Champions League
Nicht auf dem Weg in den Abgrund
| Mittwoch, 21. Oktober 2009Der VfB Stuttgart verliert auch in der Champions League, der potenzielle Trainer-Nachfolger betreibt schon Spielbeobachtung, bei Jens Lehmann klafft eine große Lücke zwischen Äußerungen und Leistungen
In der Berliner Zeitung hat Christoph Ruf schon mit dem aktuellen Trainer des VfB Stuttgart abgeschlossen: „Die Bilanz spricht eine eigene Sprache und die klingt für Babbel nicht besonders gut: In der Liga hat man acht Punkte, in der Champions League stehen zwei Remis und die gestrige Niederlage zu Buche. Dass Babbel beim VfB bleibt, ist kaum zu erwarten. Die Präsentation eines Nachfolgers dürfte sich jedenfalls nicht lange hinziehen. Der Schweizer Marcel Koller scheint der Favorit der Verantwortlichen zu sein. Am vergangenen Sonnabend schaute sich Koller, der im September beim VfL Bochum geschasst wurde, die Heimniederlage des SC Freiburg gegen Bayern München an – diskret von der von Journalisten nicht frequentierten Tribünenseite aus. In zwei Wochen spielt der VfB Stuttgart daheim gegen München.“
In der Stuttgarter Zeitung bemängelt Marko Schumacher, dass der noch im Amt befindliche Babbel nicht wie sein Gegenpart aus Sevilla („wie ein angeschlagener Boxer durch seine Coachingzone“) an der Seitenlinie eine Schau aufführte: „Auch nach der Pause blieb Babbel sitzen – und erweckte manchmal den Eindruck, dass die vermeintliche Gelassenheit Platz machte für so etwas wie Resignation. Gleich dreimal wechselte er zwar auf einen Schlag – das hatte er zuvor noch nie getan. Doch das 0:2 nahm er ebenso teilnahmslos zur Kenntnis wie das 0:3. Und selbst nach Elsons Anschlusstreffer, als sich seine Mannschaft noch einmal kurz aufbäumte, war wenig zu sehen von einem kämpferischen Trainer.“
Bei Reinhard Sogl endet, was so hoffnungsvoll begann, in einem Déjà Vu (FR): „Die zentrale Formation nicht verändert zu haben, sollte sich anfänglich als richtig erweisen. Der VfB sprühte vor Spiellaune. Immer wieder von dem endlich einmal in großer Form aufspielenden Alexander Hleb in Szene gesetzt, boten sich den Angreifern der Stuttgarter Chancen im Minutentakt. Nach 23 Minuten wiederholte sich dann irgendwie die Geschichte vom Schalke-Spiel. Die zu diesem Zeitpunkt noch völlig chancenlosen Gäste erzielten durch einen individuellen Fehler mit der ersten Chance die Führung. Zur Pause 1:0 nach Toren für die Andalusier, die selten wie ein europäisches Spitzenteam auftraten. Es sei denn, Effizienz ist ein Qualitätsmerkmal. In dieser Beziehung erwies sich Sevilla als meisterlich. Zweite Chance, zweites Tor.“
Im Stile eines Volleyballspielers
Christoph Ruf (Spiegel Online) liest dem Möchtegern-Nationaltorwart die Leviten: „Beim 0:2 hatte endgültig der Mann gepatzt, bei dem Anspruch und Wirklichkeit nicht zum ersten Mal in den vergangenen Jahren nur entfernte Verwandte sind: Lehmann. Robert Enke und René Adler, Lehmanns Nachfolger im Tor der Nationalmannschaft, haben noch nie auch nur mit einer Andeutung die Leistung eines Konkurrenten herabgewürdigt. Lehmann hingegen lässt bei jeder Gelegenheit durchblicken, dass er im Gegensatz zu seinen Nachfolgern immerhin in der Champions League spiele, also als einziger wirklich ernsthaft gefordert sei. Allerdings verpufft dieses Argument, wenn er dort eine Flanke im Stile eines Volleyballspielers vor die Füße von Jesus Navas pritscht, der daraufhin das 0:2 (55.) ins Netz schmettert. An schlechten Tagen – und im bisherigen Saisonverlauf gab es kaum andere – ist allerdings so gut wie jeder Spieler für den entscheidenden Lapsus zu haben.“
Einen Streif am Horizont erkennt allein die SZ in der Stuttgarter Leistung vom gestrigen Abend: „Gefährlich wird es bei Fußballteams, wenn die Krise zur sich selbst erfüllenden Prophezeiung wird. Stuttgart scheint derzeit so ein Team zu sein. Doch das Spiel hatte in vielen Phasen gezeigt, dass der kriselnde VfB sich nicht auf dem Weg in den Abgrund befindet.“
Oliver Trust (Tagesspiegel) hingegen kommt zu einem ernüchternden Fazit des Abends: „Die Stuttgarter blieben wieder einmal den Beweis schuldig das nötige internationale Niveau zu haben.“
Kommentare
1 Kommentar zu “Nicht auf dem Weg in den Abgrund”
Donnerstag, 22. Oktober 2009 um 07:36
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