Unterhaus
Hoffen, dass das Telefon klingelt
| Mittwoch, 3. Februar 2010Kaiserslautern hat dank Sidney Sam tatsächlich keine Krise, Unioner Fans benehmen sich doppelt daneben, Olaf Thon beginnt seine Trainerkarriere in der NRW-Liga
Im Turbotempo konternd
Viel Lob für einen dreifachen Torschützen hält Bernd Müllender (SZ) für angemessen: „Sidney Sam drehte am Montagabend in Aachen seine Pirouetten, wo andere gerade ihre Beine zu entknoten versuchten. Der Ball schien gepattext zu sein an seine winterfesten kleinen Füße, er war immer im Turbotempo konternd unterwegs, flankte ansehnlich und zielte klug mit überragender Schusstechnik. So wurde er mit drei Toren zum Helden des Abends, an dem der 1. FC Kaiserslautern nach drei vergeigten Spielen wieder den Erfolgsweg fand und die Tabellenführung der zweiten Liga zurückeroberte.“ Verantwortlich für diesen Sieg war jedoch nicht Sam allein, sondern insbesondere eine „hochkonzentrierten Defensivarbeit. Für Marco Kurz ‚eine Wahnsinnsantwort‘ auf das Krisen-Gemurre im Umfeld.“
Absteiger?
Der Herthaner Misserfolg ist einigen Rivalen zu Kopf gestiegen. Matthias Koch berichtet im Tagesspiegel: „Mehr als 100 Anhänger des Zweitligisten aus Köpenick kamen nach dem kurzfristigen Spielausfall in Rostock spontan ins Berliner Olympiastadion – nicht unauffällig in Zivil, sondern in ihren rot-weißen Farben. Mit ‚Absteiger‘-Rufen und einem gleichlautenden Transparent machten sie keinen Hehl daraus, welchen Saisonausgang sie Hertha wünschen.“ Ging dieser Vorfall noch glimpflich von der Bühne, kam es später in Hohenschönhausen zu Verletzten: „Dunkel gekleidete Ultras stürmten mit ‚Eisern Union‘-Rufen am Sonnabend kurz vor Kassenöffnung den Eingangsbereich der Dynamo-Halle. Dort begann zwei Stunden später das vom Rivalen BFC Dynamo organisierte Hallenturnier der Traditionsmannschaften, zu denen auch ein Team von Union gehörte. Mindestens drei Personen wurden verletzt. Da zu diesem frühen Zeitpunkt noch keine Polizei zugegen war, konnten die meisten Täter fliehen.“
Von Lothar Matthäus ganz zu schweigen
Auch wenn er mit der Geografie zu kämpfen hat, den Klub für den Beginn von Olaf Thons Karriere verrät Udo Muras (Welt): „Für Thon, bis Saisonbeginn noch Marketing-Leiter der Schalker, soll Hüls zum Sprungbrett in die große Trainerkarriere werden und keine Lebensanstellung. Der Vertrag läuft erst mal zwei Jahre. ‚Irgendwann muss ich ja mal anfangen‘, sagt Thon. Ein Fehler muss dies nicht sein. Es ist nicht mehr die Zeit für Helden in der Bundesliga. Und viele, die gleich oben anfingen, sind gescheitert: Andreas Brehme, Klaus Augenthaler, Jürgen Klinsmann, Guido Buchwald oder Jürgen Kohler, alles Weltmeister von 1990, ersparten sich die Lehrjahre in der Provinz – von Lothar Matthäus ganz zu schweigen. Nun sitzen die Sieger von Rom zuhause und hoffen, dass das Telefon klingelt.“ Muras zählt eine Reihe prominenter Beispiele auf, die als Trainer in unteren Gefilden begannen – und dort bereits Erfolg hatten: Fritz Walter, Lothar Emmerich, Hans-Peter Briegel. Und Felix Magath: „Auf seiner ersten Station beim Verbandsligisten FC Bremerhaven wurde er sofort Meister. Früh übt sich.“
Kommentare
2 Kommentare zu “Hoffen, dass das Telefon klingelt”
Mittwoch, 3. Februar 2010 um 21:47
Zum Thema Trainerneulinge:
Ganz schön frech, Augenthaler in diese Reihe aufzunehmen. Lange Co-Trainer, dann in Graz, Nürnberg.. Was fordert der schlaue Herr Muras denn noch?
Über Guido Buchwald lässt sich übrigens auch streiten.
Donnerstag, 4. Februar 2010 um 11:40
Richtig shearer ! Ich sehe das genauso. Der Auge hat in der Auflistung nichts zu suchen…seine Amtszeit in Leverkusen sollte noch erwähnt werden !