Bundesliga
Der Trainerjob ist mehr Handwerk als Magie
| Montag, 7. Dezember 2009In Stuttgart tragen aufgebrachte „Fans“ zu Babbels Entlassung bei, Dortmund träumt auf einer starken Defensive aufbauend von mehr, Leverkusen spielt nicht wie ein Tabellenführer, „Drecksack“ Maik Franz
Im Quervergleich unterlegen
Einen schwachen Auftritt der immer noch ungeschlagenen Leverkusener sah Christian Otto (Tagesspiegel) in Hannover: „Für einen Tabellenführer der Bundesliga, der gerne auf Dauer als Titelanwärter ernst genommen werden möchte, hatte Leverkusen viel zu wenig zu bieten. Vor allem Torjäger Stefan Kießling, der gegen die starken 96-Innenverteidiger Karim Haggui und Christian Schulz nur ganz selten zum Zuge gekommen war, blieb weit unter seinen Möglichkeiten. Dass Bayer Leverkusen sich gegen Bundesligarivalen schwer tut, die eine Mischung aus risikoarmer Taktik und hoher Einsatzbereitschaft zeigen, ist auch offenkundig. Sie pflegte das Klischee, dass vieles bei den Auftritten der Bayer-Elf wirklich schön aussieht, aber nicht immer zum erhofften Erfolg führt. Sechs Tage vor dem gestrigen Remis gegen Bayer Leverkusen hatte Hannover daheim mit 0:3 gegen den FC Bayern München verloren. Im Quervergleich des Rekordmeisters mit Leverkusen bleibt festzuhalten, dass die Bayern zwar nicht schöner, aber deutlich effektiver spielten.“
Gegen spielerisch bessere Gladbacher
Johannes Aumüller (Sueddeutsche.de) bewertet van Gaals Wirken weiterhin ambivalent. Immer wieder, wie gegen Gladbach Siegtorschütze Holger Badstuber, würden von van Gaal aus dem Nichts geholte unscheinbare Spieler zu entscheidenden Figuren. Gleichzeitig habe er eine lange Liste von Namen aufzuweisen, denen er Selbstvertrauen und Mut nahm: Gomez, Timoschtschuk, Klose, Toni und Weitere. Und: „Auch die guten Leistungen von Butt und Badstuber täuschten gegen Gladbach nicht darüber hinweg, dass es van Gaals Elf zum wiederholten Mal nicht gelang, attraktiven Fußball zu zeigen. Die größten Kreativitätsmomente zeigt der FC Bayern derzeit unmittelbar nach Toren, bei den Jubelgesten. „Nach einer Presslufthammer-Einlage nun die Szene mit dem imaginären Golfball. „Im Spiel waren solche Geistesblitze nicht zu sehen. Das üblich gewordene und den Zuschauer oftmals langweilende Quergeschiebe dominierte die Partie.“
Jörg Hanau nennt ihn einen „Münchner Musterschüler“ und blickt genauer auf diesen Holger Badstuber, der sich nun sogar Hoffnungen auf eine WM-Teilnahme macht (FR): „Er macht seine Sache richtig gut. Anfangs als kompromissloser Manndecker, mittlerweile glänzt er als linker Außenverteidiger. In allen 15 Bundesliga- und fünf Champions-League-Spielen stand Badstuber in der Startelf, am Freitag erzielte er nun auch noch sein erstes Bundesligator. Der Ball senkte sich schließlich hinter dem Belgier Logan Bailly ins Netz. Ein Torwartfehler – aber auch ein wunderschöner Treffer. Der Schwabe Badstuber kickt bereits seit 2002 für den FC Bayern. Mit 13 wechselte er vom VfB Stuttgart an die Isar, durchlief dort alle Jugendmannschaften. Mit 16 zog er ins Jugendhaus an der Säbener Straße ein. Dort wohnte er zwei Jahre lang, baute nebenbei sein Fachabitur. Eine außerordentliche Erfolgsgeschichte, die ohne van Gaal nicht möglich gewesen wäre.“
