwas zu sagen: Tönnies und Magath, ganz so, wie es beim VfL Wolfsburg allein Volkswagen-Boss Winterkorn und Magath waren. Magath hat in der niedersächsischen Provinz bewiesen, dass er mit so viel Macht umzugehen weiß.“

Richard Leipold hält in der FAZ einen weiteren Aspekt bereit, der Magaths starke Position unterstreicht. Zwar behalte Schnusenberg seinen Sitz und somit auch seine Stimme im Vorstand. „Er könnte – theoretisch – bei heiklen Entscheidungen, etwa in Personalfragen, zum Zünglein an der Waage werden, wenn sich Magath und Peters mal nicht einig sein sollten.“ Doch wird Schnusenberg zitiert, dass er nicht damit rechne, dass dieser „sehr hypothetische Fall“ eintreten könne. Er könne sich schlicht nicht vorstellen, dass Peters und Magath einmal anderer Meinung seien. Und Leipold schließt: „Auch das illustriert Magaths Machtfülle.“

Vor 14 Jahren mal die Champions League

Und noch einmal zur Lage beim FC Bayern: Jürgen Schmieder (SZ) kann kaum noch Kredit für van Gaal erkennen, obwohl dieser doch mit so viel davon empfangen wurde. Schuldlos sei van Gaal zwar an van Bommels Verletzung, nicht aber an der Verpflichtung seiner Wunschspieler Braafheid und Pranjic, denen Schmieder die Bundesligatauglichkeit abspricht. Ebenso wird die Vereinsspitze in die Pflicht genommen, die so vehement nach einem Trainer mit Erfahrung und fertigem Konzept Ausschau gehalten hatte: „Sie deuteten seine Eigenheiten als konsequentes Verhalten und betonten während der Vorbereitung stets, der neue Trainer würde endlich eine klare Linie in den Verein bringen. Von dieser Linie war beim Spiel gegen Mainz nur wenig zu erkennen, die taktischen Umstellungen schienen die Spieler noch mehr zu verwirren als die Zuschauer.“ Noch einmal betont Schmieder, wie wenig die vermeintliche Erfahrung wert sei, wenn die aktuellen Resultate nicht stimmten: „Der FC Bayern braucht keinen Trainer, der vor 14 Jahren die Champions League gewann, vor 17 den Uefa-Cup und vor 10 Jahren spanischer Meister wurde. Der Verein braucht einen Trainer, der diese Mannschaft in dieser Saison zu mindestens einem Titel führt.“

Anlauf zum Quantensprung?

Carlos Ubina (Stuttgarter Zeitung) vertraut der Vorgehensweise des VfB Stuttgart beim Versuch, auch international mehr Gewicht zu erlangen: „Huntelaars Absage und sein Wechsel zum AC Mailand führten den VfB-Verantwortlichen einmal mehr vor Augen, dass sie Spieler der Güteklasse 1a nur sehr schwer an den Neckar locken können. Doch das soll sich ändern.“ Zögen die Stuttgarter in die Champions League ein, bedeutete das gleich doppelten Vorteil, nicht nur finanziell, „sie verschafft sportliches Renommee und strahlt eine enorme Anziehungskraft aus.“ Bislang fehlten genau diese, um unter Topspielern als Ziel attraktiv zu werden. „Nun wird ein weiterer Anlauf genommen, den nächsten Entwicklungsschritt zu vollziehen, vielleicht sogar zu einem Quantensprung anzusetzen. Die Stuttgarter Macher haben schon bewiesen, dass sie durch die Abgänge von Routiniers Räume für neue, eigene Kräfte schaffen können. Bevor das Transferfenster schließt, soll noch eine weitere Verstärkung verpflichtet werden als Ersatz für den verletzten Martin Lanig. Dabei stellt sich für die Vereinschefs auf dem Wasen einmal mehr die Frage, ob der VfB einen Profi der Lanig-Kategorie holt – oder, ob es gar ein Mann aus der Pogrebnjak/Hleb-Kategorie wird, der die Qualität hebt. Wenn es nach Heldt ginge, dann würde er am liebsten die perfekte Mischung präsentieren: bezahlbar, aber ambitioniert. Denn dies entspricht der Stuttgarter Strategie aus überschaubarem Risiko und notwendiger Vorsicht in der Personalpolitik. Es passt aber ebenso zum neuen Anspruch des VfB, sich in der Rangliste der europäischen Clubs weiter in Richtung Real zu arbeiten – nach oben.“

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Kommentare

1 Kommentar zu “Das Genörgel eines Ahnungslosen”

  1. Quantensprung ins Glück
    Donnerstag, 27. August 2009 um 13:29

    „Nun wird ein weiterer Anlauf genommen, den nächsten Entwicklungsschritt zu vollziehen, vielleicht sogar zu einem Quantensprung anzusetzen.“

    Es gibt immer noch Journalisten, die glauben, es wäre ein Lob, jemandem einen „Quantensprung“ zu attestieren?!

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