Bundesliga
Keine Geduld mehr
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| Freitag, 20. November 2009Uli Hoeneß kritisiert Louis van Gaal öffentlich, Hertha sucht einen neuen Stürmer, Frontzeck liest „das Internet“ selten, im Bochumer Mittelfeld ist ein Loch
Uli Hoeneß kritisiert öffentlich Louis van Gaal, wohl auch unter dem Eindruck der bevorstehenden Personalrochade im Vorstand. Hoeneß wird in Kürze Präsident des FC Bayern, Vorgänger Beckenbauer bleibt dem Verein als „Ehrenpräsident“ erhalten. Die Deutung Hoeneß‘ Verhalten ist nicht einfach, findet Andreas Burkert in der SZ: „Es ist schwer zu durchschauen, ob Hoeneß seine Äußerungen als gutgemeinten Ratschlag an van Gaal versteht oder eher aus Kalkül platziert. Unbestritten ist jedoch das Resultat, und unter dem Strich bleibt festzustellen, dass Louis van Gaal schon bald nicht mehr Trainer des FC Bayern sein könnte; denn untergraben ist nun die Autorität eines Trainers, der an sich selbst neben seiner Fachkompetenz vor allem seine Autorität schätzt. Der Klub sieht sich offenbar nicht mehr imstande, in die am Freitag kommender Woche anstehende Hauptversammlung zu gehen, ohne sich in der Frage des umstrittenen Fußballlehrers klar positioniert zu haben.“ Klarer wird noch einmal Philipp Lahms Motivation für seine Einlassungen, die Burkert auch für den indirekten freistoss noch einmal einschätzte: „Eine fehlende Spielphilosophie hat Philipp Lahm vor zwei Wochen angemahnt, und er sprach sich für Geduld mit dem Trainer aus. Doch jetzt, da Hoeneß dem Trainer in der Zeitung Verhaltensempfehlungen gab, ist klar: Es gibt diese Geduld nicht mehr.“
Gekas passt ins Profil
Ein WM-Fahrer könnte der Hertha helfen, berichtet Michael Jahn (Berliner Zeitung): „Viele Kriterien im Anforderungsprofil der Berliner kann der Angreifer erfüllen: a) Er kennt die Bundesliga genau, b) er spricht Deutsch und c) er ist ein ausgewiesener Torjäger. Schon 2004 wollte Funkel den Griechen zu Eintracht Frankfurt lotsen, die Aktion scheiterte im letzten Moment. Erst 2006 wurde er in der Bundesliga zum Begriff, als mit 20 Treffern Torschützenkönig der Liga wurde. Das weckte Begehrlichkeiten und Bayer Leverkusen sicherte sich für vier Millionen Euro die Dienste von Gekas. Doch später erlebte Gekas, dass auch die Torjägerkanone in der heimischen Vitrine nicht vor der Ersatzbank schützt. Sein Vertrag in Leverkusen gilt bis 2011, aber Trainer Jupp Heynckes brachte ihn bislang nur bei sechs Kurzeinsätzen ins Spiel. Hertha BSC strebt wegen der finanziellen Engpässe ein Leihgeschäft an, Bayer will Gekas verkaufen und ruft angeblich rund drei Millionen Euro auf – eine Summe, die Hertha nicht bezahlen kann, weil das Team nicht nur einen neuen Stürmer, sondern auch einen neuen Außenverteidiger benötigt.“
Diese Art Zeitgeist
Dominik Hechler interviewt für die FR Michael Frontzeck, der einen Mythos ein wenig zurecht rückt: „Was ja alle vergessen ist, dass die ‚Fohlenelf‘ auf einer sehr stabilen Defensive basierte. Man erzählt ja gerne von Günter Netzer, Jupp Heynckes oder Allan Simonsen, vergisst aber, dass hinten ein Berti Vogts oder ein Rainer Bonhof gespielt haben und ein Wolfgang Kleff im Tor stand. Das war letztlich das Fundament dafür, dass die Jungs vorne frei Schnauze spielen konnten. Auch im heutigen Fußball halte ich die Organisation für das A und O, damit man aus einer kompakten Defensive heraus offensiv agieren kann.“ Dass er allem Anschein nach den indirekten freistoss nicht konsumiert, gibt er zu, gefragt nach ablehnenden Reaktionen zu seiner Person vor Saisonbeginn in Internet-Foren: „Wenn wir jetzt schon soweit sind, dass wir das Internet als Basis für ein Interview nehmen, dann werde ich mich dazu gar nicht mehr äußern. Denn dieses Internet ist so anonym, da weiß ich ja gar nicht, was das für Leute sind, die sich da, auf deutsch gesagt, auskotzen. Haben die Ahnung vom Fußball, sind die interessiert oder was wollen die eigentlich? Ich kann mit dieser Art Zeitgeist gar nichts anfangen und bewege mich selbst auch nur sehr selten online.“
Loch im Bochumer Mittelfeld
Matthias Klappenbach betreibt im Tagesspiegel selten zu lesende Takttikschule anhand des slowenischen Siegtorschützen vom Mittwoch: „Gerade Angreifer Dedic gehört zu den Spielern, auf die Herrlich setzt. Er brachte Dedic gleich zweimal von Anfang an und änderte das System von einer Raute zu einem 4-2-3-1, in dem die offensiven Außen Dedic und Stanislav Sestak marschieren sollen. Gerade Sestak versucht aufgrund seiner immensen Schnelligkeit oft, direkt und quasi durch die Gegner hindurch zum Tor zu kommen, sobald er den Ball bekommen hat. Das steht in einem gewissen Gegensatz zu der Spielweise, die Heiko Herrlich, der vorherige Nationaltrainer der DFB-Junioren, seiner Mannschaft baldmöglichst einimpfen möchte: schneller und mehr Pässe zu spielen, sich schneller vom Ball zu trennen. Um ein solches Passspiel aufzuziehen, muss eine Mannschaft aber gerade im Mittelfeld sowohl kompakt als auch variabel stehen. Bei den Bochumern klafft aber zwischen den fast nur defensiven Mittelfeldspielern und den offensiven häufig eine zu große Lücke.“
Liegt schon mal schief
Felix Magath kauft Stadionanteile von seinem Vorgänger Rudi Assauer. Im Interview mit Philipp Selldorf (SZ) hofft er dabei auch auf einen Sinneswandel des Kolumnisten Assauer: „Vor allem habe ich mit ihm darüber gesprochen, dass er einer derjenigen ist, die das Stadion hier hingestellt haben, und dass sein Name mit Schalke 04 verbunden ist und bleibt. Deswegen habe ich ihm auch gesagt, dass er sich selbst keinen Gefallen tut, wenn er Entwicklungen des Vereins kritisiert. Und wenn man, wie Rudi, nicht mehr so nah dran ist, dann hat man halt auch nicht mehr alle Informationen und liegt mit seinen Kommentaren auch schon mal schief.“
Zur Zeit gibt es Meldungen über einen neuen Wettskandal, der europaweit Spiele und in Deutschland Partien der 2. und 3. Liga betreffen soll. In Kürze auch hier mehr dazu.