Wie seit Jahren schon sei Bayern national zwar ganz gut, international sei das aber wie bei allen Bundesliga-Klubs zu wenig, sagt Till Schwertfeger (Welt): „Bei so viel Dusel musste sogar der strenge Fußballlehrer Louis van Gaal herzhaft lachen. Er tat das am späten Freitagabend, nachdem der FC Bayern den 15. Spieltag mit einem unverdienten 2:1-Heimsieg gegen den spielerisch besseren Außenseiter Borussia Mönchengladbach eröffnet hatte. Zumindest ihre Ergebniskrise scheinen die Münchner erst einmal glücklich überstanden zu haben, nachdem die Mannschaft schon fünf Tage zuvor mit 3:0 in Hannover ihre Pflicht erfüllte. Die in den vergangenen Jahren verloren gegangene sportliche Dominanz – Rekordmeister Bayern München etwa war zuletzt vor 49 Spieltagen Tabellenführer – macht den Reiz, die Spannung der Bundesliga aus, im internationalen Vergleich aber ist die mangelnde Konstanz der deutschen Wettbewerber auf höchstem Niveau ein Nachteil, besonders in der Champions League. Gut möglich, dass Louis van Gaal am Dienstagabend das Lachen für lange Zeit wieder vergeht.“
Babbel in der „No-Win-Situation“
Christoph Biermann nennt bei Spiegel Online den jüngst entlassenen „Der talentierte Mr. Babbel“. Dieser sei schon seit Längerem in einer „No-Win-Situation“ gewesen. Ihm fehlt der Trainerschein, den er in Köln nachholen wollte. Und weil sein VfB in der Champions League spielte, hätte er die Zahl der erlaubten Fehlstunden schon überschreiten müssen, weshalb der VfB ihn in der nächsten Saison ohnehin hätte ersetzen müssen. „So wird Babbel vermutlich der letzte Bundesliga-Trainer ohne Fußballlehrerschein gewesen sein. Aus seiner Sicht mag es bitter sein, auch an der Zerrissenheit zwischen seiner Ausbildung und dem fordernden Bundesliga-Job gescheitert zu sein. Für das sportliche Niveau in der Bundesliga ist es trotzdem besser, dass die Trainerausbildung nicht durch Sonderregelungen relativiert wird. In dieser Spielzeit bewahrheitete sich, dass der Job des Trainers ein Lehrberuf ist, in dem Berufserfahrung eine entscheidende Rolle spielt. Große Männer auf der Bank wie Ottmar Hitzfeld, Otto Rehhagel oder auch Sir Alex Ferguson brauchten lange Anläufe bei kleineren Clubs bis sie ihre Kunst wirklich entwickelt hatten. Über Monate und Jahre hat die Arbeit mehr mit Handwerk als Magie zu tun. Und gerade in Momenten der Krise braucht jeder Trainer einen Werkzeugkasten, aus dem er sich bedienen kann.“
„Babbels Entlassung hat eine größere Dimension“ als bei dessen namhaften Vorgängern (Sammer, Trapattoni, Veh), meint Marko Schumacher in der Stuttgarter Zeitung, denn „jetzt ist ein ganzer Verein ins Taumeln geraten. Der VfB Stuttgart befindet sich in einer seiner schwersten Krisen. Mit etwas mehr Weitsicht und Entschlussfreudigkeit hätte es so weit möglicherweise nicht kommen müssen.“ Zu lange hätten die VfB-Bosse nur zugesehen, statt einzugreifen. „Zurück bleibt ein Verein, der in seiner Führung gespalten scheint. Dort gibt es viele Verlierer. Geschwächt ist der Vorstand um den zaudernden Präsidenten Erwin Staudt, der noch vor Tagen allen Ernstes davon gesprochen hatte, es gebe beim VfB keine Trainerdiskussion. Und geschwächt ist auch der Aufsichtsrat um Dieter Hundt, der sich lange vehement für den Verbleib Babbels eingesetzt hatte. Angesichts der Eskalation musste er umdenken. Mehr als nur angeschlagen ist auch der Manager Horst Heldt, der in den vergangenen Wochen zwischen die Fronten geraten ist.“ Keiner seiner Neueinkäufe sei ein Treffer gewesen. „Nicht wenige sind der Meinung, dass ein Neuanfang nur dann möglich ist, wenn mit dem Trainer auch der Manager geht. Dabei gerät jedoch in Vergessenheit, dass Heldt seit seinem Amtsantritt im Januar 2006 den VfB zweimal in die Champions League geführt hat. Und ohne den Manager stünde der Verein in der sportlichen Führung momentan vor dem Nichts.“
