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Champions League

Mit einfachen Mitteln in Kalamitäten gebracht

Frank Baade | Freitag, 19. Februar 2010 Kommentare deaktiviert für Mit einfachen Mitteln in Kalamitäten gebracht

Weitere Nachlese zum glücklichen Sieg der Bayern gegen überraschend stark verteidigende Florentiner, international scheint Bayern doch nicht allzu weit entwickelt, Stuttgart darf sich nicht vorfreuen

In der SZ empfindet Andreas Burkert die Bayern als zurechtgestutzt nach dieser ihrer Leistung gegen Florenz: „Das Hinspiel-Duell mit der Fiorentina offenbarte die Schwächen einer Mannschaft, die in der Champions League ein Außenseiter bleibt wie Italiens Tabellenelfter. Gegen einen vorzüglich eingestellten Gegner öffnete sich jedenfalls nach längerer Schließzeit mal wieder jenes berüchtige Mittelfeldloch, das die Münchner mit ihrem wieder vereinten Flügelpärchen Robben/Ribéry und der pragmatischen Besetzung der zentralen Schaltstellen (Schweinsteiger/van Bommel) auszufüllen gedachten.“ Zudem „stießen die unsicheren Innenverteidiger van Buyten und Demichelis bei der Spieleröffnung mit entwaffnender Konstanz an ihre Grenzen.“ In der Liga mögen Robben und Ribéry zuletzt viele Siege gesicher haben, gegen taktisch geschulte Mannschaften stehe man jedoch vor Problemen, räumte auch Philipp Lahm ein.

Gibt es in der Bundesliga etwa tatsächlich keine „taktisch geschulten Mannschaften“? Man erinnert sich an van Bommels Frage an Felix Magath, wie man denn nun „anders“ spielen solle, auf welche Magath wohl keine Antwort zu geben wusste.

Wie ein beleidigtes Kind

Statt das glückliche Abseitstor zu thematisieren, beschäftigten sich die Bayern-Spieler nach der Partie „lieber mit der taktischen Stärke des Gegners und der eigenen Ungeduld im Spielaufbau. Damit trafen sie die Situation auf den Punkt. Florenz brachte den nun 13 Mal hintereinander siegreichen FC Bayern mit einfachen Mitteln in Kalamitäten. Mit hoher Laufbereitschaft stellten sie der Flügelzange Robben/Ribery je zwei oder gar drei Mann entgegen – und hatten damit das Offensivspiel der Gastgeber unterbunden“, stellt Thomas Becker im Tagesspiegel fest. Für ihn bleibt ein ernüchterndes Fazit: „Der FC Bayern ist auf internationaler Ebene limitiert.“ Und eine Hälfte der beiden Garanten für den Erfolg zuletzt stehe nun ein wenig im Schatten: „Die Robben-Dribblings sind das, was in den vergangenen beiden Jahren die Ribery-Dribblings auf der anderen Seite waren: Stadtgespräch. Robben hat sich mit seinem Hochgeschwindigkeitsfußball in den Mittelpunkt gespielt – Ribery wirkt ein wenig wie ein beleidigtes Kind, das plötzlich unbeachtet in der Ecke steht.“ Wie weit die Bayern unter van Gaal aber tatsächlich seien, werde sich in drei Wochen in Florenz zeigen. Fürs Viertelfinale, meint Becker, könne es noch reichen. „Alles andere scheint weit weg zu sein.“

Fahrig und behäbig

Ins selbe Horn stößt Anja Schramm (Welt): „Es war ein Spiel, in dem der FC Bayern die Dominanz der vergangenen Monate vermissen ließ, fahrig und behäbig wirkten die Münchner.“ Das habe vor allem am Gegner gelegen, der überraschenderweise eine gute Defensive aufbot. „Die Italiener verschoben so ordentlich ihre Reihen, dass sie Franck Ribery und Arjen Robben die Luft zum Atmen nahmen und damit die Bayern ihrer Kreativität beraubten. Selbst nach der sehr harten Entscheidung gegen Massimo Gobbi, der mit Rot vom Platz musste, weil er sich im Zweikampf mit Robben des Ellenbogens bedient hatte, behielten sie ihr Konstrukt bei.“

Spurensuche im Trenchcoat

Birgit Schönau (SZ) lauscht dem ausführlichen Wehklagen in Italien über die Ungerechtigkeit dieses Abseitstores, immer gegen die Kleinen, Verschwörungstheroien machten die Runde. Am Schluss blickt man aber auch in Italien auf das, was eigentlich zählt: „Im allgemeinen Geschrei ging fast unter, wie tapfer sich der AC Florenz gegen den Angstgegner Bayern München geschlagen hatte.“ Vor dem Spiel hätte man niemals von einem Remis zu träumen gewagt. „In das Rückspiel kann die Fiorentina sehr viel gelassener gehen – nicht nur, weil es ganz sicher von einem anderen Schiedsrichter gepfiffen wird. Und so blieb, während alle zeterten, Trainer Cesare Prandelli gelassen: ‚Ich kann 15 Sekunden wütend sein, danach muss ich das Spiel analysieren.‘ Einer wie Prandelli taugt einfach nicht zur Opferrolle in einem grellen Schurkenstück. Eher kann man ihn sich auf grübelnder Spurensuche im Trenchcoat vorstellen.“

Vorfreude noch verboten

In Stuttgart ist es derweil noch verboten, über die Champions League zu sprechen, weiß Marko Schumacher, der VfB solle sich laut Trainer Gross auf die Partie gegen Köln konzentrieren. Man habe sich sehr geärgert über die Niederlage gegen den HSV, denn mit einem Sieg wäre man beinahe oben wieder dran gewesen: „Was ist also noch möglich in dieser Saison? Nach derzeitigem Stand hat der VfB nicht mehr viel zu verlieren – mit dem Gewinnen aber könnte es ebenfalls schwierig werden, nicht nur am Dienstag gegen Barcelona. Der VfB steckt vorerst im Niemandsland fest“, urteilt er in der Stuttgarter Zeitung. Besser zwar, als gegen den Abstieg zu kämpfen, aber schlechter als der Klub sich selbst sehe. Bei der Analyse der Fehler gegen Hamburg seien zwei Spieler schlecht weggekommen, die dennoch weiterhin Gross‘ Vertrauen besäßen. „So werden Delpierre und Tasci auch morgen die Stuttgarter Innenverteidigung bilden. Nach Delpierres Verletzungspause wird es das zweite gemeinsame Spiel sein – und Gross wird hoffen, dass dies dann reicht, um auch gegen die Messis und Ibrahimovic‘ aus Barcelona bestehen zu können. Nur reden will er nicht darüber, zumindest nicht vor morgen um circa Viertel nach fünf. Danach darf sie losgehen, die Vorfreude auf das große Spiel gegen die Weltstars.“

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