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Bundesliga

Podolski beendet seine Torflaute, Schalke jetzt erster Bayern-Jäger

Frank Baade | Montag, 8. März 2010 1 Kommentar

Das Ende von Podolskis Torflaute „ausgerechnet“ gegen seinen Ex-Klub, Hertha unterliegt mittelmäßigem HSV, Hannover schlägt Freiburger Dilettanten, Schalke dank Magath auf Wolfsburger Meisterspuren

Im Tagesspiegel sah Felix Meininghaus nur eine Mannschaft im Westfalenstadion Wirken: „Tatsächlich waren die Gladbacher gegen die Dortmunder von der ersten Minute an chancenlos. Der BVB war in jeder Sekunde spielbestimmend, versäumte es jedoch, vor der Halbzeit das Resultat deutlicher zu gestalten. Das holte die Ruhrpott-Borussia nach dem Wechsel nach, weil sie in Zidan an diesem Abend einen Spieler in ihren Reihen wusste, der unwiderstehlich agierte. Die Borussia vom Niederrhein machte zu keinem Zeitpunkt den Eindruck, als könne sie ernsthafte Gegenwehr leisten.“

Ohne Rib-Rob-Faktor nicht überragend

Für Spiegel Online hat Christoph Biermann die Lage der Bayern vor den entscheidenden Wochen analysiert: „Nun läuft die zuvor tadellos schnurrende Maschinerie der Bayern nicht mehr ganz störungsfrei. Die Partie bestärkte einmal mehr den Eindruck, dass die Gegner inzwischen entschlüsselt haben, wie man diese Bayern stoppen kann.“ Das Ganze eine „Krise“ zu nennen sei zwar „Unsinn“, schreibt Biermann, doch: „Es zeichnen sich feine Haarrisse ab, die van Gaal dringend reparieren muss.“ Es gebe Probleme mit einer allzu dünnen Personaldecke. Und mit der Abhängigkeit von dem, was Biermann den „Rib-Rob-Faktor“ tauft: „Man kann es drehen, wie man will, ohne die beiden haben die Münchener zwar eine sehr gute, aber eben keine überragende Bundesligamannschaft.“

Das sieht Andreas Burkert (SZ) ähnlich, auch wenn er in der Deckung bleibt: „Man darf das zwar in München nur leise und in Nebensätzen erwähnen. Doch eine gewisse Abhängigkeit von Ribéry und Robben haben die Bayern in Köln mal wieder deutlich erkennen lassen. Robben war gar nicht mitgeflogen, grippaler Infekt. Und Ribéry ist offenkundig nicht in bester Verfassung, dies belegte nicht nur sein diesmal wirkungsloser Auftritt ab der 56. Minute.“ Insgesamt habe sich bei der Partie in Köln gezeigt, „dass sich die Münchner trotz ihrer Erfolgsserie gerade eine leichte Formdelle leisten, wenngleich Leverkusen sie zumindest in dieser Hinsicht übertrifft.“

Vom Nervenbündel zum Helden

Der selbe Andreas Burkert schreibt über den Hauptdarsteller dieser Partie in der SZ: „Prinz Poldi ist er ja in Köln, der Zehn-Millionen-Transfer, der Rückkehrer aus München, auf dem fast alles lastet von den traditionell heillos überzogenen Erwartungen in der Domstadt. Gegen die Bayern wurde er allem gerecht, er verteilte dynamisch und mit Übersicht Bälle, schoss gefährlich, er gewann Sprintduelle und behauptete sich am Ball auf engstem Raum; wenn man die Nationalelf als Maßstab nehmen darf, bestärkte er Bundestrainer Löw in dessen Meinung, Podolski sei der richtige Mann links fürs WM-Mittelfeld. Denn seine Gegenspieler hießen diesmal meist Schweinsteiger und Lahm.“

Auch die taz ist angetan von Podolskis fußballerischer Vorstellung. Daniel Theweleit bemerkt „innerhalb von 90 Minuten die Metamorphose vom glücklosen Nervenbündel zum großen Helden. Denn Podolski hatte nicht nur das 1:0 erzielt, er hatte gekämpft, geackert, die Latte getroffen und viele spielerische Impulse eingebracht.“

