Bundesliga
Preetz ohnmächtig, Hamburg glücklich, Nürnberg verfängt sich
| Dienstag, 13. April 2010Hamburg siegt mal wieder, Nürnberg verliert trotz guter Leihspieler, in Hoffenheim brodelt es weiter, Hertha sorgt für Fremdschämen
Trochowski nur noch dritte Wahl?
Richard Leipold (FAZ) ist von keinem der beiden sonntäglichen Gegner angetan: „Nachdem die Hamburger ihre holprige Anfangsphase unbeschadet überstanden hatten, schien das Spiel sich in ihrem Sinne zu entwickeln, zumindest dem Ergebnis nach. Die Bochumer waren nach forschem Beginn rasch wieder in altbekannte spielerische Schwächen verfallen.“ Doch nach der Führung für den HSV legte dieser nicht nach: „Die Hamburger passten sich dem niedrigen Niveau der westfälischen Abstiegskämpfer an und brachten den VfL wieder ins Spiel.“
Ulrich Hartmann berichtet in der SZ, dass es auch mit neuem Personal nicht besser wurde: „Bruno Labbadia korrigierte zu Beginn der zweiten Halbzeit zunächst einmal seine eigene Entscheidung, für den verletzten Pitroipa auf links zunächst Torun aufgeboten zu haben anstatt jenes deutschen Nationalspielers namens Piotr Trochowski, der bei Labbadia nur noch dritte Wahl zu sein scheint und erst nach der Pause eingreifen durfte. (…) In der 62. Minute erhöhte Labbadia dann das Risiko. Er brauchte einen Sieg – und brachte den Stürmer Marcus Berg für den Rechtsverteidiger Guy Demel.“ Doch auch Berg habe keinen Umschwung bewirken können. Am Ende reichte es dennoch glücklich für den Sieg der Hamburger. „Die drei Punkte werden für etwas Ruhe im unruhigen HSV-Umfeld sorgen. Aus dem Schneider aber sind Labbadia und die Seinen noch nicht.“
Köstner wie in Unterhaching
Die übliche Berechnung bei Spielen mit derartigem Verlauf stellt Elisabeth Schlammerl in der FAZ auf: „Die Wolfsburger erreichten drei Tage nach dem Viertelfinal-Aus in der Europa League gegen den FC Fulham mit minimalem Aufwand den maximalen Ertrag, dem Meister genügten zwei gefährliche Vorstöße, um durch Dzeko und Grafite zu zwei Toren zu kommen und damit das Spiel für sich zu entscheiden.“
Wie der VfL das genau bewerkstelligte, legt Volker Kreisl in der SZ dar: „Der Trick war recht einfach, Köstners Wolfsburg spielte wie vor zehn Jahren Köstners Unterhaching. Die Räume zwischen Strafraumgrenze und Mittellinie waren von zwei Abwehrriegeln dicht besetzt, und die Nürnberger waren so freundlich, sich immer wieder darin zu verfangen wie in einem Spinnennetz.“ In der zweiten Halbzeit habe Nürnberg dann einige Chancen herausgearbeitet, alles aber in Sekunden zerstört: „Ilkay Gündogan spielte den Ball im Spielaufbau zu Wolfsburgs Spielmacher Misimovic, der sofort effizient das Spiel machte. 66 Minuten war er gestanden oder gejoggt, dann gelang ihm ein fantastischer Pass auf Dzeko, und der Abend war entschieden.“
Dass der Club aus Nürnberg im nächsten Jahr vielleicht wieder, wie so häufig, ein neues Team aufbauen müsse, vermutet Volker Kreisl (SZ): „Für mittellose Vereine ist das Talente-Leihen reizvoll. Man erhält überdurchschnittliche Spieler zu überschaubaren Preisen und trägt kein finanzielles Risiko. Wenn alles gut geht, so sagen es die Beteiligten, ‚haben alle profitiert‘. Der Stammverein erhält Leihgebühr und Ausbildung für seinen Spieler, der Spieler hat gespielt, statt auf der Ersatzbank zu sitzen. Der leihende Klub schließlich feiert einen Zwischenerfolg – und muss mit einer großen Lücke zurechtkommen. (…) Wenn sich beim Club auch weiterhin etwas entwickeln soll, dann geht das nur, wenn er die Klasse hält, und das schafft er nur, wenn die drei Leihkräfte so gut spielen, dass deren Wert den eigenen Stammklubs deutlich wird. Die werden sich die Dienste der fertigen Fußballer also sichern.“
Ratsam also für den 1. FC Nürnberg, sich im Falle des Klassenerhalts nicht auf der vermeintlichen Entwicklung und Stärke gegen Ende dieser Saison zu verlassen. Nicht weniger als 6 Spieler, die größtenteils zum Stammpersonal zählen, sind nur ausgeliehen.