Für eine bessere Zukunft müsse sich im Vorstand des Vereins etwas ändern, urteilt Christof Kneer (SZ): „In Notlagen wie diesen hat Heldt stets Kreativität bewiesen, die Personalien Veh und Babbel haben den Klub anfangs vitalisiert. Auch Babbel ist im Sommer ja unentlassbar gewesen, er stand in der Fankurve und ließ sich feiern. Aber dummerweise ist dieser VfB die einzige Elf auf der Welt, die über keine Normalform verfügt; dieser VfB spielt entweder sehr gut (Lauf) oder sehr schlecht (Anti-Lauf), weshalb Trainer beim VfB zur Lauf-Kundschaft geworden sind. Nun hat sich also auch Babbel unter der Wucht des Anti-Laufes praktisch selbst entlassen. Beim VfB wissen sie, dass sie jetzt eine langfristige Lösung brauchen. Um sich weniger den Gesetzmäßigkeiten von Lauf und Anti-Lauf auszusetzen, würde es vielleicht schon helfen, wenn sich die Klubgremien künftig ein bisschen einiger wären.“
Armselige, tiefergelegte Krawallos
Oskar Beck retourniert mit klaren Worten die Gesänge jener Stuttgarter Fans, die die Einfahrt des Mannschaftsbusses blockierten und scheinbar an der Entlassung Babbels beteiligt waren (Welt): „Im Krisenfall rotten sich quer durch die Liga wilde Horden im Rahmen der kochenden Massenhysterie, entgleisten Gefühle und schlechten Durchblutung zusammen, klettern unter dem Absingen wüster Hasstiraden auf die Barrikaden, blockieren den Fluchtweg des Mannschaftsbusses und brüllen ihr einfallsloses ‚Wir-ham-die-Schnauze-voll‘. Wir auch. Wir haben sie sogar gestrichen voll angesichts dieser armseligen und tiefergelegten Krawallos, die sich beim Versuch, ihre Schlappen des frustrierenden Alltags zu kanalisieren, jeden vorknöpfen, der bei drei nicht auf dem Baum ist. Der Star ist nicht die Mannschaft – der Star sind die Fans, und zwar vor allem die, die vermummt sind und am lautesten schreien.“ Das Fernsehen setze diese auch immer wieder in Szene, „und die Reporter sprechen dann von ‚den Fans‘. Stuttgart war diesbezüglich ja jetzt nicht der erste Fall. Dasselbe ist schon während der vergangenen HSV-Krise passiert, in Gladbach geriet einst Jupp Heynckes ins Visier von Morddrohungen, und der Trainer Frontzeck hat, als ihm das Haus beschmiert wurde, gefragt: ‚Wo soll das noch hinführen?‘ Für die Antwort muss er nicht weit fahren. In Italien ist der Bus von Inter Mailand von einem Molotow-Cocktail getroffen worden und in Flammen aufgegangen.“
Auch Benedikt Voigt beschäftigt sich im Tagesspiegel mit der Potenz der Fans: „Unlängst hat uns der ehemalige Bayern-Manager Uli Hoeneß erklärt, dass die Bedeutung der Fans im Stadion für seinen Klub abgenommen hat.“ Von ehemals 85% Prozent durch Ticketverkäufe war der Anteil der Gesamteinnahmen auf nur noch 18% gefallen. „Wofür dieser in der modernen Fußballwelt zuständig ist, hat ebenfalls Uli Hoeneß erklärt, als er vor zwei Jahren auf der Jahreshauptversammlung kritische Fans beschimpfte: ‚Für die Scheißstimmung seid ihr doch verantwortlich.‘ Diese Verantwortung freilich sollte man nicht unterschätzen.“ Nun hätten die Stuttgarter Protestierenden entscheidend zur Wende im Fall Babbel beigetragen: „Was beweist, dass die Fußballfans vielleicht nicht mehr wichtig für die Klubkasse sind und dass das Niveau mancher bescheiden ist. Mächtig aber sind sie nach wie vor.“
Markus Lotter (Berliner Zeitung) fürchtet Nachahmer: „Nicht unwahrscheinlich, dass sich die Dummheit im Lande ein Beispiel an der Aktion nimmt und sich künftig eben nicht mehr mit Schmährufen und dem guten alten Sitzstreik zufrieden gibt. Die traurige Botschaft des Wochenendes für all die enttäuschten Fußballanhänger in Deutschland lautet demnach: Gewalt und ihre Androhung wirken.“
Michael Jahn weist in der Berliner Zeitung auf die Skurrilität, dass Diego Klimowicz seinen inzwischen vierten Bundesligaplatzverweis vom immer selben Schiedsrichter erhielt.
