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Eines der größten Rätsel der Bundesligageschichte

Frank Baade | Samstag, 24. Oktober 2009 Kommentare deaktiviert für Eines der größten Rätsel der Bundesligageschichte

Gegen wen Berlin jetzt noch gewinnen solle, fragt sich die Presse; man wundert sich erst, dass noch im Mai das Stadion voll war und spricht dann dem aktuellen Team die Bundesligatauglichkeit ab

Johannes Kopp (taz) kneift sich, wird aber nicht wach: „Denkt man an die Maitage zurück, als über 70.000 Zuschauer gegen den Abstiegskandidaten VfL Bochum ins Stadion strömten und die mögliche Meisterschaft besangen, sieht man sich vor eines der größten Rätsel der Bundesligageschichte gestellt. Es ist eine Talfahrt, die ihresgleichen sucht. Es geht nur noch um eines, wie Michael Preetz in einer Ansprache der Mannschaft verdeutlichte: um die Existenz des Vereins. Das allseits erklärte Allheilmittel, um aus der Krise herauszukommen, ist gleichzeitig das ersehnte Ziel: ein Sieg. Angesichts des labilen Teams gleicht diese Aufgabe der Quadratur des Kreises.“

Stell Dir vor, es ist Europapokal, und keiner geht hin

Tragisch nennt Michael Jahn (Berliner Zeitung) sowohl den Zuschauerzuspruch als auch die Leistung in der Europa-Liga: „Es ist inzwischen soweit gekommen, dass für den Tabellenletzten der Bundesliga das internationale Geschäft nur noch ein Klotz am Bein ist. Die Verantwortlichen sagen es nicht so deutlich, aber Trainer Funkel würde die Kräfte lieber für den Bundesliga-Abstiegskampf sparen. Es ist schon tragisch, dass eine Mannschaft eine ganze Saison darum kämpft, in einen Europacup-Wettbewerb zu gelangen, und wenn es dann soweit ist, geht niemand mehr hin.

Ingo Schmidt-Tychsen stellt im Tagesspiegel die Frage, die wohl zur Zeit durch alle Herthaner Köpfe braust: „Gegen wen soll Hertha denn überhaupt noch gewinnen? Am vergangenen Wochenende verloren die Berliner beim Tabellenvorletzten der Bundesliga, gestern Abend gegen den 16. der Ehrendivision.“ Und angesichts des eigentlich fälligen, aber nicht gegebenen Strafstoßes in der Schlusssekunde greift Schmidt-Tychsen für 3 Euro ins Portemonnaie: „Die Berliner haben zurzeit wenig Glück, ein bisschen Pech kommt jetzt eben auch noch dazu.“

Der ewige Anti-Abstiegs-Trainer

Michael Rosentritt (Tagesspiegel) beobachtet den aktuellen Trainer der Hertha: „Herthas neuer Krisentrainer legte eine beachtliche Sachlichkeit an den Tag. Aber dafür ist er schließlich auch geholt worden, als einer, der schon oft Mannschaften aus der Umklammerung der Abstiegsangst befreit und der in solchen kümmerlichen Lagen nicht den Überblick verloren hat, wie so einige beim Berliner Klub. Friedhelm Funkel machte dabei ein ernstes Gesicht. Das will nicht viel heißen, denn den fast schon ewigen Anti-Abstiegs-Trainer Funkel gibt es gar nicht anders. Und doch sagte er, dass Berlin in seiner langen Laufbahn ‚die schwierigste Aufgabe‘ sei, die er angehe.“

Ganz grundsätzliche Fragen bezüglich der Spielerqualität stelle man sich in Berlin bereits, erwähnt Michael Jahn in der Berliner Zeitung: „Funkels Vorgänger Lucien Favre hat im Verbund mit Manager Preetz dem neuen Trainer eine Mannschaft hinterlassen, die eine seltsame Mischung aus total verunsicherten und mit der Situation überforderten jungen Talenten, ratlosen Routiniers und total gehemmten Edeltechnikern darstellt. Noch gibt Funkel nicht öffentlich zu, dass die Qualität des Teams vielleicht nicht ausreicht für die erste Liga.“

Roland Zorn schlägt in der FAZ die selbe Kerbe noch etwas tiefer: „Es fehlt die Balance, es fehlt die Sicherheit, es fehlt das Selbstvertrauen, es fehlt die Reife, es fehlt die Cleverness, es fehlt fast alles, was nötig ist, um aus dem dunklen Keller heraus ans Licht zu finden.“

Das Bild vom coolen Schweden bestätigt

Selbstvertrauen hat ein Hamburger Stürmer hingegen satt und genug, vermutet Frank Heike in der FAZ: „Marcus Berg wirkt, als kümmerten ihn die Zweifel an seinen Fähigkeiten überhaupt nicht.“ Dem Klischee des „coolen Schweden“ tue dieser damit Genüge. Auch als er nach seinem Siegtor in Glasgow von den Kollegen beglückwünscht wurde, zeigte er keine Regung. Ein besonderer Typ Stürmer sei Berg aber nicht allein deshalb, denn: „Er ist ein Stürmer, der mit Vorlagen gefüttert sein will, keiner dieser modernen Pendler zwischen Mittelfeld und Angriff, die für eine Mannschaft so wertvoll sind, weil sie als Spielgestalter, Vorlagengeber und Torschütze gleichermaßen glänzen. Vor allem im Passspiel und in der Ballbehandlung mangelt es Berg; er verlangsamte zuletzt das HSV-Spiel eher, wenn er den Ball hatte.“ Er wisse um diese Schwächen und arbeite daran mit stoischem Ausdruck: „Den Kollegen imponiert der Wille Bergs, es besser und sich nicht verrückt zu machen.“ Das wird er auch leisten müssen, schließlich bilde er mindestens bis zur Winterpause zusammen mit Pitroipa das Sturmduo des Hamburger SV.

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