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Bundesliga

Hoffenheimer Possenspiel, Berliner Missverständnis und zweifelhafte Sparmaßnahmen

Kai Butterweck | Dienstag, 11. Mai 2010 1 Kommentar

In Hoffenheim geht es derzeit turbulent zu. Personelle Veränderungen und eine neue Transferpolitik sollen den Club wieder auf die Beine bringen. In Berlin geht der Kapitän als erster von Bord

Bei der TSG Hoffenheim steht nach einer mehr als durchwachsenen Saison ein rigoroser Umbruchkurs an. Vor allem die Transferpolitik des Vereins soll verändert werden. Jens Bierschwale (Welt Online) hat Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp interviewt und gleich die neue Strategie für die kommende Saison erfahren: „Nach den Volltreffern der beiden Jahre zuvor war die Einkaufspolitik vergangene Saison nicht gut. […] Wir haben daraus unsere Lehren gezogen. Unsere Verpflichtungen werden vornehmlich deutschsprachige, junge Spieler sein.“ Der erste, der an der Zusammenstellung des Kaders der vergangenen Saison maßgeblich beteiligt war und seine Konsequenzen daraus zog, war Manager Schindelmeiser. Nach vier Jahren Amtszeit folgte vergangenen Samstag sein Rücktritt. „In Jan Schindelmeiser verlieren wir einen absoluten Fachmann und einen der Architekten unseres Erfolgsmodells. Ich bedauere seinen Abschied sehr“, erklärt Hopp. Die ungewisse Zukunft von Chefcoach Ralf Rangnick bereitet  ihm dagegen weniger Sorgen: „Ralf Rangnick weiß, was er an Hoffenheim hat und umgekehrt – wir müssen uns gegenseitig nichts schmackhaft machen. Die Gespräche sind jetzt abgeschlossen, Ralf Rangnick wird bis Mittwoch endgültig seine Entscheidung treffen. Alles andere als eine Entscheidung, in Hoffenheim weiter zu machen, wäre für mich mehr als überraschend.“

Züge eines absurden Theaters

Für Oliver Trust (FAZ) trägt die Situation in Hoffenheim allerdings schon „Züge eines absurden Theaters.“ Nach Schindelmeisers Demission würden „jede Menge ungeklärte Fragen“ bleiben. Auch hier komme „das aktuelle Stühlerücken dem Versuch eines Neustarts gleich.“

Der Rücktritt von Schindelmeiser erhöhe aber zumindest die Hoffnung des Verbleibs von Trainer Ralf Rangnick, denn „Rangnicks Machtfülle geriet ins Wanken, als Hopp im Januar 2009 Schindelmeiser zum Geschäftsführer machte und damit de facto zu Rangnicks Vorgesetztem. Damit hatte vor allem der Cheftrainer seine Probleme. Rangnick hatte Schindelmeiser 2006 als Assistenten für den Managementbereich geholt. Intern soll es zuletzt mehrfach zu Reibereien gekommen sei. Unter anderen machte der Trainer den Manager für das Scheitern des angestrebten Transfers von Lewis Holtby verantwortlich, der statt zu Hoffenheim nach Schalke wechselte.“

Ob Ralf Rangnick auch in Zukunft noch Trainer der TSG sein wird bezweifeln hingegen Tobias Schächter und Jan Christian Müller (FR), denn „ein Knackpunkt dürfte der von Hopp neu gegründete Beirat sowie der ohne Abstimmung mit Rangnick ins Visier genommene Schindelmeiser-Nachfolger sein. Zum Beirat, der Hopp nun regelmäßig beraten wird, gehören dessen Sohn Daniel, SAP-Vorstand Gerd Oswald sowie Hopps Steuerberater Berthold Wipfler. Rangnick ist dieses Kontroll- und Aufsichtsgremium ein Dorn im Auge, es widerstrebt dem 51-Jährigen, sich vor Fußball-Laien regelmäßig erklären zu müssen.“ Vor allem den Entzug des Vorschlagsrechts für die Schindelmeiser-Nachfolge habe Rangnick „sehr wohl irritiert registriert.“