Maik Franz, der der Eintracht fehlende Drecksack
Beim vermeintlichen Derby in Frankfurt gegen den Nachbarn Mainz siegt die Eintracht mit 2:0, der Torschütze des ersten Treffers fiel dabei zum wiederholten Male in seinem besonders aggressiven Auftreten aus der Rolle. Thomas Kilchenstein und Ingo Durstewitz (FR) glauben, dass Franz ohnehin keine Wahl bliebe: „Der Auftritt von Maik Franz war grenzwertig. So etwas will man in der Tat nicht sehen. Doch so ist Maik Franz bekannt geworden. Genau so sollte er in Frankfurt eigentlich nicht spielen, das hatte ihm Klubchef Heribert Bruchhagen bei seiner Verpflichtung auch eigens ins Stammbuch geschrieben. 15 Spieltage lang hat er sich auch halbwegs daran gehalten, jetzt gegen Mainz, in einem sehr emotionalen Spiel, ist der wahre Maik Franz durchgekommen. Er setzt diese verbalen Provokationen gezielt ein. Im Grunde hat er die Marke Maik Franz so aufgebaut. Aus gutem Grund: Denn fußballerisch ist er arg limitiert, allein fußballerisch könnte er in der Bundesliga nicht mithalten. Er braucht diesen besonderen Kick, diese Art, sich selbst zu motivieren, sich selbst Feuer zu geben. Für die Gegner ist er ein einziges Ärgernis, für die eigenen Leute ein Gewinn. Gerade der Eintracht, die seit jeher als zu brav galt, fehlte ein Spieler, der sich nichts gefallen läst, der nicht auch noch die andere Wange hinhält, ihr fehlte ein Drecksack. Und nicht wenige waren an diesem späten Samstagabend der Meinung: Ohne Maik Franz hätte die Eintracht das Derby gegen Mainz nicht gewonnen.“
Dass Maik Franz eventuell nicht nur die Grenzen des guten Geschmacks überschritten habe, berichtet Frank Hellmann (Stuttgarter Zeitung): „Ist Franz auch ein Rassist? Das hat Bancé einen Tag nach der Dauerfehde behauptet und das Frankfurter Raubein mit Vorwürfen überhäuft. ‚Er hat mich das ganze Spiel über provoziert, hat mich übelst beschimpft, meinen Vater, meine Mutter beleidigt. Er hat mich als dreckigen Neger bezeichnet‘, sagte Bancé.“ Maik Franz äußerte sich, dass die Vorwürfe unzutreffend seien und diese „nicht meinen ethischen und moralischen Vorstellungen“ entsprächen. Das Verhältnis zwischen Frankfurt und Mainz könnte sich bei Einleitung eines Verfahrens weiter verschlechtern. „Franz hat dazu fast allein beigetragen. Der beinharte Abwehrmann hatte nicht nur den Ball zum 1:0 ins Tor bugsiert, sondern mit seinen zahllosen Mätzchen den Mainzer Spaßverderber gegegeben. In der Tat ist er genau wie in seiner Zeit beim VfL Wolfsburg und beim Karlsruher SC ein Grenzgänger. Ständig provozierend und ewig lamentierend, hier ein Schubser und dort ein Check, dazu viel Palaver und versteckte Fouls – da schlüpft einer bewusst für anderthalb Stunden in die Rolle des Bösewichtes.“ Auch Hellmann sieht die Ursachen dafür ähnlich wie die FR: „Es hat schon seine Gründe, warum Franz nur die rechte Seite absichern darf: Fußballerisch ist Franz schlicht zu limitiert, um den verantwortungsvollen Job in der Abwehrzentrale auszuüben.“
Nur wer Erfolg hat, hat Zeit