„Schweini und Poldi“ als die beiden Torschützen des Tages. Nicht nur Gregor Derichs fällt da im Tagesspiegel etwas Naheliegendes auf: „Es war eine besondere Note der Partie, dass Schweinsteiger den Ausgleich schoss. Podolski und Schweinsteiger, die während der WM 2006 als Traumduo dargestellt wurden, haben seitdem eine unterschiedliche Entwicklung genommen. Beim 1:1 waren sie die besten Spieler ihrer Teams, wobei Podolski eine Woche mit einem für ihn ungewöhnlichem Verlauf abschloss. Im Länderspiel gegen Argentinien war er auf dem Feld unauffällig geblieben und hatte außerhalb gepöbelt, im FC-Trikot glänzte er. In der Regel ist es umgekehrt.“

Den alten Kauz anerkannt

Obwohl es doch der aktuelle Meister ist, finden sich nur wenig Stimmchen zu seiner Auferstehung. Für die SZ war Claudio Catuogno in Wolfsburg: „Die Meister-Elf von 2009 hat den bisweilen auf kauzige Weise altmodisch wirkenden Köstner als Autorität anerkannt – und ruft erstmals wieder dauerhaft ihr Potenzial ab.“ Ob das auch in der nächsten Saison noch mit dem zweifachen Torschützen dieser Partie, Edin Dzeko, gelingen wird, ist offen. „Sollte ein Klub die vertraglich fixierten 40 Millionen Euro Ablöse anbieten, dürfte Dzeko gehen. Das ist am Samstag wieder ein bisschen wahrscheinlicher geworden.“

Schalke zählt zu den Meisteranwärtern

Drei Säulen des Schalker Erfolgs nennt Jörg Strohschein im Tagesspiegel: die Qualität bei Standardsituationen, die große Ausdauer, meist größer als jene des Gegners und die starke Defensive. So könnten die Schalker dann auch „solch ein Spiel mit Kontern durch Ivan Rakitic und Kevin Kuranyi entscheiden. Doch all diese Faktoren lassen Magath nicht von seiner Meinung abrücken, lediglich um die Qualifikation für die internationalen Plätze zu spielen.“ Man müsse noch gegen Stuttgart, Leverkusen und Bayern antreten. „Ein ähnlich schweres Schlussprogramm hatte in der vorigen Saison der VfL Wolfsburg.“

Nicht nur Strohschein bemüht die vermeintlich offensichtlichen Ähnlichkeiten zur Lage in Wolfsburg. In der FR findet Jörg Hanau: „Die Parallelen verblüffen. Als Blaupause reichen sie für den Meistermacher aus dem unterfränkischen Aschaffenburg zwar nicht, behauptet er gerne. Wenn einer Schalke nach 52 Jahren wieder zum Meister machen kann, dann aber wohl dieser Felix Magath. Seine charismatische Ausstrahlung, vor allem aber seine ganz persönliche Erfolgsgeschichte bringen die Fußballfans in Gelsenkirchen zum Träumen. Wie schon in Wolfsburg, ist es ihm auch diesmal gelungen, eine Mannschaft aus erfahrenen und bislang namenlosen Profis zu formen, die dem Trainerdespoten bedingungslos folgt.“ Die nächsten Spiele seien für Schalke entscheidend. „Danach wissen wir, ob sich Geschichte tatsächlich wiederholen kann.“

Sein Augenmerk auf den unterlegenen Gegner Eintracht Frankfurt richtet Uwe Marx in der FAZ: „Fortan waren die Eintracht-Profis bei jedem weiteren Eckball und jedem weiteren Freistoß in der Nähe des Strafraums so nervös, dass sie sich eine Ballunsicherheit nach der anderen leisteten. Es war deshalb erstaunlich, dass sie sich nach der Pause plötzlich so präsentierte, als sei sie eine andere. Dabei hatte Trainer Michael Skibbe nur den Brasilianer Caio ins Spiel gebracht, der bisher nicht dafür bekannt war, schwierigen Partien eine neue Wendung geben zu können. In diesem Fall aber brachte er neuen Schwung – zumal sich seine Mitspieler auf wundersame Weise verbessert hatten. Eben noch verunsichert und ohne jedes Konzept gegen einen gut organisierten Gegner spielten nun die Frankfurter so offensiv, dass es den Schalkern Mühe machte mitzuhalten.“

Das sah Fabian Schmidt zumindest ähnlich (FAZ), was wiederum Schalke nicht verzweifeln lassen sollte: „Auch wenn die Leistung der Gelsenkirchener in Frankfurt tatsächlich nicht meisterlich war, zählt Magaths Team zu den Titelanwärtern – und bringt auch neben dem Platz Qualitäten dafür mit. Es ist in der Bundesliga eher die Ausnahme, dass Fans bei einem Auswärtsspiel die eigenen Anhänger singend zum Aufstehen auffordern, und sich nicht nur in diesem Block, sondern in der gesamten Arena zahlreiche blau-weiß gekleidete Menschen erheben. Genauso meisterlich ist das Gespür des Schalker Trainers.“ Mit seinen Wechseln habe er dem Gegner die Verve genommen und so für den Schalker Sieg gesorgt.

