Internationaler Fußball
Manipulation in China, Todesfälle in Argentinien, Kurden gegen Türken
| Mittwoch, 17. März 2010In China ist die gesamte erste Liga manipulationsverseucht, in Argentiniens Fußball gibt es auch politisch motiviert Todesopfer, in der Türkei muss ein kurdischer Verein wohl zwangsabsteigen
Nur noch eine kriminelle Posse
Mit Blick auf die neuen Manipulationsvorwürfe in Deutschland schreibt Udo Muras (Welt): „Gerichtsfestes ist wohl nicht dabei und so folgern viele fatalistisch: Gegen organisierte Kriminalität ist doch nichts zu machen, wegen solcher Figuren können wir doch nicht aufhören mit dem Fußball. Vielleicht denken wir in zehn Tagen anders darüber, weil wir dann einen Präzedenzfall haben könnten. In China, wo die Manipulation zum Fußballspiel gehört wie die Eckfahne, droht nun tatsächlich die Absage der beginnenden Saison. Schon der Amtsvorgänger des Verbandspräsidenten, welcher nun die Absage erwägt, war wegen Verwicklung in Manipulationen verhaftet worden. Wo Trainer auf Niederlagen hoffen und Schiedsrichter das Ergebnis schon vorher kennen, da ist der Fußball schwer krank, denn er ist nur noch eine kriminelle Posse. Die sich leider lohnt.“
Träge bis desinteressiert
Vom einen nicht allein in Deutschland relevanten Thema zum nächsten. Auch der Fußball in Argentinien kämpft mit Gewaltauswüchsen, allerdings in völlig anderen Dimensionen. In der SZ berichtet Peter Burghardt von allein 5 Toten im Zusammenhang mit rivalisierenden Fangruppen in den letzten Wochen. Zwar wird nicht klar, welchen Zeitraum sie abdeckt, dennoch stammt die absolute Zahl der Opfer aus einer gänzlich anderen Dimension als hierzulande: „Insgesamt 248 Tote hat die Zeitung La Nación im Schattenreich des argentinischen Fußballs gezählt. ‚Der Wahnsinn geht ungebremst weiter‘, schreibt das Blatt. Der Wahnsinn der Barras Bravas, wie die Kurvenrowdys am Rio de la Plata heißen.“ Dabei ginge es in Argentinien zumeist um mehr als Fußball. Geschäfte mit Trikots und Tickets, auch mit Drogen würden diese Banden zusammenhalten. Doch die politischen Kräfte, welche die Fanhorden als „Streitmächte“ nutzten, hätten wenig Interesse daran, die Auseinandersetzungen zu stoppen. Um gemeinsam zur WM in Südafrika zu reisen, hat sich extra ein Zusammenschluss verschiedener Gruppierungen gegründet, die HUA, welche gleichzeitig die „irgendwie linke“ Präsidentin Fernandez de Kirchner und ihren Vorgänger und Gatten Nestor unterstützt. Die dankten es mit dem Kauf der TV-Rechte und kostenlosen Übertragungen der Ligaspiele. Zwar sei offiziell Friedfertigkeit Bedingung für die Mitgliedschaft in diesem neuen Zusammenschluss, doch: „Die Politik, die Justiz und auch Argentiniens Fußballverband sind träge bis desinteressiert“, wenn es um die Aufklärung der Ausschreitungen geht.
Heizen „Provokateure“ den Konflikt an?
Auch in der Türkei verquickt sich der Sport mit der Politik. Dort läuft der Graben zwischen Türken und Kurden. Diyarbakirspor heißt ein Klub der Süper Lig, der ersten türkischen Liga, mit dem sich mehrheitlich die kurdischen Einwohner der Türkei identifizieren. Nach zweimaligen Spielabbrüchen wegen Ausschreitungen droht nun – gemäß den Regeln – der Zwangsabstieg, berichtet in der FR Gerd Höhler: „Einen Ausschluss aus der Süper Lig würden die Kurden nicht nur als sportliche Disziplinarstrafe, sondern als ethnische Erniedrigung empfinden. Umgekehrt sehen viele türkische Nationalisten in Diyarbakirspor den sportlichen Arm der verbotenen Guerillaorganisation PKK. Eine Polarisierung dieser Fußball-Rivalität käme der Regierung gerade jetzt sehr ungelegen. Denn Ministerpräsident Tayyip Erdogan versucht, seine ins Stocken geratene ‚Demokratie-Initiative‘ wieder in Schwung zu bringen. Sie soll den Kurden mehr kulturelle sowie politische Rechte geben und helfen, den blutigen Konflikt zu beenden.“ Zuletzt waren im Zuge der Entspannung dieses Konflikts PKK-Anhänger nach über 10 Jahren aus dem Irak zurückgekehrt. Abdullah Öcalan, Bruder des inhaftieren PKK-Führers, würde gerne über weitere Annäherung verhandeln. „Doch dazu dürfte es kaum kommen: Mit Abdullah Öcalan zu verhandeln, das wäre nicht mal für Ministerpräsident Erdogan politisch durchsetzbar. Genauso wenig kann der Premier den drohenden Abstieg von Diyarbakirspor in die zweite Liga verhindern. Klub-Präsident Cetin Sümer vermutet, die Zwischenfälle vom Sonntag seien ohnehin nicht von Fans verursacht worden, sondern von ‚Provokateuren‘, die den Konflikt anheizen wollen.“
Kommentare
2 Kommentare zu “Manipulation in China, Todesfälle in Argentinien, Kurden gegen Türken”
Mittwoch, 17. März 2010 um 18:54
Wie armselig muss man sein, dass man in einer Fussballmannschaft den „sportlichen Arm“ einer Freiheitsbewegung sieht??
Sport ist Sport und dabei sollte es bleiben.
Ausserdem habe ich absolut kein Verständnis dafür, dass Diyarbakirspor absteigen soll in die zweite Liga.
Ich meine die Fans dieser Mannschaft wurden ja in den Spielen zuvor auch von den Fans der rivalisierenden Fussballmannschaft Bursaspor erniedrigt geschlagen und beleidigt.
Wieso müssen die nicht mit Sanktionen rechnen?? Wieso ist immer alles so einseitig?
Türkische Nationalisten die in in Diyarbakir den sportlichen Arm der PKK sehen gibt es anscheinend nicht nur in den Fanblocks der Stadien sondern auch auf allen anderen und höheren Ebenen….leider.
Mittwoch, 17. März 2010 um 19:25
Diyarbakirspor ist eine Fußball Mannschaft aber einige Fans von Diyarbakirspor sind halt Anhänger der PKK-Terroristen.
Nicht nur in der Türkei gibt es zwangsabstiege fast überall ist das so wenn Spiele durch Fans mehrmals unterbrochen werden.