Ähnliche Probleme stünden dem Hamburger SV und der TSG Hoffenheim ins Haus, ahnt Roger Repplinger in der taz: „Wenn die TSG eine Chance haben will, ihre Leistungsträger zu halten, dann muss es in dieser Saison mit der Qualifikation für einen internationalen Wettbewerb klappen. Die Verträge des Trainergespanns Rangnick und Peter Zeidler laufen bis Juni 2011. Rangnick würde gerne in der Premier League arbeiten, Zeidler in der französischen Ligue 1. Hoffenheim sieht aus wie ein Langzeitprojekt, aber der Fußball funktioniert anders. Im Fußball korrelieren Zeit und Erfolg. Nur wer Erfolg hat, hat Zeit. Hoffenheims Probleme unterscheiden sich nicht von denen des HSV. Das 0:0 zwischen den Tabellennachbarn war wie ein Beweis für die These, dass sich beide Clubs in der gleichen Lage befinden. Der HSV lebt davon, junge Spieler für relativ wenig Geld aus den Niederlanden oder von der Ersatzbank der Bayern zu holen, sie auszubilden und dann für mehr Geld weiterzuverkaufen. Wenn der HSV die internationalen Wettbewerbe verpasst, wird die Lage schwierig.“
Rainer Schäfer findet Gefallen an der Hamburger Darbietung, allein die Resultate stimmten nicht (Berliner Zeitung): „Vor der Begegnung gegen Hoffenheim musste HSV-Trainer Bruno Labbadia nur auf sieben Versehrte verzichten – so wenig wie lange nicht mehr. Labbadia hat es sich angewöhnt, ohne Klage sein Personal aus dem Häufchen auszuwählen, das sich vor Spieltagen in der Kabine einfindet. Selbstbewusst verankerte sich der HSV weit in der Gästehälfte, wie in den ersten Spielen der Saison, als er seine Gegner mit überwältigendem Offensivfußball verwirrte. Aber anders als damals schafft es der HSV nicht mehr, Arbeit in Ertrag umzuwandeln. Wo der Hamburger SV zurzeit steht, das weiß keiner: Vor wenigen Monaten galt er in der Bundesliga als Titelaspirant, inzwischen wird schon ein Remis im Heimspiel gegen den Tabellennachbarn Hoffenheim als Achtungserfolg bewertet. Es wird noch dauern, bis sich der HSV wieder in der Form der Sommermonate zeigt.“
Klopps Elf kontert aus einer sicheren Defensive
Oliver Müller (Welt) lobt die Dortmunder über den grünen Klee: „Aufgrund der besten Saisonleistung beim 4:0 über den überfordert wirkenden 1. FC Nürnberg sind Träume von der Rückkehr auf die europäische Fußballbühne wieder erlaubt. Außerdem vereint Fans und Spieler die Hoffnung, dass nach Jahren im Mittelmaß wieder ein Team heranreift, das auch höchsten Ansprüchen genügen könnte. ‚Da kann eine große Mannschaft zusammenwachsen‘, sagte Ottmar Hitzfeld, der ehemalige Dortmunder Meistertrainer. Jürgen Klopp hatte selbst maßgeblich dazu beigetragen, dass die Dortmunder durch mittlerweile acht Spiele ohne Niederlage wieder in die Spur gefunden haben: Seit im Mittelfeld mit zwei defensiven Männern und im Angriff nur noch mit einer Spitze agiert wird, hat die Mannschaft wieder die Sicherheit erlangt, die sie in der Rückrunde der vergangenen Saison ausgezeichnet hatte. Weil in Anbetracht der Ausfälle das Potenzial fehlt, um den Gegner zu dominieren, verlegt sich die Klopp-Elf aufs Kontern. Für die nötige Stabilität sorgen dabei Mats Hummels und Neven Subotic. Zum 17. Mal bildeten sie die Innenverteidigung, zum 17. Mal blieb Dortmund unbesiegt.“
Felix Meininghaus ergänzt in der FR: „Auch im Sturm tut sich einiges bei den Dortmundern, die aus den letzten acht Spielen 18 Punkte geholt haben. Eine bessere Bilanz kann in dieser Zeit kein anderer Erstligist vorweisen. Der Aufschwung lässt sich vor allem an Lucas Barrios festmachen. Der als ‚Welttorjäger‘ verpflichtete Star kann nach längerer Eingewöhnungszeit mittlerweile auf sechs Saisontore verweisen, vor allem das Zusammenspiel mit Zidan funktioniert von Woche zu Woche reibungsloser.“
Michael Oenning spricht mit dem SID bei Spiegel Online über diese Partie.