Bremer Licht- und Schattenspiele

Stuttgart bleibt weiterhin stark, in Bremen allerdings nicht lange genug, meint in der FR Frank Hellmann: „Bremen war im Grunde mehr als eine Stunde chancenlos. Kraftakt statt Kombinationsfußball – das ist nicht das, was Schaaf sich vorstellt. Und was auch das verwöhnte bremische Publikum nicht goutiert. Zu spüren bekamen es die falschen Protagonisten: Wann immer die Notbesetzung der Viererkette rechts und links draußen dilettierte, Aymen Abdennour seine seltsamen Stellungsfehler beging oder Sebastian Prödl demonstrierte, dass er Innen- und kein Außenverteidiger ist – stöhnte und höhnte die Kulisse.“

Mal wieder altbekannte Bremer Wankelmütigkeit attestiert Iris Hellmuth in der Berliner Zeitung: „Als wollten sie die gesamte bisherige Saison in 90 Minuten zusammenfassen, spielten die Bremer so wechselhaft wie die Licht- und Schattenspiele im Weserstadion. Besonders gut konnte man das an den Spielern Aaron Hunt und Mesut Özil beobachten: Wie ein losgerissener Schlittenhund wirbelte Hunt unentwegt durchs Bremer Mittelfeld, eroberte Bälle, stoppte, flankte, spielte passgenau ab, während Özil so gut wie gar nichts gelang; und doch war es Hunt, der nach 60 Minuten die Szene des Spiels prägte. Özil hatte in Strafraumnähe quer auf ihn abgelegt, obwohl er selbst besser stand, Hunt verzog und riss ratlos die Arme in den Himmel.“

In der FAZ ahnt Peter Penders, dass ein Bremer Trio vielleicht doch nicht die WM entscheiden wird. „Özil, vor allem aber Hunt und Marin, die Bundestrainer Löw kritisiert hatten, weil sie gegen Argentinien nicht zum Einsatz gekommen waren, leisteten sich hier und da einen Schnörkel zu viel. Erinnert man sich an das Verständnis von Löw für öffentliche Kritik, haben sie zudem ihre Einsatzchancen in der Nationalmannschaft nicht drastisch erhöht.“ Dass Werder am Ende trotz Gelegenheiten dazu die Partie nicht noch gewann, empfindet Penders als gerecht: „Es wäre auch etwas viel Bestrafung für eine Schlussviertelstunde gewesen, in der Stuttgart einen schon sicher geglaubten Sieg noch aus der Hand gab.“

Teilnahmslosigkeit auf den Tribünen

Christian Kamp wähnt sich in der falschen Liga, wenn er in der FAZ über die Partie Freiburg-Hannover schreibt: „Bundesliga-Niveau konnte keines der beiden verunsicherten Teams nachweisen. Weil die Freiburger auch noch gute Chancen ausließen und nun schon seit elf Spielen ohne Sieg sind, deutet einiges darauf hin, dass es für die Freiburger im nächsten Jahr in der zweiten Liga weitergehen könnte. Dazu passte eine gewisse Teilnahmslosigkeit auf den Tribünen. Atmosphärisch entstand nie der Eindruck von Abstiegskampf. Im Freiburger Stadion waren sogar etliche Plätze leer geblieben – und das nicht nur wegen des plötzlichen Kälteeinbruchs.“

Auch Christoph Ruf (SZ) lässt keinen guten Grashalm an der Partie: „Hannover 96 war zwar zuvor tatsächlich wie ein Team aufgetreten, das die fußballerischen Grundbegriffe erst wieder mühsam lernen muss. Hannover war dabei aber auf einen Gegner getroffen, der ebenfalls konsequent nachwies, dass er nicht zufällig im Tabellenkeller steht. Wenn von zwei erschreckend schwachen Mannschaften die lethargischere gegen die dilettantischere gewinnt, dann muss das dem Sieger nicht unbedingt unangenehm sein.“

Boris Herrmann kürt in der Berliner Zeitung Papiss Cissé zum Hannoveraner des Tages. Erst habe er eine äußerst gute Torchance stümperhaft vergeben, dann mit seinem Eigentor den Siegtreffer für das Team von Hannover 96 erzielt. Mann des Tages also – für den Gegner.