Abschied ohne Tränen

Auch in der Hauptstadt wird gezwungenermaßen ein Umbruch von Statten gehen. Angriffsfläche bietet wieder einmal Arne Friedrich, der sich als erster zu Wort gemeldet und seinen Abgang bekannt gegeben hat. Für Julien Wolff und Uwe Breme (Berliner Morgenpost) „fühlt sich Arne Friedrich erneut missverstanden“. In einem Interview hatte er zuvor erklärt, dass er den Verein verlässt. „Keine Worte an die Fans, keine Trauer um den abgestiegenen Verein. Friedrichs Auftritt war sinnbildlich.“ Doch nicht nur zwischen Kapitän und Fans gab es bisweilen Diskrepanzen: „Auch in dem Verhältnis zwischen Friedrich und der Hertha-Führung fehlt es an Vertrauen. Ob er das Gefühl hat, Hertha habe sich genug um ihn bemüht, wurde Friedrich gefragt. Antwort: ,Kein Kommentar. […] Es ist nicht so, dass Hertha mir ein Angebot gemacht hat‘. Ein eigentümlicher Satz. Schließlich hat sich sein Agent bei Hertha gemeldet, um über Konditionen eines Wechsels nach Wolfsburg zu reden.“ Letztendlich habe „er und der Verein sich oft ungeschickt verhalten.“ Eine Saison voller Reibereien vor und hinter den Kulissen, die mit dem Abstieg ihren unrühmlichen Höhepunkt fand. Schlussendlich sei der Kapitän „offenbar mit der Rolle des Anführers überfordert“ gewesen.

Etwas anders sieht das Michael Rosentritt (Tagesspiegel): „Kapitän Arne Friedrich wird Hertha BSC nach dem Abstieg in die Zweite Liga auch deswegen verlassen, weil der Verein ihn nicht daran hindert.“ Der Verein habe es versäumt, „offiziell einen Standpunkt zu beziehen.“ Es sei „kein Bekenntnis zu seinem Kapitän abgegeben“ worden. Wenn, dann sei hinter vorgehaltener Hand beklagt worden, dass Friedrich zu teuer sei. Insgeheim habe der Klub darauf gehofft, „eine hübsche Ablösesummer kassieren zu können für seinen einzigen deutschen Nationalspieler. Das geht aber nur, wenn der Klub die Option zieht. Das erschien Hertha bislang zu riskant, weil man glaubte, Friedrich könnte auf die Idee kommen, seinen dann fürstlich dotierten Zweitligavertrag auszusitzen.“ Auch wenn „Arne Friedrich nicht immer Werbung für sich hat machen können, in dieser Abstiegssaison. Aber wer bei Hertha BSC kann das Gegenteil von sich schon behaupten?“ Das Verhältnis zwischen Spieler und Verein ist aufgeraut und wird wohl kaum noch komplett zu glätten sein. Dennoch: „Am wahrscheinlichsten erscheint derzeit, dass Hertha und Friedrichs Berater sich einig werden. Das könnte so aussehen, dass Hertha die Option zieht, aber die dann fällige Ablösesumme, die der aufnehmende Verein zahlen müsste, nicht abschreckend hoch ansetzt. Friedrich könnte problemlos wechseln und Hertha einen Topverdiener streichen.“

Kommentare

1 Kommentar zu “Hoffenheimer Possenspiel, Berliner Missverständnis und zweifelhafte Sparmaßnahmen”

  1. Peter Glock
    Mittwoch, 12. Mai 2010 um 12:10

    Früher hat man sich immer gefragt: Warum bleibt der Nationalspieler Friedrich eigentlich bei diesem mittlmäßigen Verein?
    Jetzt hat das Image voll auf ihn abgefärbt.

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