Trotz Dzekos Bundesligarekord kein Sieg
Bei Armin Veh sei immer der Schiedsrichter Schuld, was einerseits merkwürdig anmute, im konkreten Fall des 2:2 seiner Wolfsburger gegen den SC Freiburg aber nicht ganz unberechtigt sei, findet die Welt: „Beiden Treffern der Breisgauer gingen umstrittene Entscheidungen durch Schiedsrichter Winkmann voraus. Beim 0:1 durch Idrissou hatte er eine Abseitsstellung übersehen, beim Elfmeterpfiff vor der erneuten Freiburger Führung durch Ivica Banovic war er auf Daniel Caliguris Schauspielkünste hereingefallen, der ohne Fremdeinwirkung gestolpert war. Gegen Freiburg waren es allerdings nicht allein die Entscheidungen des Unparteiischen, die einen Sieg des Deutschen Meisters verhinderten. Winkmann hatte wenig Anteil daran, dass etwa Edin Dzeko mit seinen 15 Torschüssen zwar einen Bundesligarekord aufstellte, dabei aber nicht einmal erfolgreich war. Dass der Bosnier in der 86. Minute aus vier Metern an Freiburgs Torhüter Simon Pouplin scheiterte, wollte dann auch Veh nicht dem Schiedsrichter in die Schuhe schieben.“
Kommentare
2 Kommentare zu “Der Trainerjob ist mehr Handwerk als Magie”
Montag, 7. Dezember 2009 um 19:42
Selbst Wontorra musste gestern im DSF zugeben, dass der Elfmeter an Caligiuri (mit drei i…) berechtigt war, da in einer Zeitlupe (Super-Slomo von hinten aufgenommen – die „DSF-Lupe“ hat es da gar nicht gebraucht) in mehr als ausreichender Deutlichkeit der Kontakt (Knie an Ferse) zu sehen war. Die „Welt“ aber schaut kein DSF (was ich Ihr per se nicht zu ihren Ungunsten auslegen will), aber auch sonst keine Zeitlupen, selbst einen Tag später noch, und macht dann aus Schlampigkeit Caligiuri zum Schauspieler. Das ARD-Morgenmagazin unterstellt ihm ebenso „Lug und Trug“, obwohl parallel (!) zu diesen Worten die oben genannte Zeitlupe zu sehen. Sensationell.
Ich bin auch nicht sicher, ob vor dem 1:0 wirklich Abseits vorlag (der Ball Richtung Idrissou kam von einem Wolfsburger) dort nun aber hatte ironischerweise Caligiuri zuvor ein Foul (an Hasebe wenn ich mich recht entsinne) begangen…
Dienstag, 8. Dezember 2009 um 16:34
Einig Dinge die man über Mike Franz in den Tageszeitungen gestern und heute lesen konnte, haben durchaus ihre Berechtigung. Trotzdem ist die Art der Kritik an seiner Spielweise teils stark überzogen, teils ist die Kritik sogar unberechtigt und falsch. Es wird kaum noch differenziert. Man sieht nur noch Bilder, auf denen er brüllend einem Gegenspieler gegenüber steht. So schlimm war es tatsächlich am samstäglichen Spieltag gar nicht. Ein gutes Beispiel ist die Szene mit Bance an der Außenlinie. Da wird in jedem Sender erzählt, dass Franz Bance unfair anging. Tatsache, die objektiv gut zu erkennen ist, ist demgegenüber, dass Bance Franz in Richtung Bande schubst und dieser sich ob dieser Unsportlichkeit aufregt. Die Bierdusche seitens der Zuschauer für Bance ist nicht gerade ein feines Benehmen, allerdings auch kein Schwerverbrechen.
Ich sehe die Gefahr, dass der Spieler Franz hier nachträglich das Ziel einer Hetzkampangne wird.
Zu den Rassismusvorwürfen möchte ich mich gar nicht äußern, die sind angesichts der vergangenen charakterlichen Fehlleistungen eines Bance sehr unglaubwürdig.