Halbwegs anständig aus der Liga herauskommen

Grundsätzlich richtig sei das Unaufgeregte der Berliner Verantwortlichen, befindet Jörg Marwedel (SZ), jedoch mit einem kleinen Schönheitsfehler: „Man kann über das sportliche Berliner Führungsduo Preetz/Funkel sagen, was man will, eines ist in jedem Fall richtig: Sie bleiben auch in der schwierigsten Phase des Klubs seit fast 20 Jahren ruhig. Und das ist nicht die schlechteste Eigenschaft, denn die Hertha ist trotz der vielen Rückschläge noch immer eine Mannschaft und kein auseinanderbrechendes Gebilde. Das Problem ist ein anderes, es hat allerdings auch mit dem Coach zu tun. Dessen defensive Grundeinstellung hat vielleicht auch in Hamburg zur Niederlage geführt.“ Doch auch der Gegner Hamburg sei in der Rückrunde nicht mehr mehr als nur Mittelmaß. Zu viele Spieler schleppten ihre eigenen Problem herum.

Im Tagesspiegel sieht Michael Rosentritt die Berliner Malaise vor allem in der Offensive: „Arne Friedrich darf man durchaus den einen oder anderen Fehler vorwerfen, nur eben nicht, dass Hertha in der Offensive so harmlos ist wie selten.“ Und ist der Auffassung, „dass das nicht nur mit Pech zu tun hat, sondern wohl auch mit Unvermögen.“ Zur weiteren Vorgehensweise rät Rosentritt: „Vielleicht könnte man dieses unsinnige, weil inzwischen inhaltsleere und fast schon demagogisch wirkende Motto mal weglassen, um noch halbwegs anständig aus der Nummer rauszukommen. Der VfB Stuttgart ist ein Klub, der den Titel Aufholjäger verdient. Der VfB war nach der Hinrunde punktgleich mit dem Drittletzten, hat aber inzwischen 19 Punkte in der Rückrunde dazugeholt. Hertha holt immer nur theoretisch auf.“

Roger Repplinger verortete die Berliner Probleme an der selben Position (taz): „Die Hertha, mit Adrián Ramos als einzigem Stürmer, Theofanis Gekas, Artur Wichniarek und Gojko Kacar auf der Bank, war passiv. Nur ihr Trainer Friedhelm Funkel hatte ‚Leidenschaft und Aggressivität‘ und sogar ‚Spielfreude‘ gesehen. Was muss der Mann gewohnt sein, wenn er bei dem, was seine Mannschaft in der ersten Halbzeit spielte, so trällert? (…) In der zweiten Halbzeit spielte Hertha nach vorne. Das Spiel wurde offen, Hertha bekam Torchancen. Am Ende zitterte der HSV, hatte auch ein bisschen Glück – und einen guten Torwart Frank Rost.“ Die Punkte jedenfalls blieben in Hamburg.

Und Michael Jahn merkt in der Berliner Zeitung noch an: „Am Sonntag beim Training haben Wichniarek und Gekas ein paar Mal getroffen. Doch die Gegner waren die eigenen Mitspieler.“

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Kommentare

1 Kommentar zu “Podolski beendet seine Torflaute, Schalke jetzt erster Bayern-Jäger”

  1. Magath, der Meister der Ablenkung « Sportlich
    Sonntag, 21. März 2010 um 21:11

    […] Nun darf man Schalke angesichts der folgenden Aufeinandertreffen mit den anderen Meisterschaftsanwärtern nicht als Topfavorit sehen, aber vom Titel und der Champions League reden muss auf und um Schalke erlaubt sein. Das tat auch Bundestrainer Löw in der Frankfurter Arena, der sich in der Halbzeitpause an Wolfsburg erinnert fühlte: „Schalke steht über den Erwartungen und kann ohne Druck aufspielen.“ Gut, dass Magath das nicht hörte. Unter dem Strich bleibt ein hervorragender Nährboden für dessen zweiten Streich. (siehe auch Indirekter Freistoß) […]

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