WM 2010
Erfolgreich, aber nicht groß
| Donnerstag, 15. Oktober 2009Das kleine Honduras ist qualifiziert und nutzt den Fußball zur Ablenkung von den Problemen im Lande; die Schweiz spielt, wie Hitzfeld ist: harzig
Bei Spiegel Online berichtet Heike Oldörp aus Honduras, das in der letzten Nacht die Teilnahme sicher stellte: „Honduras hat sich zum zweiten Mal für eine WM qualifiziert. Für den Augenblick ist den Einwohnern der Militärputsch und das Drama um den entmachteten Präsidenten Zelaya egal – sie wollen nur noch jubeln. Im Estadio Cuscatlan von San Salvador stimmten mehr als 5000 Honduraner voller Stolz und mit Tränen in den Augen ihre Nationalhymne an. Im 230 Kilometer entfernten San Pedro Sula, der zweitgrößten Stadt Honduras‘, strömten zur selben Zeit Zehntausende auf die Straßen, um zu feiern, und in der Hauptstadt Tegucigalpa gab Übergangspräsident Roberto Micheletti umgehend seinem ganzen Volk für den heutigen Donnerstag frei. Honduras ist im Fußball-Himmel und Torschütze Carlos Pavon ab sofort heilig. (…) Die WM-Qualifikation ist nicht nur sportlich wichtig für die Los Catrachos. Sie gibt den rund 7,8 Millionen Menschen des armen Landes etwas Zeit zur Ablenkung. Zeit, die politischen Probleme für einige Tage zu verdrängen. Präsident Manuel Zelaya wurde im Juni von der Armee abgesetzt und ins Flugzeug nach Costa Rica gesteckt. Zwar betonte Zelaya bei seiner Ankunft in Costa Rica, dass er immer noch Präsident von Honduras sei, doch der Kongress ernannte umgehend Roberto Micheletti zum Übergangs-Staatschef. Amerika hatte den Coup d‘Etat kritisiert, Finanzhilfen in Höhe von 30 Millionen Dollar umgehend eingefroren und die Visa der Übergangsregierung annulliert. Politisch ist Honduras seitdem isoliert, sportlich jedoch mittendrin.“ Eigentlich waren für heute Verhandlungen zwischen Micheletti und Zelaya geplant. „Doch in Honduras interessiert sich heute niemand für Politik und präsidiale Probleme. Für Mario Gutierrez Pacheco, Herausgeber der englischsprachigen ‚This Week‘, scheint es, ‚dass in kritischen Situationen wie dieser die Nationalmannschaft für die Leute hier die einzige Genugtuung ist – eine Art emotionaler Ausgleich.‘“ Nach der obligatorischen Erinnerung an den „Fußball-Krieg“ zwischen Honduras und El Salvador kommt noch der Trainer des WM-Teams von 1982, Herrera, zu Wort: „Er befürchtet, dass der als Fußball-Fanatiker bekannte Micheletti den Hype in Honduras ausnutzen und trotz der angespannten Lage und der politischen Isolation die WM-Qualifikation missbrauchen könne, um Nationalismus zu schüren.“
Harziges Abbild des Trainers
Für Peter B. Birrer (NZZ) hievt Hitzfelds Erfolg mit der Schweizer Auswahl unter Berücksichtigung seiner vielen Titel als Vereinstrainer den nämlichen „hierzulande in die gefährliche Nähe der Unfehlbarkeit“. Im Vergleich zu Köbi Kuhn wirkten Hitzfelds Statements zwar „nichtssagend, beliebig austauschbar und sogar langweilig“, doch: „Kuhn musste sich Respekt erarbeiten. Hitzfeld hat ihn schon.“ Hitzfeld sei im Vergleich zum emotionaleren Kuhn ein Trainer, der den „‚pragmatischen Zugang‘ wähle und zu ‚hundert Prozent‘ das jeweilige Spiel in den Fokus zu rücken verstehe. Das harzige Spiel gegen Israel offenbarte abermals, dass das Schweizer Nationalteam so etwas wie das Abbild des Trainers ist. Es schiebt sich an Limiten, es spielt nüchtern, sachbezogen, es kämpft und verliert den Glauben nicht. Und es holte sich auch im Schlussspiel gegen Israel genau das, was es wollte und brauchte. Ein erfolgreiches, aber kein grosses Team fährt nach Südafrika an die WM 2010. Und Hitzfeld, der erfahrene Trainer, steht doch noch vor einer Premiere. Der Wettkampf ‚Endrunde‘ könnte auf ihn zugeschnitten sein.“
Kommentare
2 Kommentare zu “Erfolgreich, aber nicht groß”
Freitag, 16. Oktober 2009 um 13:06
Öldörp heißen und aus Honduras berichten … geht es geiler?!
Sonntag, 18. Oktober 2009 um 13:40
Es geht sicher mehr geiler….