Die Frage nach früherer Konsquenz
„Der bekennende Fußball-Laie kündigte an, sich ‚auch bei externen Experten‘ Rat einzuholen, zudem will Hopp den Spielerrat treffen“, berichtet die SZ nach dem sportlichen „Tiefpunkt“ in Hoffenheim. Hopp ahne die Gründe für die schlechten Leistungen, wird er zitiert. „Die Frage ist, wie konsequent Undiszipliniertheiten in der Vergangenheit intern geahndet wurden. Vor dem Köln-Spiel hatte Rangnick erstmals Spieler aus dem Kader suspendiert und zudem Mittelfeldspieler Sejad Salihovic die Kapitänsbinde entnommen und Verteidiger Josip Simunic zum Spielführer ernannt. Teile der Mannschaft haben durch ihre jüngsten Leistungen bei den Fans den Eindruck lustloser, abgehobener Möchtegern-Stars hinterlassen.“
Für den Tagesspiegel spricht Kevin Borfleth mit einem „langjährigen Hoffenheimer Fan“ und der Ausdruck ist wohl keine Ironie über die Blockade und die Schmährufe der Hoffenheimer Zuschauer.
Ein launiger Kommentar zum neuerdings von Bayer Leverkusen geschützten Begriff „Vizekusen“ ebenfalls im Tagesspiegel von Friedhard Teuffel.
Aber bitte mit Größe
Englische Forscher hätten nachgewiesen, dass der Heimvorteil im Fußball entgegen anders lautender Gerüchte tasächlich noch existiere. Warum er bei Hertha aber nicht zum Tragen kommen kann und konnte, erläutert Markus Lotter in der Berliner Zeitung : „Hertha BSC hat unter Friedhelm Funkel keinen Heimspielmodus entwickelt, hat keine Idee für das Spiel gegen dicht gestaffelte Gegner, die von ihren Cheftrainern mit der Maßgabe Reaktion statt Aktion aufs Feld geschickt werden. Ob Fremde oder Heimat, ob mit oder ohne Ostkurve, – der Spielrhythmus der Funkel-Elf bleibt unverändert, als könne von außen nichts und niemand Einfluss auf die Gangart dieser Mannschaft nehmen.“
Fremdschämen würde Markus Lotter (Berliner Zeitung) sich lieber nicht müssen. Diesen Wunsch macht Hertha BSC Berlins neuer Manager zunichte. Michael Preetz verspüre eine „Ohnmacht“ angesichts der vielen vermeintlichen Fehlentscheidungen gegen seinen Klub. Woraufhin er einen Beschwerdebrief an den DFB verfasste. „Und genau das ist es, was Preetz auch ausstrahlt. So ohnmächtig ist er, dass er in seinem ersten Berufsjahr fern von aller Sachlichkeit agiert und argumentiert. Übertrieben sind seine Gesten als Veitstanzpartner von Cheftrainer Friedhelm Funkel an der Seitenauslinie. Überladen von Allgemeinplätzen sind seine Aussagen zur misslichen Lage des Klubs, der in dieser Spielzeit auch in seiner Außendarstellung erheblichen Schaden genommen hat. Wenn man schon absteigt und die Hauptstadt zu einem Ort ohne Erstligafußball macht, dann doch bitte mit einer entsprechenden Größe. Bitte!“
Kommentare
4 Kommentare zu “Preetz ohnmächtig, Hamburg glücklich, Nürnberg verfängt sich”
Dienstag, 13. April 2010 um 12:46
(…) hatte Rangnick (…) und zudem Mittelfeldspieler Sejad Salihovic die Kapitänsbinde entnommen (…)
Sejad Salihovic ist ein Wäschekorb aus dem bosnischen Ikeasortiment? 🙂
Dienstag, 13. April 2010 um 21:08
Der freistoss des tages ist diesmal ja wirklich irrelevant. Ein schlechter Blogbeitrag und nur entfernt – und wenn dann fast peinlich – interessant wegen Bezug auf OF und IF. Naja. Darf auch mal daneben gehen…
Mittwoch, 14. April 2010 um 14:06
Oioioi, ich gebe Lena voll und ganz Recht… Unterirdisch.
Sonntag, 18. April 2010 um 21:02
Noch jemand, der zum Schmunzeln in den Keller gehen will?
Heult doch.
(Und wer will, kann diesen FdT auch noch GANZ ANDERS verstehen)