Vermischtes
Freunde aus dem Geheimdienst
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| Mittwoch, 14. Oktober 2009Russland bewirbt sich um die WM 2018 und/oder 2022, Bosnien-Herzegowina feiert das Erreichen der WM-Playoffs, die schwedische Frauenliga kämpft mit argen Finanzproblemen
Russland hat sich für die Austragung der WM 2018 oder 2022 beworben. Vom dortigen Stand der Dinge berichtet Ronny Blaschke für die Berliner Zeitung: „Der russischen Verbandspräsident hat für seine Rede den Tag vor dem entscheidenden WM-Qualifikationsspiel gegen Deutschland gewählt. Vitali Mutko knüpft eine pathetische Formulierung an die andere, als hätte er den Redenschreiber von Joseph Blatter engagiert, dem Präsidenten des Weltverbandes Fifa, der ständig davon spricht, Fußball sei ein Gegenmittel für alle Probleme. Im Dezember 2010 bestimmt die Fifa erstmals zwei Gastgeber auf einmal. Die Russen, die erstmals eine WM austragen würden, gelten nicht als Favorit. Vielleicht werfen sie deshalb vergleichsweise früh ihre Werbemaschine an. Das Turnier soll als Höhepunkt einer Entwicklung in die Geschichte eingehen, die mit der Verpflichtung der holländischen Trainers Guus Hiddink begonnen hat. Nach der beeindruckenden EM 2008 sind die Russen selbstbewusst wie lange nicht mehr. Spätestens 2012 wollen sie um den EM-Titel spielen. Es ist Tradition, dass sich Russland mit Hilfe des Sports im Ausland als aufstrebende, offene Nation präsentieren will, und im Inland als beneidenswerte, weltweit anerkannte Supermacht. (…) Niemand vermag zu sagen, wie teuer die Spiele Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi werden, manche sprechen von einem zweistelligen Milliardenbetrag – in Euro. Auch Vitali Mutko wird sich die gleichen Fragen anhören müssen wie die Organisatoren in Südafrika oder in Polen und in der Ukraine, die die EM 2012 veranstalten wollen: Sind die Straßen gut genug? Existieren ausreichend Hotelzimmer? Für konkrete Antworten ist es zu früh, sagt Vitali Mutko, er könnte auch sagen: Für optimistische Antworten ist es zu früh: Bei weitem nicht alle vorgesehenen Städte verfügen über Strukturen und moderne Stadien wie Moskau oder St. Petersburg. Seit seinem Antritt mäkelt Guus Hiddink über die regionale Organisation des Fußballs.“ Auch der russische Präsident wird die Bewerbung unterstützen. „Wladimir Putin versteht es perfekt, den Sport für seine politischen Zwecke zu nutzen. Er hat mit den milliardenschweren Oligarchen im Rücken ein sportpolitisches Netzwerk aufgebaut, das Geben und Nehmen beinhaltet. Freunde aus dem Geheimdienst hat er in den Führungsgremien der nationalen Verbände platziert. Jeder wird nun seinen Beitrag für die WM-Bewerbung leisten wollen.“
Völkerverständigung mit den Füßen
Aus einem Staat mit nur wenigen als einigend in Frage kommenden Ereignissen in seiner Historie berichtet für die Stuttgarter Zeitung Johannes Scharnbeck: „Die Fußballnationalspieler Bosniens schenkten dem jungen Land durch ein 2:0 gegen Estland ihren größten sportlichen Erfolg: Die Teilnahme an den Play-off-Spielen im November zur WM-Endrunde in Südafrika 2010. Wie souverän sich die Mannschaft in der schweren Gruppe gegen die Türkei und Belgien durchsetzte und hinter Spanien den zweiten Platz errang, kommt einer Sensation gleich. Denn vor knapp eineinhalb Jahren stand die Nationalmannschaft Bosnien-Herzegowinas kurz vor der Selbstzerstörung. Doch der neue Trainer Miroslav Blazevic, bosnischer Kroate, erzeugte eine ganz neue Stimmung in der Mannschaft. Neben dem Ticket nach Südafrika will er nichts Geringeres, als das von Bürgerkrieg gezeichnete Land durch den Fußball zu einen. Die Dauerkonflikte zwischen den verschiedenen Volksgruppen hatten seit der Verbandsgründung 1992 auch auf die Nationalmannschaft immer wieder großen Einfluss. So wurde bei der Nominierung oft mehr Wert auf die Nationalität als auf die Leistung gelegt. Da die bosnischen Akteure oft doppelte Staatsbürgerschaften besitzen, wurden öfter Spieler ausgewählt, die allein bosnische Staatsangehörige waren. Von den damaligen Auseinandersetzungen ist in der aktuellen Auswahl nichts mehr zu spüren. Viele haben schon in der U 21 zusammengespielt und einige sind auch in ihren Clubs gemeinsam aktiv. Wie Misimovic und Edin Dzeko in Wolfsburg oder Sejad Salihovic und Vedad Ibisevic in Hoffenheim. So profitierte der 23-jährige Dzeko während der Qualifikation besonders von dem perfekten Verständnis. Er schoss acht Tore in neun Partien. Auch an seiner Feststellung, dass sie eine der besten Offensivreihen Europas seien, gibt es nichts zu rütteln. Mit bisher 23 erzielten Treffern rangiert Bosnien-Herzegowina auf Platz drei hinter England (31) und Deutschland (25).“
Schwedische Frauenliga in Gefahr
Reinhard Wolff (taz) hört die Signale aus Schweden, die nichts Gutes verheißen. Mehrere Faktoren türmen sich im dortigen Frauenfußball zu großen Problemen: „In drei Spieltagen endet die Saison, und es zeichnet sich ab, dass nicht nur Spitzenklub Umeå, sondern alle 12 Klubs der ‚Dam-Allsvenskan‘ in den kommenden Jahren wesentlich kleinere Brötchen backen müssen als bisher. Acht dieser Vereine schreiben rote Zahlen, nur einer, der Aufsteiger Piteå, liegt im Plus. Der Stockholmer Verein Djurgården musste die Gehälter halbieren. Beim derzeitigen Tabellenführer Linköping gingen die Zuschauerzahlen um die Hälfte zurück, und man musste drei Profiverträge kündigen. Der Liga droht eine Negativspirale: Niedrigere Löhne, noch weniger Profispielerinnen, noch weniger Publikumsinteresse. (…) In dieser Saison kamen gleich zwei negative Entwicklungen zusammen. Rund ein Dutzend der besten Fußballerinnen verschwanden ins Ausland. Die meisten davon folgten Marta in die neu gestartete US-Profiliga ‚Womens Professional Soccer‘. Das Fehlen der Stars machte sich sofort in sinkendem Zuschauerinteresse bemerkbar. Gleichzeitig saßen bei den Firmen wegen der Wirtschaftskrise die Sponsorengelder weniger locker als bislang. (…) Sollte sich Umeå wirtschaftlich nicht aufs Trockene retten, wäre das für den gesamten schwedischen Frauenfußball sehr negativ. Umeå muss nun versuchen, trotz der wackligen wirtschaftlichen Situation seine verbliebenen Spitzenspielerinnen zu halten. Einige der Hauptsponsoren haben das nämlich zur Voraussetzung dafür gemacht, den Klub auch in der kommenden noch zu unterstützen.“